In einer Zeit, in der ein F1 Fan seinem Hobby nur durch Werbungen getrennt am Fernseher frönen kann, außer er verfügt über ein derart üppiges Budget sich Karten für einen Live Event zu leisten, um dann verhüllte Boliden zu sehen, die wahrlich gespenstisch aussehen, gibt es auch noch etwas anderes.

Als in Aachen lebender GP-Fan befinde ich mich in der glücklichen Lage in 45 Minuten in Spa- Francorchamps zu sein oder in 2 Stunden den Nürburgring zu erreichen.

Während Spa nicht so oft interessante Ereignisse bietet, ist mein jährlicher Besuch auf dem Nürburgring unverzichtbar. In diesem Jahr aber hatte ich innerhalb von zwei Wochen beide Strecken auf dem Programm. Spa war vor dem Erscheinen von Michael Schumacher Donnerstags vor dem GP eine heiße Adresse; seit allerdings der 3-fache Weltmeister mitfährt, wird der Ort Spa Francorchamps bereits donnerstags hermetisch abgeriegelt.

Anders am 28. Juli diesen Jahres. Maserati 250F, Lancia- Ferrari D50, BRM 251 und beispielsweise ein Tec-Mec. Alles Relikte der Vergangenheit, die von enthusiastischen Menschen gepflegt, gefahren und präsentiert werden. Keine Barrieren, keine Abdeckungen und Zeit für Fragen, Antworten werden gegeben und der Fotoapparat wird überall "fündig".

Eintritt? Fehlanzeige, lediglich 10,- für den Parkplatz werden kassiert.

Zu Gast waren die Historische Rennwagen. Neben den Formel 2, den Gruppe 4-Boliden gingen hier auch GP-Wagen bis 1961 an den Start.

Etwas anders auf dem Nürburgring: Seit einigen Jahren ist der Oldtimer-GP eine feste Einrichtung und der Zuspruch ist gigantisch. Drei Tage Rennprogramm, Rennklassen aller Art: Vom Mini über die GT-Klasse bis zum Rennen der Thoroughbred Grand-Prix Cars. Volles Programm allen Ortens. Dazu Markentreffen Ferrari, Alfa und zahlreiche andere Fahrzeugtypen und auch auf den Parkplätzen stehen Raritäten. Eintritt 40,-- plus 25,-für den Zutritt ins Fahrerlager. Dort stehen dicht an dicht die Transporter, dazwischen kleine Zelte und unter jedem Zelt verbirgt sich irgendeine Kostbarkeit. Ob ein Lotus F2, ein Ford GT 40 in Original Gulf Lackierung oder ein BMW 328. Leckerbissen soweit das Auge reicht.

Dann der Blick in die Boxen. Geschlossene - nicht abgeschlossene! - Türen dürfen geöffnet werden. Die Sicht auf die Wagen ist frei. Eine Kostprobe gefällig: Brabham BT 33-1, Williams 07C-15, Maserati 2505, Maserati 6C 1547, Hesketh 308-4, ERA R4 A, Surtees TS9-005, Lotus 88B, McLaren M29C... Niemand verbietet den Eintritt, keiner ist unfreundlich; keine Ordner, die einen verscheuchen. kurzum, eine wahre Freude. Da ich einen Fotografen traf, den ich vor einigen Jahren bereits in Spa kennengelernt hatte, erhielt ich eine Zutrittskarte für die Boxengasse und die Startaufstellung für das Rennen der Thoroughbred Grand-Prix Cars, der Serie, in der drei Kategorien antreten:

Klasse A: Fahrzeuge vor dem 31.12.71 (z.B. Brabham BT34, BT33, March und Surtees.)
Klasse B: Fahrzeuge aus der Ground-Effekt-Äera: (Lotus 77-1, March 721X-1, Maki F101C-002, Ensign Na75/MN04)
Klasse C: Fahrzeuge aus der Ground-Effekt-Äera mit flachem Unterboden (Williams FW08-3, McLaren M29C-1, Ligier JS21-3, Williams FW07C-14 etc.)

In der Startaufstellung machte ich Fotos, stand während des Rennens an der Boxenmauer und sah die Siegerehrung des Schweizers Kumschick, der einen Williams des Rennwagensammlers Vonlanthen pilotierte. Nach diesem Rennen begab ich mich erneut in die Budengasse hinter den Tribünen, "gönnte" mir noch ein paar Fotos, erstand einige Bücher und machte mich erschöpft aber Happy auf den Rückweg.