Force India hat am Mittwoch in Silverstone den Wagen für die Formel-Saison 2017 präsentiert. Der indische Bolide trägt den Namen VJM10 und soll es den Piloten Sergio Perez und Esteban Ocon ermöglichen, an die Erfolge des Vorjahres anzuknüpfen, als Force India vor etablierten Teams wie Williams und McLaren den vierten Platz in der Konstrukteurs-Wertung belegte.

Der Bolide für die Saison 2017 unterscheidet sich in seiner Lackierung nicht entscheidend von seinem Vorgänger. Die Hauptfarben sind erneut Silber und Schwarz. Die größte Neuerung ist die nun silberne Heckverkleidung, die zuletzt noch schwarz gehalten war. Als neuer Sponsor ist Johnnie Walker mit an Bord. In Sachen Form fällt die große Airbox sofort ins Auge, die, wie bei anderen bereits für 2017 vorgestellten Fahrzeugen, an jene des letztjährigen Weltmeister-Mercedes erinnert.

Ebenfalls besonders auffällig ist die Form der Frontpartie, welche eine dominante Stufe auf Höhe der Vorderradaufhängung aufweist. Die für dieses Jahr angewachsenen Seitenkästenflügel sehen hingegen deutlich filigraner aus als beispielsweise beim neuen Boliden von Renault. Force-India-Pilot Sergio Perez sieht neben all den Designdetails vor allem eines in seinem neuen Arbeitsgerät. "Das Auto sieht körperlich viel anspruchsvoller aus", so der Mexikaner beinahe schon ehrfürchtig.

Der VJM10 sieht von hinten betrachtet wie ein halber Silberpfeil aus, Foto: Force India
Der VJM10 sieht von hinten betrachtet wie ein halber Silberpfeil aus, Foto: Force India

Perez: 2016 im Vergleich wie GP2

Force Indias Erfolgsgarant, der vergangene Saison zwei Mal für das Team auf dem Treppchen stand, hat laut eigenen Angaben den härtesten Winter seiner Karriere hinter sich. "Ich musste immer früh mit dem Training anfangen", so Perez, der für die neue Fahrzeuggeneration seine Muskulatur auf Vordermann gebracht hat: "Ich habe fünf Kilogramm zugelegt." Der 26-Jährige glaubt, dass die Piloten die höheren Kurvengeschwindigkeiten schon nach der ersten Ausfahrt in ihren Knochen spüren werden: "Das wird wie der Umstieg von einem GP2- auf ein F1-Auto. Die Tests werden bestimmt anstrengend und wir werden am Ende des Tages ganz schön geschafft sein."

Neben den erhöhten körperlichen Anstrengungen ist Perez außerdem neugierig, wie der neue Bolide sich mit seinen ausladenden Dimensionen auf seinen Paradestrecken machen wird, wo er vergangenes Jahr auf das Podest fuhr: "Das Auto ist so breit. Ich bin gespannt darauf, wie es in Monaco oder Baku wird. Ich denke, die Kurven dort müssen in Zukunft etwas breiter sein." Sein neuer Teamkollege Esteban Ocon, seines Zeichens vor seiner ersten vollen F1-Saison, ist ebenfalls voller Erwartungen: "Es wird spannend, denn es ist ein Auto für Männer."

Bolide ist zu 95 Prozent neu

Force-India-Geschäftsführer Otmar Szafnauer betont, dass im VJM10 noch geringfügige Anleihen des Vorgängers stecken: "Wir haben jetzt die Basis des Autos. Es ist zu 95 % neu." Obwohl das Team 2016 kurz nach Saisonstart eine Offensive mit dem alten Boliden startete, begann zeitgleich bereits die Arbeit am 2017er Modell. "Wir haben letztes Jahr im Mai aufgehört, am 2016er Auto zu entwickeln und mit dem für 2017 angefangen", fügt Szafnauer an.

Wie sein Vorgänger soll auch der VJM10 von den Ingenieuren kontinuierlich näher an die Spitze gebracht werden, wie Team-Eigentümer Vijay Mallya ankündigte: "Wir haben geplant, das Auto immer weiterzuentwickeln." Nachdem 2016 mit Platz vier bei den Herstellern der vorläufige Höhepunkt in der Teamgeschichte erreicht wurde, will der Inder 2017 noch einen draufsetzen: "Wir haben uns Jahr für Jahr verbessert und die Erwartungen übertroffen. So soll es auch jetzt sein."

Die Frontpartie des neuen Force India ist aufgrund der Stufe besonders markant, Foto: Sutton
Die Frontpartie des neuen Force India ist aufgrund der Stufe besonders markant, Foto: Sutton

Mallya will in die Top-3

Vielerorts wurde der vierte Platz des Teams im Vorjahr als das mögliche Maximum eines Privatrennstalls abgestempelt. Mallya verdeutlichte jedoch, dass seine Mannschaft genau diese Ansicht nicht teilt. "Wenn wir nicht groß träumen, hätten wir dieses Ergebnis letztes Jahr nicht erreicht", so der Inder. Dementsprechend will er mit seinem Rennstall 2017 auch noch weiter hinaus: "Wir haben nie gesagt, dass wir nicht in die Top-3 brechen können."

Bei der Verfolgung dieser Ziele setzt Mallya klar auf seinen langjährigen Erfolgsgaranten, Sergio Perez: "Checo ist brilliant. Er ist ein rechter Racer mit viel Talent." Neuzugang Ocon will sich an seinem erfahrenen Teamkollegen orientieren und möglichst bald das Level erreichen, mit dem auch er Force India weiter nach vorne bringen kann. "Ich bin erst neun Rennen gefahren und kann viel von Sergio lernen. Mein Ziel lautet, ab dem ersten Saisonrennen bei der Pace zu sein", so der Franzose.

Perez selbst hatte mit Nico Hülkenberg in den vergangenen drei Jahren einen ebenbürtigen Teamkollegen, von dem er sich zu Bestleistungen pushen lassen konnte. An die zwei gegen den Deutschen gewonnen Teamduelle möchte er 2017 gerne anknüpfen. "Esteban ist sehr schnell und ich bin sicher, dass er mich ab dem ersten Rennen pusht. Es ist immer gut wenn man mit neuen Leuten zusammenarbeitet", so Perez, der sogleich eine kleine Kampfansage an den Youngster schickte: "Ich hoffe, ich werde dich unter Kontrolle haben!"

Mallya wünscht sich spannendere Formel 1

Angesichts des neuen Reglements hoffen vor allem die Privatteams darauf, sich mit einem Glücksgriff unter die Top-Teams mischen zu können. Mallya hofft allerdings, dass auch die Fans mehr Spektakel geboten bekommen. "Die Formel 1 wird hoffentlich spannender für die Zuschauer. Die Autos werden viel schneller mit dem hohen Anpressdruck und für die Fahrer wird es eine größere Herausforderung", so der Teamchef.

Entgegen der allgemeinen Vermutung, dass die schnelleren und breiteren Autos für weniger Zweikämpfe sorgen könnten, erhofft sich der 61-Jährige sogar das genaue Gegenteil. "Ich hoffe, dass es auch mehr Überholmanöver gibt. Eine Unbekannte sind natürlich die Reifen. Aber eine bessere Show ist besser für uns alle", ist er überzeugt.

Der Vorgänger: Force India VJM09

Force India absolvierte 2016 die bis dato erfolgreichste Saison in der nunmehr zehnjährigen Teamgeschichte und erzielte in der Konstrukteurs-Wertung den vierten Platz. Maßgeblich für diesen historischen Erfolg war das große Update für den VJM09, das während der laufenden Saison eingeführt wurde und es dem Team ermöglichte, den Rückstand auf Williams in einen Vorsprung umzuwandeln.

Die Nase des VJM10 hat durchaus Wiedererkennungswert, Foto: Force India
Die Nase des VJM10 hat durchaus Wiedererkennungswert, Foto: Force India

Die Fahrer: Sergio Perez und Esteban Ocon

Sergio Perez gehört bei Force India mittlerweile zum Stammpersonal. Der Mexikaner fährt seit 2014 für das indische Team und stand bereits sieben Mal auf dem Podium. In den vergangenen Jahren hatte Perez auch stets seinen Teamkollegen Nico Hülkenberg im Griff, der in der nächsten Saison für Renault starten wird. Den Platz des Deutschen übernimmt Esteban Ocon. Der Franzose war 2016 in der zweiten Saisonhälfte für Manor am Start und ist wie Pascal Wehrlein Teil des Mercedes-Nachwuchsprogramms.

Das Team: Force India

Force India tritt seit 2008 in der Formel 1 an und startet folglich in seine zehnte Saison. Das Team ging aus Jordan, Midland und Spyker hervor und befindet sich in Besitz des indischen Geschäftsmanns Vijay Mallya. Das bis dato beste Rennergebnis Force Indias erzielte Giancarlo Fisichella, der beim Großen Preis von Belgien 2009 den zweiten Platz belegte. Vier weitere dritte Ränge steuerte Sergio Perez bei.

Technische Daten: Force India VJM10

ChassisKohlefaser-Monocoque
Vorderrad-AufhängungKarbon-Querlenker mit Trackrod- und Pushrod-System
Hinterrad-AufhängungKarbon-Querlenker mit Trackrod- und Pullrod-System
AntriebMercedes AMG 1,6 Liter V6-Turbo
GetriebeMercedes AMG Acht-Stufen-Getriebe; Halbautomatik
ERSMercedes AMG High Performance Powertrains
Benzin und SchmierstoffePetronas
BremsanlageAP Racing / 920E
Bremsscheiben- und BelägeCarbon Industries
RäderBBS
Gewicht728 kg (mit Fahrer)