Zwei Rennwochenenden ist die Formel-1-Saison 2017 erst alt und schon gibt es jede Menge spannende Themen. Motorsport-Magazin.com begutachtet, welche Fragen den Fans vor dem dritten Saisonlauf auf dem Bahrain International Circuit akut unter den Nägeln brennen.

Vettel vs. Hamilton: Wer gewinnt Teil drei des Gigantenduells?

Umarmst du noch oder ringst du schon? Vettel und Hamilton stehen in Bahrain vor ihrem dritten Schlagabtausch anno 2017, Foto: Sutton
Umarmst du noch oder ringst du schon? Vettel und Hamilton stehen in Bahrain vor ihrem dritten Schlagabtausch anno 2017, Foto: Sutton

Rot gegen Silber, Ferrari gegen Mercedes, Sebstian Vettel gegen Lewis Hamilton. Oder auch: Deutschland gegen England. Etwas besseres als dieser Sportarten übergreifend die Massen elektrisierende Zweikampf kann der Formel 1 im Grunde kaum passieren. Zum Saisonstart in Australien hatten der viermalige Champion Vettel und seine Gina noch die Oberhand, doch in China konterte der dreimalige Weltmeister Hamilton im Silberpfeil. Zweiter: jedes Mal der jeweils andere. Heißt: Gleichstand an der WM-Spitze, 43:43.

"Unsere Pace liegt sehr eng zusammen. Im Verlauf der Saison erwarte ich je nach Strecke eine Art Ping-Pong-Spiel. 2017 ist eine perfekte Situation für die Fans und auch für uns als Team. Wir sind alles Racer und wir sind richtig heiß auf dieses Duell", frohlockt Mercedes-Chef Toto Wolff. Insgesamt scheint der Deutsche seinem britischen Rivalen jedoch eine winzige Nasenspitze voraus. Down Under hatte die Scuderia nicht nur die bessere Strategie, sondern auch Pacevorteile, in Shanghai kosteten ein Safety Car und eine nicht allzu clevere Team-Strategie unaufholbar viel Zeit gegen Hamilton. Wir lechzen nach Akt drei im rot-silbernen Gigantenduell.

Finnen im Fokus: Wie liefern Bottas und Räikkönen?

Valtteri Bottas und Kimi Räikkönen wollen in Bahrain ein Ausrufezeichen setzen, Foto: Sutton
Valtteri Bottas und Kimi Räikkönen wollen in Bahrain ein Ausrufezeichen setzen, Foto: Sutton

Während Vettel und Hamilton die Schlagzeilen beherrschen fristen ihre beiden finnischen Teamkollegen fast schon ein nachrichtliches Schattendasein. Aber wirklich nur fast: Denn auch wenn noch nicht allzu oft auf der Strecke, so geht es zumindest abseits davon durchaus heiß her. Valtteri Bottas musste nach einem peinlichen Dreher während der Safety-Car-Phase in China harte Kritik für diesen Anfängerfehler einstecken, wurde obendrein von seinem Renningenieur Tony Ross im Rennen gar mit Nico Rosberg verwechselt.

Kimi Räikkönen indes sah sich nach dem China GP plötzlich Kritik der Ferrari-Obrigkeiten ausgesetzt. Weniger reden, mehr fahren, hieß es da. Ja, richtig gehört: Ausgerechnet Kimi Räikkönen redete seinen Bossen in Shanghai zu viel. Dass er mit seinen tatsächlich unbändigen Funksprüchen nur dafür sorgen wollte, dass Ferrari strategisch noch die Kurve bekommt, wurde dabei genauso getrost übersehen wie im Rennen selbst überhört. Trotzdem: Zu 100 Prozent stimmt die Pace noch nicht beim Iceman. Welch' besseren Ort als Bahrain (8 Podien für den Finnen) könnte es da für die Trendwende geben?

Zoowärter: In welches Tier verwandelt sich Alonso diesmal?

Fernando AlonZoo: Ich pushe wie ein Tier (01:03 Min.)

Fisch, Hai, Elefant? Oder doch etwas ganz anderes? In welches Tier wird sich Fernando Alonso diesmal verwandeln? Der vom Samurai zum Zoowärter mutierte Spanier tut gut daran, sich in Bahrain eine Wüstenrennmaus auszusuchen. Gleicht vielleicht das Peformance-Defizit seines McLaren-Hondas aus. Oder doch lieber ein Kamel? Zuverlässigkeit kann sein Rennstall auch ganz gut gebrauchen.

Genug der Blödelei: Bei McLaren läuft es kurz gesagt katastrophal. Aussicht auf Besserung? Höchstens langfristig, in Bahrain sind kaum große Wunder zu erwarten. Wo es bei McLaren überall knarzt, würde diese Format sprengen. Deshalb hier lesen:

Comeback: Wie schlägt Wehrlein bei Sauber ein?

Pascal Wehrlein fährt in Bahrain endlich sein erstes F1-Rennen für Sauber, Foto: Sutton
Pascal Wehrlein fährt in Bahrain endlich sein erstes F1-Rennen für Sauber, Foto: Sutton

Pascal Wehrlein ist wieder da! In Bahrain soll auch für den Deutschen endlich die Saison so richtig beginnen. In Australien und China hatte Wehrlein wegen seiner Rückenverletzung durch einen Crash beim Race of Champions in der Winterpause noch gepasst - trotz GO von den Ärzten. Wehrlein hatte sich schlicht nicht zu 100 Prozent fit gefühlt, wollte nicht ins Auto steigen bevor er sein Maximal-Level erreicht hat.

Jetzt ist es soweit: Am Dienstagabend bestätigte Sauber die Rückkehr seines Stammfahrers in der Wüste. Wehrlein, kurz und knackig zum Comeback: "Ich brenne auf den Einsatz." Im Vorjahr zeigte Wehrlein dort eine starke Performance. Gelingt ihm 2017 ähnliches, werden auch die letzten Unkenrufe, Ersatzmann Antonio Giovinazzi sei eine Gefahr für sein Cockpit bei Sauber verstummen. Also: Daumendrücken für einen sauberen Einstand des dritten Deutschen im F1-Bunde.

Schwarzes Gold: Was machen die neuen Pirellis in der Gluthitze?

Bahrain GP: 360-Grad-Streckenvorstellung mit Carlos Sainz (01:51 Min.)

Gleiche Mischungen gleich gleiche Voraussetzungen? Mitnichten. Zwar bringt Pirelli dieselben Typen Reifen auf den Bahrain International Circuit wie zuletzt nach China, doch erwartet die Monster-Walzen in der Wüste ein völlig anderes Umfeld als im kühl-versmogten fernen Osten. Zum ersten Mal überhaupt muss sich die neue Pirelli-Generation unter richtig heißen Bedingungen behaupten - auch wenn etliche Sessions, vor allem das Rennen bei Nacht über die Bühne gehen.

Geht das schwarze Gold im Glutofen Bahrain erstmals etwas mehr ein? Im Vorjahr führten immerhin gleich drei Stopps Nico Rosberg zum Sieg. Gegen einen übertriebenen Reifenverschleiß spricht allerdings der Asphalt. Die Granitüberfläche in Bahrain reibt die Reifen nicht sonderlich stark ab. Dafür aber das Layout. Traktion spielt in Sakhir eine entscheidende Rolle, was bei Problemen damit besonders die Hinterreifen schnell verschleißen lässt. Als besondere Schwierigkeit hinzu kommt womöglich auf die Strecke gewehter Wüstensand. Windstill soll das Wochenende jedenfalls kaut Porgnosen nicht ablaufen.

Überholen: Wieder epische Duelle wie Nico vs. Lewis 2014?

Armut in Australien, Reichtum in China. Viel wurde schon vor Saisonstart diskutiert, wie gut sich mit den neuen Abtriebsmonstern der Formel 1 noch überholen lassen wird. Die beiden ersten Saisonläufe legen nahe: Überholen geht durchaus, aber nicht überall. So wurde in Melbourne nie unmenschlich viel überholt, während Shanghai bereits regelrechte Überhol-Festspiele lieferte. Festspiele waren es diesmal nicht - jedenfalls bezogen auf Quantität. Wohl aber auf Qualität, Stichwort Wheelbanging zwischen Vettel und Ricciardo. Noch dazu ein schöner Schlagabtausch Massa vs. Perez sowie diverse Verstappen-Momente.

Das erfreuliche Fazit insgesamt: Überholen scheint in der Saison 2017 nicht zu einfach, aber auch nicht zu schwierig zu sein. Genau die richtige Dosis also für richtig geiles Racing. Einfaches DRS-Vorbeigerausche will doch sowieso keiner wirklich sehen. Stattdessen lieber Rad-an-Rad-Duelle über mehrere Kurven, bei denen die Fahrer noch richtig Eier in der Hose brauchen. Zum Beispiel solche Zweikämpfe wie jener von Rosberg und Hamilton 2014 in - na klingelts? - Bahrain!

Wissenswertes über den Bahrain GP (01:00 Min.)