Für Lewis Hamilton könnte der Monaco GP 2017 etwas ganz Besonderes werden. Schafft es der Mercedes-Pilot am Samstag auf die Pole, zieht er in der ewigen Bestenliste mit Ayrton Senna gleich - ausgerechnet in dessen "Wohnzimmer", wo er mit sechs Siegen immer noch Rekordhalter ist. Sollte es so kommen, ist es für Hamilton eine große Ehre. "Das ist schon verrückt. Ich habe damals die Rennen gesehen, zu Hause dann habe ich sie mir als Video nochmals angesehen. Dafür wird man nie zu alt. Diesen Rekord nun einstellen zu können, ist seltsam, aber auch eine große Ehre", sagte Hamilton.

Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm Sennas Sternstunde 1984 eben in Monaco, als er im unterlegenen Toleman im strömenden Regen von Startplatz 13 bis auf Rang zwei nach vorne fuhr. Nur acht Autos wurden damals überhaupt gewertet, ehe es zu einem nicht ganz unumstrittenen Rennabbruch kam. Senna wurde dadurch die Chance genommen, den auf Platz eins liegenden Alain Prost noch attackieren zu können. "Das war episch", fasste es Hamilton kurz zusammen.

1984 ging der Stern von Ayrton Senna in Monaco auf, Foto: Sutton
1984 ging der Stern von Ayrton Senna in Monaco auf, Foto: Sutton

Solche epischen Momente erlebte Hamilton selbst im Fürstentum noch nicht. Zweimal gewann er bislang in seinem Wohnort - 2008 und im vergangenen Jahr. Trotz dieser eher durchwachsenen Bilanz kommt Hamilton jedes Jahr wieder gerne zu diesem Rennen. "Es ist unglaublich, jedes Jahr hierher zu kommen und zu wissen, dass es nur einige wenige von uns gibt, die hier fahren dürfen. Es ist auch schön, dass ich hier wohne. Dadurch sehe ich alles sehr oft. Aber das Besondere nutzt sich niemals ab", so der dreimalige Weltmeister.

Trotz inzwischen hoher Sicherheitsstandards sei die Jagd zwischen den Leitplanken immer noch ein absoluter Höhepunkt. "Ich laufe durch die Stadt, manchmal fahre ich mit meinem Auto oder Motorrad durch die Straßen und jedes Mal denke ich mir: Ich kann es nicht fassen, dass wir hier mit 320 km/h herumfahren. Es gibt nur 20 von uns in der Formel 1, die das dürfen. Das ist cool", schilderte er seine Begeisterung für das Rennen.

Aber dennoch: Den einen oder anderen Sieg mehr hätte sich Hamilton schon gewünscht. "Angesichts meiner Pace über die Jahre hat es sich meist als das Rennen erwiesen, das mir entwischt ist. Es ist nicht meine Achillesferse, aber eine Diva", meint er. "Es gibt sicherlich mindestens zwei, vielleicht drei, Rennen, die ich hätte gewinnen müssen. Aber es ging sich nicht aus. Dennoch bin ich dankbar für meine Siege. Nicht viele Leute können von sich behaupten, dass sie den Monaco Grand Prix gewonnen haben", stellt er klar.

Vorschau: Das erwartet die F1 in Monaco (04:40 Min.)

Ob es in diesem Jahr zu Sieg Nummer drei reichen wird, steht noch in den Sternen. In Spanien zuletzt meldete sich Hamilton nach einem schwächeren Wochenende zuvor in Russland eindrucksvoll zurück. Ein wichtiger Sieg im WM-Kampf gegen Sebastian Vettel, wenngleich Hamilton betonte, dass der Sieg wichtiger war, als die Verkürzung des Rückstandes im WM-Rennen. Mit derselben Einstellung geht er auch in den Monaco GP.

WM-Titel nur über Konstanz

"An diesem Wochenende geht es noch nicht um die Meisterschaft. Das Ziel ist es daher, zu gewinnen und das würde automatisch bedeuten, dass ich führe", rechnet Hamilton angesichts seiner sechs Punkte Rückstand auf Vettel vor. "Aber es ist ein enges Duell, hier geht es um Konstanz. Und bislang war ich konstant, abgesehen natürlich von Sochi. Dieses Wochenende wird es wieder eng. Unser Auto war in Barcelona im letzten Sektor gut in den langsamen Passagen, das könnte ein gutes Zeichen sein", so Hamilton.

Sollte auch Ferrari die Form der vergangenen Rennen konservieren können, dürften sich die Fans wieder auf ein Duell zwischen Hamilton und Vettel freuen. In Spanien kam es zur ersten echten Konfrontation auf der Strecke in diesem Jahr, gleich mit Rad-an-Rad-Faktor. Hamilton genießt diese neue Rivalität. "Es ist einfach eine ganz andere Spannung, wenn es gegen ein anderes Team geht. Das hatte ich seit 2008 nicht mehr", stellt er klar. "Es ist mehr Leidenschaft, mehr Aufregung. Es gab so viel Energie für das Team, in Spanien ganz oben auf dem Podium zu stehen. Das ist toll für den Sport, toll für die Fans", bilanziert er.

Respekt für Vettel

Ohnehin habe er für Vettel schon immer großen Respekt gehabt, auch als dieser im überlegenen Red Bull unterwegs war. "Wenn man ein gutes Auto hat, heißt es, muss man nur den Job machen. Die Leute finden dann schnell etwas, was sie kritisieren. Aber ich bin lange genug im Sport, ich weiß, was dazu gehört", würdigt er Vettels Performance am Anfang des Jahrzehnts. "Es reduziert nicht den Fakt, dass er ein außergewöhnlicher Fahrer ist. Er zeigt das Jahr für Jahr. Und was er im Ferrari leistet, ist fantastisch", streut der 32-Jährige Rosen.

Im Laufe dieser Saison wird auch die Psychologie eine immer größere Rolle spielen, wie auch Hamilton weiß. Doch der Brite schließt aus, dass er Kopfspielchen betreiben wird. "Ich will, dass er in seiner besten Verfassung ist, wenn er ins auto steigt, daher will ich keine Psychospiele außerhalb des Autos spielen. Denn wenn er am besten ist und ich ihn schlage, ist das viel besser, als alles andere", so Hamilton.