Esteban Tuero ist mit lediglich 16 Grand-Prix-Starts wohl nur den wirklich eingefleischten Formel-1-Fans in Erinnerung geblieben - und das hauptsächlich aus zwei Gründen: Erstens wegen seines beim GP-Debüt umstritten jungen Alters, das ihn zu einem Vorreiter des Jugendwahns machte, aus dem Superstars wie Fernando Alonso und Sebastian Vettel hervorgingen. Und zweitens, weil eine durch ihn ausgelöste Kollision beim WM-Finale 1998 für einen gewissen Michael Schumacher schwerwiegende Folgen hatte. 18 Jahre nach seiner von wenig Erfolg gekrönten F1-Laufbahn, hat der Argentinier nun seinen Rücktritt vom aktiven Rennsport bekanntgegeben.

"Mit mittlerweile 38 Jahren und nach 30 Jahren Racing, kann ich all den Leuten nur dankbar sein, die mich während meiner Karriere begleitet haben", sagt Tuero angesichts des bevorstehenden Abschieds. In Diensten von Minardi gab er 1998 in Melbourne sein Formel-1-Debüt. Mit nur 19 Jahren und 320 Tagen, war er zu diesem Zeitpunkt der drittjüngste Starter in der Geschichte der Königsklasse - und Argentiniens Hoffnung auf einen neuen Superstar, der an die Erfolge von Juan Manuel Fangio anknüpfen würde. Ähnlich wie Max Verstappen & Co. durchlief auch Tuero die Nachwuchs-Formelserien im Schnelldurchlauf.

Esteban Tuero im Kampf gegen Spitzenreiter Jarno Trulli beim Formel-3-Rennen in Monaco 1996, Foto: Sutton
Esteban Tuero im Kampf gegen Spitzenreiter Jarno Trulli beim Formel-3-Rennen in Monaco 1996, Foto: Sutton

Bereits 1993, im Alter von 14 Jahren, stieg der Argentinier vom Go-Kart in die einheimische Formel Renault auf. Nach einem nationalen Titel folgte 1995 der Sprung nach Europa, wo er in der italienischen Formel 3 für das renommierte Coloni-Team antrat und mit guten Leistungen auf sich aufmerksam machen konnte. Dadurch ermöglichte sich für ihn bereits zur Saisonmitte 1996 der Aufstieg in die Formel 3000, wo er allerdings nicht an die Erfolge anknüpfen konnte - ebenso wenig wie 1997 in der Formel Nippon, wodurch auch seine Superlizenz lange in Frage stand. Nachdem er Minardi bei Testfahrten, und wohl auch mit seinen Sponsorengeldern, überzeugen konnte, folgte 1998 dennoch der Schritt in die Formel 1.

Tuero trägt zur WM-Entscheidung bei und verlässt die Formel 1

An der Seite des Japaners Shinji Nakano, der ebenfalls als Paydriver in die Formel 1 gekommen war, fiel es der Nachwuchshoffnung aus Südamerika jedoch schwer, der Erwartungshaltung gerecht zu werden. Bei seinen 16 Starts sah er lediglich vier Mal die Zielflagge. Das beste Ergebnis war ein achter Platz beim Grand Prix von San Marino in Imola, für den es damals allerdings noch keine Punkte gab. Eine Saison voller Fehler, Pleiten, Pech und Pannen mündete beim Finale in Japan in einer spektakulären Kollision mit Tyrrell-Pilot Toranosuke Takagi. Doch was nach einem gewöhnlichen Zusammentreffen zweiter Hinterbänkler aussah, sollte indirekt zur WM-Entscheidung zwischen Michael Schumacher und Mika Häkkinen beitragen.

Tuero schaffte es nämlich nicht nur, Tyrrells einzig verbliebenes Auto beim letzten Rennen in der Geschichte des einstigen Traditionsrennstalls aus dem Rennen zu bugsieren, als er Takagi beim Anbremsen auf die letzten Schikane in Suzuka ins Heck donnerte. Er sorgte mit dem Unfall auch für jede Menge Wrackteile auf der Strecke, was dazu führte, dass Schumacher in der 31. Runde der rechte Hinterreifen um die Ohren flog. Häkkinen durfte sich somit vorzeitig über den WM-Titel freuen. Tuero zog sich bei der Kollision neben dem Zorn Takagis auch leichte Verletzungen an der Halswirbelsäule zu, die aber einer Fortsetzung der F1-Laufbahn wohl nicht im Wege gestanden hätten.

In ein Formel-1-Cockpit stieg er danach trotzdem nie wieder - obwohl er bei Minardi 1999 offenbar weiterhin die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Mit 20 Jahren und 190 Tagen wurde Tuero so zum jüngsten Formel-1-Rentern der Geschichte. Zu den Gründen seines Abschieds äußerte er sich gegenüber den Medien allerdings nie. Den Rest seiner Karriere verbrachte er, bis auf einen kurzen Abstecher in die FIA GT, in seiner argentinischen Heimat, wo er eher mäßig erfolgreich an Tourenwagen-Rennen teilnahm. Mehr als vereinzelte Siege und ein Titel in der Klasse 3 der Turismo Nacional im Jahr 2008, waren der ehemaligen Formel-1-Hoffnung des Landes nicht vergönnt. Nach dem diesjährigen Saisonfinale der Turismo Nacional am kommenden Wochenende, ist für Tuero das Kapitel als Rennfahrer dann ein für alle Mal beendet.