54 Punkte holte Sebastian Vettel in den ersten drei Rennen der Formel-1-Saison 2018. 50 davon alleine in den ersten beiden Rennen. Vor zwei Wochen in China hätten es erneut Big Points werden können, doch der Renngott - oder besser Max Verstappen - hatte etwas dagegen. Nach dem Abschuss durch den Niederländer holte der Ferrari-Pilot lediglich Rang acht und damit vier Punkte.

Dabei hätte Vettel unter normalen Umständen wohl Platz vier und damit zwölf Zähler geholt. Überraschend deshalb seine Reaktion direkt nach dem Rennen. Keine bösen Worte in Richtung Verstappen, kein Ausraster, nichts. "Er hat sich damit mehr geschadet als anderen", erklärte Vettel nun in Baku, wo am Wochenende das vierte Rennen der F1-Saison 2018 stattfindet.

"Natürlich hatte ich damit gar nichts zu tun, aber er hätte das Rennen ja gewinnen können", so Vettel weiter. "Unter dem Strich hat er das Rennen nicht gewonnen und das ist die Frage, die er sich dann selbst stellen muss, die er sich wahrscheinlich gestellt hat und dann gemerkt hat, dass es irgendwie nicht zusammengekommen ist."

Max Verstappen drehte Sebastian Vettel beim China GP, Foto: Sutton
Max Verstappen drehte Sebastian Vettel beim China GP, Foto: Sutton

Seine eigene Vergangenheit spielte dabei angeblich keine Rolle. "Nicht wirklich", meinte Vettel lediglich. Auch der inzwischen viermalige Weltmeister machte zu Beginn seiner Formel-1-Karriere Fehler, die oftmals anderen Piloten Punkte kosteten. Mark Webber und Jenson Button wissen ein Lied davon zu singen.

"Zuerst hatte ich auch Glück, dass ich [in China] weiterfahren konnte. Und die Tatsache, dass er direkt nach dem Rennen zu mir gekommen ist, rechne ich ihm an", verriet Vettel. "Ich habe ihm dann auch gesagt, dass es sein Rennen war, das er hätte gewinnen können. Und letztendlich will sich niemand selbst abschießen."

Vettel weiter: "Aber Dinge passieren und ich bin kein großer Fan davon, alles auf den grünen Tisch zu ziehen, dann Erklärungen für alles finden zu müssen und die Dinge mit Strafen zu regeln. Es ist viel besser, das von Angesicht zu Angesicht abzuhandeln und dann weiterzumachen."

Sebastian Vettel ist/war selbst kein Kind von Traurigkeit, Foto: Bridgestone
Sebastian Vettel ist/war selbst kein Kind von Traurigkeit, Foto: Bridgestone

Trotz China reist Vettel mit viel Rückenwind nach Aserbaidschan. Auf allen drei bisherigen Strecken war Ferrari ein Siegeskandidat. "Nach den drei Rennen sollten wir hier auch okay sein. Aber wir wissen, dass es sehr eng ist und wenn du hier und da ein paar Probleme hast, kann das viel ändern. Aber das ist aufregend: Wenn du die Dinge zusammenbekommst, weißt du, dass du vorne sein kannst."

Sebastian Vettel: Mercedes noch vor Ferrari Favorit

Dass die Details entscheiden, konnte man schon in China sehen, als Ferrari Mercedes im Qualifying plötzlich ablederte. "Ich bin mir sicher, dass Mercedes nicht eine halbe Sekunde hinter uns ist", so Vettel. "Wir haben im Rennen gesehen, dass es sehr eng ist. Kleine Dinge können dich aus der Bahn werfen. Ob die Balance, das Setup, die Reifen oder die Bedingungen - kleine Dinge können einen großen Unterschied machen."

Obwohl Mercedes 2018 noch kein Formel-1-Rennen gewonnen hat, sieht Vettel die Silberpfeil-Ära noch nicht beendet: "Mercedes ist nach wie vor der Favorit. Australien hätte durchaus anders laufen können. Und Shanghai auch. Dann redet man plötzlich ganz anders."

Formel 1 2018: Rennanalyse China GP (35:19 Min.)

Doch verstecken muss sich Ferrari in dieser Saison nicht. Das weißt auch Vettel: "Wir wissen, dass wir ein gutes Auto gebaut haben. Und wir wissen auch, dass wir noch viel Potential haben, es schneller zu machen."

Doch genau darauf könnte es in Baku ankommen: Wer holt wie schnell das Maximum aus seinem Paket heraus? "Gerade hier ist es wichtig, sich im Auto wohl zu fühlen und den Rhythmus zu finden - und nicht erst, wenn es schon zu spät ist. Im Rennen ist es zu spät." An den vergangenen Wochenenden hatte Vettel stets am Freitag noch Probleme, erst am Samstag konnte er die teaminterne Hierarchie wiederherstellen.