Eine Pflichtaufgabe - so könnte man Ferraris und vor allem Sebastian Vettels Singapur-Wochenende bezeichnen. Nach zwei Rennen ohne Sieg und dem Verlust der Weltmeisterschaftsführung kommt mit Singapur nach den beiden Highspeed-Strecken Spa und Monza wieder ein Kurs, der Ferrari entgegenkommen sollte. Deshalb liegt der Ball nun bei Vettel und Ferrari.

Druck, die WM-Führung auf einer angeblichen Ferrari-Strecke zurückholen zu müssen, will Vettel nicht verspüren. "Wir müssen gar nichts, wir können! Am Sonntagabend in Singapur muss ich die WM nicht anführen, sondern am Sonntagabend in Abu Dhabi." Auch von der Favoritenrolle will der Ferrari-Pilot nichts wissen: "In der Theorie sollte es hier besser sein als Monza, ja. Aber es gibt hier kein Schwarz und Weiß, ob Strecken einem Auto liegen oder nicht. Monaco und Spa sind die besten Beispiele dafür."

Zwar gab es in Monaco den auch in der Theorie erwarteten Ferrari-Doppelsieg und in Spa den ebenfalls erwarteten Hamilton-Sieg, doch Vettel will sich davon nicht beeindrucken lassen. "Das eine sind die Ergebnisse, das andere die Leistungen. In Monaco hätte auch Valtteri Bottas auf Pole stehen können", mahnt der vierfache Weltmeister.

Bottas verpasste im Mercedes in Monaco die Pole nur um 0,050 Sekunden, auf Vettel und Startplatz zwei fehlten dem Finnen nur 0,002 Sekunden. Auch wenn WM-Rivale Lewis Hamilton nicht einmal den Einzug ins Q3 schaffte und am Ende kein Mercedes auf dem Podium stand, Vettel sieht Monaco rückblickend nicht als klare Ferrari-Strecke.

In Spa wiederum war Ferrari deutlich stärker als erwartet. "Wir haben das Rennen im Qualifying gewonnen", meinte Lewis Hamilton nach seinem Sieg erleichtert. Das gesamte Rennen über hing ihm Vettel im Getriebe, die Rennpace des Ferrari war offenbar deutlich besser als jene des Mercedes.

Doch in Monza schienen sich die Prognosen zu bewahrheiten, Ferrari war chancenlos unterlegen gegen Mercedes. Vettel musste am Ende sogar Platz drei gegen Daniel Ricciardo im Red Bull retten. Trotzdem zeigte sich Vettel nach dem Rennen nicht niedergeschlagen. "Weil wir das Beste nach dem Qualifying herausgeholt hatten und weil ich weiß, dass da noch einiges kommt vom Auto", so Vettel.

"Aber generell stimme ich den Thesen, dass Strecken einem Auto besser liegen und andere weniger, nicht zu", stellt Vettel klar, nur um wenig später auch Red Bull für Singapur als Favorit anzupreisen: "Bei ihnen ist ein Aufwärtstrend zu sehen und auf dem Papier sollten sie hier stark sein. Es wird eine enge Kiste, es könnte ein Dreikampf statt eines Zweikampfes werden."

Aber nicht nur Ferrari ist in Singapur Top-Favorit, auch Vettel selbst. Mit vier Siegen in neun Ausgaben ist der Deutsche absoluter Rekordhalter im Stadtstaat. "Es ist eine Hassliebe, weil die Bedingungen hier so hart sind. Es ist das längste Rennen und die Temperaturen sind so hoch. Es ist ein Stadtkurs und du darfst keine Fehler machen. Aber das macht es auch so gut. Es ist so hart, da willst du gar nicht starten. Aber genau das ist die Herausforderung, wir wollen ans Limit gehen."

Ans Limit ging Ferrari zuletzt auch mit dem Material. Nachdem schon der Sieg in Ungarn am seidenen Faden hing, weil Vettels Lenkung von Runde zu Runde schiefer stand, musste er auch in Monza um sein Podium zittern. Einige Runden vor Rennende ging beim Anbremsen auf die erste Schikane etwas kaputt, erneut stand das Lenkrad schief.

"Es war aber eine ganz andere Ursache", verriet Vettel Motorsport-Magazin.com. "Trotz harter Streckencharakteristik und der vielen Bodenwellen sollte es hier kein Problem damit geben." In Ungarn sorgte eine defekte Spurstange für die Probleme. Was genau in Monza los war, darüber schweigen sich Vettel und Ferrari aus. Vettel verweist auf die Ferrari-Presseabteilung - um nicht zu viel zu verraten. Der Presseabteilung sind allerdings auch keine Details zu entlocken: "Es gab einen harten Schlag, dann ist, sagen wir mal, etwas am Chassis kaputtgegangen."