Es hätte eine Spazierfahrt werden können auf dem Hungaroring, so wie es Lewis Hamilton nach dem Qualifying befürchtet hatte. Stattdessen musste Sebastian Vettel für seinen Sieg in Ungarn härter arbeiten als erwartet. Ausgerechnet sein Ferrari-Rennwagen bereitete dem vierfachen Weltmeister arge Probleme während der 70 Runden. Der Grund: Vettel bestritt den gesamten Grand Prix mit einem schiefen Lenkrad.

Wie genau es dazu kommen konnte, wusste Vettel kurz nach Rennende nicht. Ab der ersten Runde stand sein Lenkrad schief, zeigte unnatürlich nach links. Das Problem war deutlich aus dem Cockpit heraus zu sehen. Kurios: Auf der Formationsrunde in Richtung Startaufstellung hatten sich keinerlei Schwierigkeiten angedeutet.

Problem beim Runterlassen bemerkt

Anschließend wurde Vettels Ferrari auf den ersten Startplatz geschoben und per Wagenheber aufgebockt, um die Heizdecken aufzuziehen. "Ich hatte schon das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, als wir das Auto herunterließen", sagte er. Der Eindruck bestätigte sich offenbar während der Formationsrunde vor dem Rennstart. Vettel: "Na ja, ich fuhr dann den Start und es gab ein Safety Car. Während der ersten Runde hatte ich das Gefühl, dass etwas nicht passte."

Das schief stehende Lenkrad habe Vettels Fahrt zunächst aber nicht allzu sehr beeinträchtigt. So konnte er vor Teamkollege Kimi Räikkönen einen relativ komfortablen Vorsprung von rund drei Sekunden herausfahren. Das Rennen schien zu diesem Zeitpunkt entschieden. Allerdings: Das Lenkrad-Problem wurde immer schlimmer. Vettel wurde vom Team darauf hingewiesen, das Überfahren der Kerbs zu vermeiden.

Vorsicht vor den Kerbs

"Immer, wenn ich einen harten Schlag aufs Auto bekam, wurde es noch schlechter", erklärte Vettel. "Zum Ende des Stints hin wurde es schlimmer und schlimmer. Nach diesem Rennen verstehe ich, dass es einen Grund hat, warum ein Lenkrad eigentlich gerade steht und nicht zu einer Seite hin zeigt." Ferrari rief Vettel in der 32. Runde zum Reifenwechsel an die Box. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Räikkönen mit großen Schritten aufgeholt.

Nach dem Stopp des Finnen eine Runde später blieb Vettel allerdings vorne - und sollte es bis zum Überqueren der Ziellinie auch bleiben. In dem Wissen, dass Räikkönen nicht angreifen durfte und Überholmanöver innerhalb der Spitzengruppe kaum möglich waren, kontrollierte Vettel die Pace und schonte seine Reifen. "Natürlich habe ich mich etwas zurückgehalten", sagte er. "Es ist aber nicht so, dass ich unglaublich viel mehr Pace gehabt hätte."

Entschuldigung bei Räikkönen

Mit Schattenmann Räikkönen war Vettel gut gegen die Mercedes-Silberpfeile abgesichert. "Kimi konnte schneller fahren", machte Vettel auch kein Geheimnis daraus. "Direkt nach dem Rennen habe ich mich bei ihm entschuldigt, dass ich ihn aufgehalten hatte." Knifflig wurde es bei den zahlreichen Überrundungen und ein Fahrfehler hätte den sicheren Sieg kosten können.

Vettel zu seinem anhaltenden Lenkrad-Problem: "Es war schwierig, aber zur Mitte des Rennens habe ich mir gesagt: 'Ist jetzt egal. Ich kann es nicht ändern. Ich würde gern, aber es geht nicht. Also weitermachen und so gut wie möglich mithalten'. Das Rennen fühlte sich sehr lang an. In den letzten paar Runden fand ich dann einen Rhythmus, schuf mir einen kleinen Vorsprung. Das half mir dabei, in den letzten Runden etwas leichter durch den Verkehr zu kommen und das Rennen bis zum Ende zu kontrollieren."