Seit dem Jahr 2000 ist Rubens Barrichello der treue Adjutant und Wasserträger von Michael Schumacher. Der Brasilianer steckt zurück, wenn es nur ein neues Auto oder begrenzte Neuteile gibt. Er lässt seine Nummer 1A überholen, wenn ein Funkspruch in seine Ohren dringt. Und er macht immer gute Miene zum roten Spiel.

Doch damit ist nun Schluss. Nachdem Schumacher seinen Teamgefährten am letzten Wochenende in der letzten Runde des Monaco GP überholt und somit Rang sieben erobert hat, herrscht nicht nur bei McLaren Eiszeit.

So kündigte Rubens nach seiner ersten heftigen Kritik an seinem Teampartner zwar am Montag an, dass er die Sache zu Gunsten des Teamfriedens auf sich beruhen lassen möchte, doch schaffte er es einfach nicht den Fall zu den Akten zu legen.

"Schumacher rief mich am Montag an", verriet Barrichello der Gazzetta dello Sport, "aber ich habe immer noch meine Meinung und die sagte ich ihm."

"Wenn wir uns berührt hätten, hätten wir beide in die Leitplanken crashen können und diese drei Punkte wären verloren gewesen", so die düstere Prognose des Brasilianers. "Drei Punkte sind für Ferrari nicht viel, aber sie sind derzeit sehr nützlich."

Entsprechend beschwerte sich Rubinho auch bei Teamboss Jean Todt über die kompromisslose Fahrweise seines Teamkollegen, der seinerseits nur erwiderte, dass er genau deswegen in Monaco gewesen sei: "Um Rennen zu fahren." Und dies geschieht nun einmal auf der Rennstrecke und zwar bis zum Fallen der schwarz-weiß karierten Flagge.

"Ich machte Jean Todt sehr deutlich, dass ich nicht meckern möchte, aber manchmal wurde nach Doppelsiegen gesagt, dass ich einen großen Beitrag zu einem wichtigen Punktgewinn des Teams geleistet hätte. Ich habe meinen Wert mit neun Siegen demonstriert."

Zudem sei Ferrari weder jenes Team von 1999, als noch Eddie Irvine die Nummer 2 war, noch sei Barrichello der alte Nummer 1B Fahrer aus dem Jahre 2002, als ein Funkspruch um die Welt ging. "Jetzt weiß ich, dass er mich nicht verteidigen wird, weswegen ich genauso handeln werde. In Zukunft werde ich Michael nicht mehr als Teamkollegen, sondern wie jeden anderen Fahrer behandeln."

Allerdings weiß Rubens selbst, dass es "unwahrscheinlich" ist ähnliche Situationen wie in Monaco noch einmal zu erleben. "Und ich werde ihn natürlich nicht abschießen. Ich sagte Michael, dass ich mit seiner Aktion nicht übereinstimme, er aber letzten Endes immer denkt was er möchte."

Die italienische Presse denkt nach diesen Worten des Brasilianers auch was sie möchte - und zwar an einen Abschied des Ex-Vizeweltmeisters noch vor seinem Vertragsende 2006.