Formel-1-Autos 2018 im Technik-Check: Red Bull RB14: (02:27 Min.)

Red Bull hat bei der Präsentation des RB14 viele überrascht. Nicht nur mit Test-Lackierung und dem Auto selbst: Die Tatsache, dass Red Bull bereits als drittes Team den Formel-1-Boliden für die Saison 2018 vorstellt, ist an sich schon eine Überraschung. Der Rennstall aus Milton Keynes verfuhr in den vergangenen Jahren nach dem Just-in-time-Prinzip und hatte die Autos nur wenige Minuten vor Testbeginn zusammengebaut - und verfuhr sich damit zunehmend.

Immer wieder hatte Red Bull bei den Testfahrten Zuverlässigkeitsprobleme, die nicht nur auf den Renault-Antrieb zurückzuführen waren. Oftmals dauerte es die halbe Saison, bis Red Bull den großen Rückstand aufgeholt hatte. Das hatte die Teamführung analysiert und sich deshalb dazu entschieden, den RB14 schon früher fertigzustellen.

Und dann gab es am Montag die nächste Überraschung: Nicht nur, dass der Rennstall den Aston Martin Red Bull RB14 TAG Heuer, wie der Bolide offiziell heißt, auf echten Fotos präsentierte: Red Bull absolvierte sogar schon den ersten von zwei Filmtagen der Saison. In Silverstone ging der RB14 bei Regenwetter zum ersten Mal auf die Strecke. Chapeau.

Red Bull bleibt beim Philosophie-Wechsel

Red Bull präsentierte 2017 ein extrem cleanes Auto, Foto: Red Bull
Red Bull präsentierte 2017 ein extrem cleanes Auto, Foto: Red Bull

Vergleicht man den RB14 mit der Launch-Version seines Vorgängers, sieht man einen Unterschied wie Tag und Nacht. Allerdings gilt fast das gleiche, wenn man die RB13 Launch-Version mit jener Ausführung vergleicht, die beim Saisonfinale in Abu Dhabi an den Start ging.

Red Bull änderte die Design-Philosophie während der Formel-1-Saison 2017 grundlegend. Vom cleanen Ansatz, den die Designer zu Beginn verfolgten, war am Ende nicht mehr viel zu sehen. Nach und nach war Star-Designer Adrian Newey wieder stärker involviert. Und plötzlich scheute sich Red Bull auch nicht mehr davor, die Konkurrenz zu kopieren.

Im Verlauf der Formel-1-Saison 2017 wurde der RB13 immer filigraner, Foto: Sutton
Im Verlauf der Formel-1-Saison 2017 wurde der RB13 immer filigraner, Foto: Sutton

Der RB14 setzt da an, wo der RB13 aufhörte. Und wir erinnern uns: Der RB13 kämpfte gegen Ende der Saison aus eigener Kraft um Siege. Am Fronflügel gibt es die erste Änderung: Es bleib bei sechs größeren Elementen, allerdings hat sich die Aufteilung geändert. Die neutrale Sektion spaltet sich nun in drei Teile, zuvor waren es zwei.

Bei der Nase setzt Red Bull weiterhin auf einen Schnorchel. Wo genau die Luft wieder herauskommt, ist unklar. Direkt dahinter befindet sich offenbar wieder ein Auslass. So würde es gelingen, mehr Luft unter das Chassis zu schaufeln. An der Unterseite der Nase sind zusätzliche kleine NACA-Öffnungen. An der Oberseite ist wieder der Luftauslass des S-Schachtes zu sehen.

Gebogene Querlenker am Red Bull RB14

Die erste große Überraschung gibt es an der Vorderradaufhängung. Die oberen Querlenker sind nicht gerade, sondern gebogen. Vor allem am hinteren oberen Querlenker fällt die Biegung auf. Schon am RB13 waren die Querlenker nicht ganz gerade, doch eine so starke Krümmung gab es nicht. Aus statischer Sicht ist das eher suboptimal. Auf Druck belastete Elemente müssen so stärker ausgelegt werden, weil sie besonders gefährdet für Biegeknicken sind.

Hinter der Vorderachse haben sich die Aerodynamiker richtig ausgetobt. An den Bargeboards selbst sind die Änderungen eher gering. Es besteht aus drei miteinander verbundenen Elementen, die von vorne nach hinten kleiner werden. An der Unterseite sind sie über ein nur leicht zerklüftetes horizontales Element verbunden, weiter oben befindet sich noch ein etwas kleineres horizontales Leitblech.

Red Bull baut am RB14 deutlich komplexer als am Vorgänger, Foto: Red Bull
Red Bull baut am RB14 deutlich komplexer als am Vorgänger, Foto: Red Bull

An der Unterseite bauen hier viele Teams deutlich komplexer, allen voran natürlich Mercedes mit seinen Kamm-förmigen Elementen. Doch dahinter zeigt der Red Bull seine radikalsten Änderungen. Nachdem 2017 das vertikale Leitblech am Seitenkasten von Ferrari kopiert wurde, muten die Elemente am RB14 eher wie jene von Mercedes aus der Vorsaison an.

Überraschung: Die vertikalen Leitbleche verschmelzen nicht mit dem horizontalen Leitblech über dem Seitenkasten. Stattdessen klafft eine große Lücke, die einen Sixpack Bier verschlingen könnte. Das liegt auch daran, dass das horizontale Leitblech nicht mehr nur Leitblech ist, sondern teilweise auch Seitenkasten.

Auch Red Bull kopiert 2018 Ferrari

Red Bull hat sich Ferrari zum Vorbild genommen und das Konzept auf die Spitze getrieben. Im vergangenen Jahr verwuchsen bei Ferrari Flügel und Seitenkasten ineinander. So konnte die Seitenkastenöffnung weiterhin senkrecht zur Fahrtrichtung angebracht werden. Die Leitbleche hatten den vom Reglement vorgeschriebenen Winkel.

Ganz ähnlich macht es nun Red Bull, nur dass Flügel und Seitenkasten nicht ganz so komplex verschmelzen. Stattessen trennen sich Flügel und Seitenkasten, weil der Seitenkasten extrem klein ist. Nach etwas mehr als halber Strecke schwingt sich der Seitenkasten nach unten, der Flügel ragt bis zur Maximalbreite nach außen.

Seitenkasten und Flügel gehen ineinander über, Foto: Red Bull
Seitenkasten und Flügel gehen ineinander über, Foto: Red Bull

Wie schlank die Seitenkästen sind, sieht man an den Standard-Crashelementen. Auf jeder Seite müssen zwei davon seitlich am Chassis angebracht sein. Das obere Element ragt dabei deutlich über den Seitenkasten hinaus. Das fällt am RB14 extrem auf, weil keine weiteren Aero-Elemente angebracht sind. Schön zu erkennen auch: Der Schlitz im Unterboden um die Seitenkastenflügel herum.

Kleiner Seitenkasten, große Airbox

Die Öffnungen im Seitenkasten können den Kühlbedarf des Renault-Motors offenbar nicht abdecken. Deshalb wuchs die Öffnung an der Airbox. Das ist in den letzten Jahren ein bekanntes Spiel: Um die Seitenkästen möglichst klein zu halten, wandert die Kühlung teilweise nach oben. Das hilft auch beim Packaging, weil die Power Units heutzutage mehrere verschiedene Kühler für Energierückgewinnungssysteme und Co. haben.

Beim Halo zeigt Red Bull wie Haas und Williams eine Variante ohne Aero-Elemente. Gut möglich, dass die beim Test in Barcelona an den Bügel kommen. Am Heck gibt es keine gravierenden Änderungen am RB14: Finne, T-Flügel und Monkey-Seat fehlen Reglement-bedingt. Das macht den neuen Bullen deutlich ästhetischer als seinen Vorgänger, weil der eine besonders plumpe Motorabdeckung hatte.

Technische Daten Red Bull RB14

ChassisRed Bull Eigenentwicklung, Karbon-Monocoque mit Aluminium-Wabenkern
VorderradaufhängungKarbon-Querlenker, Pushrod-Aufhängung
HinterradaufhängungKarbon-Querlenker, Pullrod-Aufhängung
BremsenBrembo Karbon-Bremsen
Breite2,00 Meter
Höhe0,95 Meter
Gewicht733 kg (inkl. Fahrer und Schmierstoffe, exkl. Benzin)
Getriebe Red Bull Eigenentwicklung, sequentielles Getriebe mit 8 Vorwärtsgängen + Rückwärtsgang, Karbon-Gehäuse

Formel-1-Autos 2018 im Technik-Check: Red Bull RB14: (02:27 Min.)

Technische Daten Motor

Bauart
Zylinder6
Zylinderwinkel90 Grad
Hubraum1600 ccm
Bohrung80 mm
Max. Drehzahl15.000 U/min
BenzinflussMax 100 kg/h ab 12.000 U/min
AufladungSingle-Turbo mit Elektro-Motor (MGU-H)
Energierückgewinnung
Kinetisch (MGU-K)Motor-Generator-Einheit an Kurbelwelle, max. 50.000 U/min
Thermisch (MGU-H)Motor-Generator-Einheit an Turbolader, max. 125.000 U/min
Leistung
Verbrennungsmotorüber 700 PS
MGU-K163 PS
Systemleisungüber 900 PS
Gewicht
Gewicht145 kg (inkl. Batterie)
Gewicht Batterie20 - 25 kg