Zu Beginn des Wochenendes beim Nachtrennen der Königsklasse waren noch alle hochmotiviert. Dann begann das erste Training, oder in Romain Grosjeans Fall, begann eben nicht. Nach zwei Installationsrunden war ein Leck am Motor-Lufteinlass gefunden worden, was ihn die ersten 90 Trainingsminuten kostete. Doch auch das zweite Training lief nicht besser. Nach einem Dreher mit anschließendem Einschlag in die Wand war auch dieses vorbei.

Auch am Samstag wollte die Pechsträhne des Franzosen nicht reißen. Zwar verlief das dritte Training ohne Zwischenfälle, doch in der Qualifikation drehte sich Grosjean erneut in der Qualifikation und beschädigte sich erneut einige Fahrzeugteile. Das Rennen am Sonntag war dann sogar bereits beendet, bevor es begonnen hatte. Wegen eines Problems mit dem Break-by-wire-System schaffte es der Haas-Pilot gar nicht erst in die Startaufstellung und musste sich stattdessen den Start an der Boxenmauer anschauen.

"In der ersten Kurve hat das System sogar noch funktioniert, doch plötzlich funktionierte es nicht mehr", erklärte Teamchef Günther Steiner. Als Grosjean dann wieder reingekommen sei, habe das gesamte Elektronik-Personal sofort nach dem Fehler gesucht und dabei alle möglichen Einstellungen zurückgesetzt. "Doch das funktionierte nicht."

Problem gefunden und behoben

Am Sonntag saß Grosjean nicht lange in seinem Haas-Boliden, Foto: Sutton
Am Sonntag saß Grosjean nicht lange in seinem Haas-Boliden, Foto: Sutton

"Das Break-by-wire ist ein sehr komplexer Teil des Autos", sagte Steiner. Allerdings relativierte er, dass das Problem ein simples gewesen sei. "Ein Verbindungsstecker ist abgefallen. Um den jedoch wieder aufzustecken muss man jedoch das Getriebe ausbauen und dazu fehlte uns die Zeit."

Allerdings wurde das Problem noch am Sonntag Abend in Singapur gelöst. "Nach dem Rennen in Singapur bauten wir das Getriebe aus und haben den Stecker wieder angesteckt", erläuterte Steiner die finale Problemlösung. In Malaysia wird es zu dem Problem nicht mehr kommen, verspricht er: "Wir werden in Europa ein Teil herstellen, dass per Luftpost nach Malaysia geschickt wird und sicherstellt, dass der Stecker nicht mehr abfällt. Dieses Teil wird eingebaut, noch bevor das Auto das erste Mal in Malaysia auf die Strecke geht."

Was ist Break-by-wire?

Doch was genau tut das Break-by-wire, dass es die Teilnahme eines Formel-1-Boliden am Rennen verhindern kann? Um diese Frage ausreichend zu beantworten, müssen wir die Technik eines F1-Autos ein wenig näher betrachten. Seit 2014 werden die Boliden von einer Antriebseinheit angetrieben. Die Ingenieure verzichten bewusst auf den Begriff Motor, weil der eigentliche Verbrennungsmotor nur noch ein Teil einer komplexen Einheit ist.

Grosjean fliegt ab, nachdem sein Haas auf der Hinterachse überbremst, Foto: Sutton
Grosjean fliegt ab, nachdem sein Haas auf der Hinterachse überbremst, Foto: Sutton

Mit an der sogenannten "Power-Unit" verbaut sind zwei Energierückgewinnungssysteme. Um das Break-by-wire-System zu erklären, ist dabei aber nur die MGU-K interessant. Sie gewinnt Energie aus der Bewegung des Autos, indem sie bremst. Die Rückgewinnung geschieht natürlich nur, wenn der Fahrer auf die Bremse tritt. Doch wenn die Batterie voll ist, soll das System ja nicht weiter Energie sammeln.

Genau dafür ist das Break-by-wire. Es verteilt die Bremskraft, die der Fahrer mit dem Bremspedal anfordert, auf die MGU-K und die normale Hinterradbremse des Boliden. Der Pilot selbst hat dabei keinen direkten Einfluss, wie viel Bremskraft vom Energierückgewinnungssystem und wie viel von der Bremse übernommen wird. Das entscheidet die Elektronik des Autos. Wenn das System optimal funktioniert, spürt der Fahrer nicht einmal einen Unterschied.

Probleme gibt es nur, wenn das System nicht richtig funktioniert. Dann gibt es zwei mögliche Fälle: 1. Das Auto bremst nicht genug und der Fahrer scheint sich zu Verbremsen. Auf einem Stadtkurs kann das zwar fatale Folgen haben, aber das Auto bleibt durchgehend kontrollierbar. 2. Die Hinterachse überbremst. Dann kann es zu blockierenden Reifen auf der Hinterachse kommen, was das Heck instabil macht. Im schlimmsten Fall landet der Fahrer ohne jegliche Kontrolle über den Wagen in der Wand.