Ein Sieg im Grand Prix auf der Nordschleife hat eine ganz besondere Bedeutung, denn dieser Kurs galt stets als die "Hohe Schule" für den Automobilrennfahrer schlechthin. Wer den "Ring" meisterte, gehörte zur absoluten Weltspitzenklasse. Mit diesen Worten beschrieb Journalist Günther Molter, der bis 1973 den Grand Prix Zirkus begleitete, in einem Artikel ("Der alte Ring ist einmalig") die Rennen auf dem Nürburgring.
1927 gewann Rudolf Caracciola auf Mercedes Typ S das Eröffnungsrennen. Die deutsche Rennlegende siegte insgesamt fünfmal beim GP von Deutschland auf dem Nürburgring und ist damit Spitzenreiter vor Juan–Manuel Fangio und Alberto Ascari, die jeweils dreimal als Erster die Zielflagge sahen. In seiner Biografie "Titan am Volant" (ebenfalls geschrieben von Molter) schilderte Caracciola die erste Begegnung mit der Nordschleife: "Als wir zum neu eröffneten Nürburgring kamen, rissen wir die Augen groß auf. So etwas hatten wir noch nicht erlebt. Da lag, mitten in den Eifelbergen, eine Straße, eine geschlossene Schleife mit fast 180 Kurven, die auf 22 Kilometer verteilt waren. Eine Strecke mit Steigungen, die dem Motor scharf an die Lunge griffen, aber auch mit unsagbar schönen Ausblicken weit über das Land, auf Täler und Dörfer, Wald und Hügel."
Der GP von Deutschland 1957 auf dem Nürburgring ging gar als das "Jahrhundert–Rennen" in die Geschichte ein. Juan–Manuel Fangio im Maserati entschied sich bereits vorab zum nachtanken und startete deshalb mit halbvollem Tank und auf weichen Reifen. Er übernahm in Runde 3 die Spitze von Mike Hawthorn und Peter Collins (beide Ferrari) und baute seine Führung auf 31 Sekunden aus, doch der Boxenstopp in Runde 12 dauerte endlose 54 Sekunden und Fangio fiel weit zurück. Bereits ab Runde 2 wurde laufend der Rundenrekord verbessert und die Ferraris hatten inzwischen einen Vorsprung von 48 Sekunden.
Teammanager Bertocchi dachte sich mit seinem Topfahrer eine Finte aus, man ließ es ruhig angehen und siehe da, an der Ferrari–Box schluckte man den Köder und gab die Order "Ruhig fahren, Tempo halten" aus. Jetzt war die Jagd eröffnet, Fangio drehte nach einem vereinbarten Zeichen enorm auf, er warf den Maserati nur so um die Kurven, überrumpelte seine Gegner und sicherte sich damit den fünften WM–Titel seiner Karriere. Sein Kommentar: "So riskant wie heute, möchte ich nie mehr fahren."
Lassen wir aber auch Ascari zu Wort kommen: "Der Ring ist für mich die vollkommenste Strecke, die ich kenne, und hier ist nicht allein das Fahrzeug entscheidend, sondern in erster Linie das fahrerische Können. Ich freue mich jedes Mal auf das Rennen, denn man kann sich hier als Fahrer nach Herzenslust austoben."
Die Streckenabschnitte Hatzenbach, Breidscheid, Karussell, Schwalbenschwanz, Wehrseifen, Döttinger Höhe oder auch Bergwerk kannte bald jeder Motorsportfan und auch die Atmosphäre war unvergleichlich. Es strömten Hunderttausende schon Tage vorab zu den Rennen, campierten entlang der Strecke, entzündeten zahlreiche Lagerfeuer und sangen alte Volkslieder. Leider wurde die Nordschleife nach dem Feuerunfall von Niki Lauda 1976 nicht mehr von der Formel 1 befahren. Dies war aber gleichzeitig die Geburt einer neuen und zeitgemäßen Grand Prix Strecke...
diese Formel 1 Historisches