Suzuka 2003. Mit neun Punkten Rückstand geht der Finne Kimi Räikkönen nach einem vom Regen rot verwaschenen US Grand Prix als WM-Zweiter und mit einer minimalen WM-Chance in das Saisonfinale in Japan. Wie die Geschichte uns lehrt, hat es der Finne damals nicht geschafft das kleine silberne Wunder zu vollbringen und den Titel nach Woking zu holen. Zwei Jahre danach könnte dies allerdings anders aussehen, selbst da Kimi auch momentan nur auf Rang zwei der WM-Wertung liegt.

"Damals hatten wir nicht das schnellste Auto im Feld", betont Räikkönen, der weiß, dass das "heute anders" ist. "Unser Fahrzeug ist schlicht sensationell." Mit anderen Worten: Es ist schlicht das schnellste Auto im Starterfeld der Formel 1 - auch schneller als der Renault R25 von WM-Spitzenreiter Fernando Alonso.

Doch dem Finnen stellt sich ein anderes großes Problem in den Weg - oder besser gesagt 32: So viele Punkte Rückstand hat er nämlich auf den Spanier. Und diese lassen sich unter dem neuen Punkteschema selbst mit Seriensiegen ohne Ausfälle des Konkurrenten nicht aufholen.

An Aufgabe denkt der finnische Schweiger zwölf Rennen vor Saisonende deswegen aber noch lange nicht. "Früher oder später wird das Glück Alonso verlassen. Dann schlägt unsere Stunde. Bis es soweit ist, müssen wir alle noch ausstehenden Rennen gewinnen. Das ist alles, was für mich zählt. Zweiter zu werden, ist wie verlieren."

Damit bringt Kimi, der zuletzt seinerseits vom Glück und seiner Aufhängung verlassen zu sein schien, eine von Ron Dennis' alten Weisheiten in ein neues Gewand: "Der Zweite ist der erste Verlierer."

Aber der WM-Zweite weiß trotzdem auf der Psychospiel-Klaviatur zu spielen: "Die ganze Last liegt nun auf Alonsos Schultern", schiebt er den Druck in Richtung Renault. "Wir können gewinnen, Alonso kann nur verlieren. In seiner Position ist die Gefahr groß, dass man sich mit zweiten Plätzen begnügt. Mir ist das 2003 passiert. Man fühlt sich seiner Sache sicher. Dann fällt man zwei oder drei Mal hintereinander aus, und schon ist der Vorsprung geschmolzen."

Und was sagt der WM-Leader dazu? Er sieht sich seit seinem geschenkten Sieg am Nürburgring "im Titelkampf" zurück, betont aber gleichzeitig, dass erst ein knappes Saisondrittel gefahren ist. "Mein großer Vorsprung in der Tabelle also noch nicht allzu viel zu bedeuten hat. Im Endeffekt können wir uns mit unseren bisherigen Leistungen nichts kaufen. Titel werden immer erst in der Schlussphase einer Saison vergeben. Bis dahin müssen wir jedes Rennen hochkonzentriert angehen und auf jeder Strecke das Maximum geben."