Es war ein wahres Erdbeben in der Formel 1 zu verspüren, als Nico Rosberg wenige Tage nach seinem Titelgewinn 2016 erklärte, dass er sich aus der Königsklasse zurückziehen werde. Damit sorgte er nicht nur bei den Mercedes-Verantwortlichen für Fragezeichen im Gesicht, sondern auch bei Fans und Journalisten. Damit steht die Formel 1 im Jahr 2017 erstmals seit 1994 wieder vor einer Saison, in der es keinen Titelverteidiger geben wird. Diese beiden Jahre sind jedoch nicht die einzigen mit dieser Besonderheit. Motorsport-Magazin.com blickt zurück auf die Saisons, in denen es keinen echten Gejagten gab.

1958: Hawthorn tritt Fangios Erbe an

Mike Hawthorn wurde erster Weltmeister nach Fangio, Foto: Sutton
Mike Hawthorn wurde erster Weltmeister nach Fangio, Foto: Sutton

Der große Juan Manuel Fangio fuhr 1957 seinen fünften und letzten WM-Titel ein. Offiziell trat er damals zwar noch nicht zurück, in der Folgesaison bestritt er jedoch nur noch das Auftaktrennen in seiner Heimat Argentinien. Der Weg war also frei für eine neue Generation. Den ersten WM-Titel der Post-Fangio-Ära sicherte sich Mike Hawthorn. Mit nur einem Sieg, aber fünf zweiten Plätzen und einem weiteren dritten Platz aus zehn Rennen holte der Brite im Ferrari dank enormer Konstanz den Titel.

Dabei profitierte Hawthorn vom damaligen Wertungssystem, das nur die besten sechs Ergebnisse einer Saison berücksichtigte. Sein großer Konkurrent Stirling Moss gewann zwar vier Rennen, jedoch kam er insgesamt nur fünf Mal ins Ziel. Am Ende war es ein Ausfall zu viel für Moss, Hawthorn gewann mit einem Punkt Vorsprung die WM. Direkt nach seinem Titelgewinn erklärte der Ferrari-Pilot seinen Rücktritt. Tragisch: Nur wenige Monate später starb der Brite im Alter von 29 Jahren bei einem Verkehrsunfall nahe Guildford in England.

1959: Brabham gewinnt Mini-Saison

Jack Brabham gewann den Titel 1959, Foto: Sutton
Jack Brabham gewann den Titel 1959, Foto: Sutton

Wurde die Saison 1958 noch mit elf Rennen ausgetragen, fanden im ersten Jahr nach Hawthorn nur noch neun Rennen Einzug in die Weltmeisterschaft, wobei die meisten Fahrer wie in den Jahren zuvor die Indianapolis 500 nicht absolvierten. Die fünf besten Resultate gingen in die Wertung ein, an deren Spitze am Ende erstmals Jack Brabham stand. Im Cooper-Climax gewann der Australier zwei Rennen und setzte sich damit gegen die beiden Briten Tony Brooks und Stirling Moss durch. Zwei weitere WM-Titel sollten für Brabham noch folgen. 1960 gewann er im Laufe der Saison sogar fünf Rennen am Stück. Seinen letzten Titel gewann er 1966, vier Jahre später gewann er sein letztes Rennen, ehe er seine Formel-1-Karriere beendete.

1971: Stewart folgt Rindt

Im Tyrrell war Jackie Stewart 1971 kaum zu schlagen, Foto: Sutton
Im Tyrrell war Jackie Stewart 1971 kaum zu schlagen, Foto: Sutton

Die nächste Saison ohne teilnehmenden Weltmeister gab es 1971. Jochen Rindt starb noch im Verlaufe der Vorsaison in Monza, als ein Bremsproblem an seinem Lotus zu einem schweren Unfall führte und den Österreicher aus dem Leben riss. Da kein anderer Fahrer Rindt in der Gesamtwertung mehr verdrängen konnte, wurde er der erste und bis heute einzige posthume Champion der Formel 1.

Im Jahr darauf gab es frühzeitig keine Zweifel daran, wer in Rindts Fußstapfen treten würde. Jackie Stewart dominierte die Saison nach Belieben. Sechs Siege in 13 Rennen folgerten in einem fast doppelt so prall gefüllten Punktekonto wie jenes seines ersten Verfolgers Ronnie Peterson. Für Stewart war es sein zweiter WM-Titel nach 1969. Zudem gewann Tyrrell zum ersten und einzigen Mal den Titel bei den Konstrukteuren. Stewart selbst legte 1973 nochmals nach und holte seinen dritten und letzten Titel.

1974: Fittipaldis zweiter Streich

Im Duell mit Clay Regazzoni behielt Emerson Fittipaldi 1974 die Oberhand, Foto: Sutton
Im Duell mit Clay Regazzoni behielt Emerson Fittipaldi 1974 die Oberhand, Foto: Sutton

Nach ebenjenem dritten Titel sagte Jackie Stewart der Formel 1 'Goodbye' und trat zurück. Die WM-Krone war also frei und Emerson Fittipaldi schlug zu. Der Brasilianer - bereits 1972 Weltmeister - durfte nach einem bis zum letzten Rennen ausgetragenen Duell gegen Clay Regazzoni am Ende jubeln. Punktgleich kamen beide zum Finale in Watkins Glen, wo Fittipaldi Rang vier zum Titelgewinn reichte, während Regazzoni nicht über Platz elf hinauskam. Drei Punkte betrug der Abstand zwischen den beiden Fahrern schlussendlich.

1993: Prost - vom Sabbatjahr zum WM-Titel

Nach seinem Sabbatjahr fuhr Alain Prost 1993 zu seinem vierten WM-Titel, Foto: Sutton
Nach seinem Sabbatjahr fuhr Alain Prost 1993 zu seinem vierten WM-Titel, Foto: Sutton

Es dauerte 19 Jahre, ehe sich ein weiterer Weltmeister entschloss, der Formel 1 den Rücken zu kehren. Nigel Mansell war das, seines Zeichens Dominator der Saison 1992. Williams hatte aber bereits an einer großen Lösung gearbeitet. Alain Prost, damals noch dreimaliger Weltmeister, wurde aus seinem Sabbatjahr geholt und für 1993 verpflichtet.

Das Team wollte Mansell in der Folge den Status als Nummer eins nicht garantieren, weshalb der Champion das Team verließ und zu den IndyCars nach Amerika wechselte. Als Ersatz wurde Damon Hill geholt, der Mansells Auto übernahm und daher mit der Startnummer '0' antrat. Prost rechtfertigte das Vertrauen des Teams in der Folge mit einer dominanten Saison. Sieben Siege und WM-Titel Nummer vier lautete das Ergebnis.

1994: Die Ära Schumacher beginnt

Michael Schumacher wurde 1994 Prosts Nachfolger, Foto: Sutton
Michael Schumacher wurde 1994 Prosts Nachfolger, Foto: Sutton

Doch auch Prost blieb kein weiteres Jahr, nachdem Williams an Ayrton Senna herangetreten war. Der Franzose hatte keine Lust, seinen Intimfeind erneut als Teamkollegen zu akzeptieren und entschied sich daher mit nun vier Titeln zum endgültigen Rücktritt aus der Formel 1. Es trat nun ein gewisser Michael Schumacher endgültig ins Rampenlicht der Königsklasse. Infolge der zahlreichen Regeländerungen, unter anderem des Verbots der aktiven Radaufhängung, büßte Williams seine Rolle als Nummer-eins-Team ein. Benetton in Kombination mit Schumacher profitierte und gewann die ersten vier Rennen der Saison.

Ein erhofftes Duell mit Ayrton Senna blieb aufgrund dessen tragischen Unfalls in Imola aus, stattdessen schwang sich Damon Hill mit zunehmendem Saisonverlauf zum größten Herausforderer auf. Williams schloss zu Benetton auf, Hill gewann die Rennen in Portugal und Italien, während Schumacher diese aufgrund einer Sperre auslassen musste. Es kam zum Showdown beim Finale in Adelaide, wo beide Kontrahenten kollidierten und ausschieden. Schumacher gewann dadurch seinen ersten WM-Titel überhaupt, es folgten noch sechs weitere.