Eine gehörige "Portion Glück" machte Michael Schumacher bei der doppelten Podestfahrt seines Teams am gestrigen Sonntag aus. "Wir wissen, was hätte sein können, wenn es normal gelaufen wäre. Dann wäre es wahrscheinlich Platz fünf geworden", blieb der Champion ebenso realistisch wie sein Teamboss Jean Todt: "Wir dürfen nicht vergessen, dass viele Autos vor uns ausgeschieden sind und wir die Safety-Car Phase brillant ausnutzen konnten."

Technikchef Ross Brawn möchte das Glücks-Argument hingegen nicht überstrapazieren. "Glück ist, wenn man sich vorbereitet hat und auf seine Chance wartet", so der Brite. "Wir bekamen die Möglichkeit und nutzten sie. Wir hatten in diesem Jahr auch schon Pech, also ist es mir nicht peinlich."

Eine "Wende" stellt der Kanada GP jedoch übereinstimmend weder für Schumacher noch für Todt dar. "Warum sollte es das sein?", fragt der kleine Franzose. "Es war eine weitere Etappe, wie es jeder Grand Prix ist, aber der Kanada GP war kein Wendepunkt."

Stattdessen sieht Todt erst jenen Tag als Wendepunkt an, an welchem Ferrari wieder dazu in der Lage ist "jeden Grand Prix zu gewinnen". Denn mit zweiten und dritten Plätzen ist man in Maranello auf die Dauer nicht zufrieden. "Wir möchten Erster und Zweiter werden. Wir möchten gewinnen."

Die Problemzonen der Italiener verteilen sich hierbei über das gesamte Auto. So fehlt den Reifen auf der ersten Runde noch immer "Grip", war man ansonsten aber mit den Bridgestone-Gummis "sehr zufrieden". Ein anderer Faktor ist die Performance des Autos. "Wenn wir eine halbe Sekunde bis eine Sekunde schneller als die anderen sind, dann werden wir das Auto voll tanken, wenn wir aber weniger konkurrenzfähig sind, dann werden wir auch weniger Sprit einfüllen", enthüllt Todt die Strategieüberlegungen der Roten.

Eine weitere "Schwäche" stellt das instabile Getriebe dar, welches dem Team in Montreal an beiden Autos Probleme bereitete. "Aber selbst wenn unser Getriebe 100% zuverlässig wäre, müssten wir immer noch schneller werden, weswegen wir parallel an beiden Punkten arbeiten müssen."

Zudem schwanken die Italiener derzeit noch über den Einsatz einer neuen Motorenausbaustufe, welche sie entweder schon in Indianapolis oder erst beim Silverstone GP einsetzen können. "Wir sind noch unentschlossen", lässt Brawn die Antwort offen.