Bernie Ecclestone überrascht mit einer provokanten Aussage. Das an sich ist alles andere als verblüffend. Der Ex-Zampano der Formel 1 war eh und je dafür bekannt, auch mal mit drastischen Thesen für Schlagzeilen zu sorgen. Doch dieses Mal ist nicht nur seine Meinung radikal, sondern auch eine radikale Trendwende.

Thema: Die zunehmende Elektrifizierung der Automobilbranche, auch im Motorsport. Ecclestone, in den vergangenen Jahren stets Chefkritiker der neuen Hybrid-Ära in der Formel 1, fordert plötzlich sogar das komplette Gegenteil, will die F1 am liebsten komplett in eine Elektro-Rennserie ummodellieren.

Ecclestone: Formel 1 muss rein elektrisch werden

"Wir halten noch immer den Namen der Formel 1, wir haben noch immer Verträge mit den Promotern. Lasst uns eine andere Art von Autos bauen, lasst uns mit den Herstellern reden und eine neue, rein elektrische F1 erschaffen, eine Formel 1 für die Zukunft", zitiert der britische Guardian den ehemaligen F1-Boss.

Darum müsse sich der neue Besitzer der Königsklasse, Ecclestones Nachfolger von Liberty Media, jetzt kümmern, um angesichts der stetig wachsenden Formel E samt diverser nahender Hersteller-Einstiege für die Zukunft gewappnet zu sein. Er selbst könne hier nicht mehr helfen. Tatsächlich ist der 87-Jährige Brite als "Chairman Emeritus" nicht länger zu irgendwelchen Entscheidungen befugt.

Ecclestone: Sound & Preisgeld weg - geht anders

Frühestens möglich wäre ein solcher Schritt zur Saison 2021, wenn in der Formel 1 ein neues Motorenreglement in Kraft treten soll. Dabei geht es jedoch einzig und allein um eine Weiterentwicklung des bisherigen Modells mit den Power Units bzw. eine Vereinfachung durch ein Wegfallen der MGU-H sowie einen drastisch verbesserten Sound.

Vor allem letzterem Punkt würde ein Elektromotor völlig zuwider laufen, entsprechend liegt dieses Thema nicht auf dem Tisch der Entscheider. Wohl aber auf dem von Bernie Ecclestone, der plötzlich gleich auch noch das von ihm selbst erst groß gemachte, dann lange erfolgreich verteidigte Preisgeld-System in der Formel 1 am liebsten gleich morgen abschaffen würde, hielte er nur noch das Ruder in Händen.

"Können wir das nicht machen?", fragt Ecclestone. "Die Hersteller bringen die Autos selbst an den Start, aber wir bezahlen sie dann nicht mehr dafür, denn sie bekommen weltweit eine massive Aufmerksamkeit in den Medien. Es wäre dann ja eine Art Super-Formel-E, wenn sie so mögen", schildert Ecclestone seine kuriosen Vorstellungen.

Bernie an Liberty: "Bräuchten nur die Eier"

Die Boliden würden dann jedoch noch immer aussehen wie Formel-1-Renner, führt Ecclestone aus. "Das einzige, das fehlen würde, wäre der Lärm und ich glaube nicht, dass den Leuten nichts einfallen würde, das den alten F1-Krach mehr oder weniger hinbekommt", sagt Ecclestone mit Blick auf Liberty Media. Wie? Zuletzt hatte die Formel 1 bereits mit diversen Mikrofonen experimentiert.

Doch Bernie Ecclestone nimmt darauf keinen Bezug, unterbreitet auch selbst keinen Vorschlag. Stattdessen nimmt der alte Formel-1-Chef seine Nachfolger richtig in die Pflicht: "Sie bräuchten nur die Eier dafür, es heute zu machen. Ich denke, dass sie es machen müssen." Dass damit Ferrari wohl schneller weg wäre als man schauen kann, lässt Ecclestone ebenfalls fast unkommentiert, gesteht aber immerhin: "Ich würde es hassen, die F1 ohne Ferrari zu sehen."