Mit Spannung wurde heute Nachmittag das Urteil im Fall "Michelin-Teams gegen die FIA" erwartet. Im Vorfeld war sogar vom bevorstehenden "Ende der Formel 1" die Rede, welches eingetreten wäre, wenn die Teams eine Rennsperre erhalten hätten.

Doch dann kam alles wieder einmal völlig anders: Der FIA World Motor Sport Council befand die sieben Michelin-Rennställe zwar in zwei der fünf Anklagepunkte für schuldig, doch wollte man vorerst noch kein Strafmaß festlegen und vertagte sich stattdessen um zweieinhalb Monate auf den 14. September.

In der Zwischenzeit möchte man überprüfen, ob noch einmal solche Reifenprobleme bei Michelin auftreten und welche Entschädigungsmaßnahmen die Teams und ihr Reifenhersteller unternehmen werden.

Für motorsport-magazin.com-Motorsportexperte Sven Heidfeld eine lächerliche Entscheidung. "Es hört sich so an, als ob man die WM nur spannend machen möchte", urteilte Sven nach dem nicht erfolgten Urteilsspruch des WMSC. "Man scheint sich die Möglichkeit offen halten zu wollen, Mitte September sagen zu können: Ferrari ist noch nicht dran oder ein anderes Team hat einen zu großen Vorsprung, nun müssen wir die Punkte noch etwas zurecht schieben, damit noch etwas Spannung in die WM kommt."

Entsprechend ist die heutige Entscheidung wieder einmal alles andere als hilfreich für die zuletzt arg angeschlagene Königsklasse des Motorsports. "Generell ist es für die Formel 1 einfach nicht gut", mahnt Sven. "Es gibt keine klaren Regeln und auch dieses 'Urteil' ohne Urteilsverkündung ist wieder nichts Klares."

Es fehlt einfach der notwendige Schlussstrich unter die Indy-Affäre. "Stattdessen wird auch in den kommenden Wochen immer noch über dieses Thema gesprochen und der Sport davon überschattet werden."

Immerhin lässt die Aufschiebung des Urteilsspruches, wegen einer weiteren Beobachtung der Entschädigungsmaßnahmen, zumindest auf ein versöhnliches Ende hoffen. Denn mit dem Friedensangebot von Michelin vom gestrigen Dienstag, wurde ja bereits ein erster Schritt in die richtige Richtung unternommen.

Ob die angekündigten 20.000 Freikarten 2006 aber tatsächlich in Indianapolis eingelöst werden können, bleibt weiterhin abzuwarten. Sven glaubt jedenfalls nicht daran: "So wie ich das sehe, braucht die F1 so schnell nicht mehr nach Indianapolis zu fahren."