Zwei Reifenschäden innerhalb weniger Minuten ließen den Kreativköpfen des Blätterwaldes nach dem Großen Preis von Spanien jede Menge Entfaltungsmöglichkeiten. Da platzen in Deutschland nicht nur Michael Schumacheres Reifen, sondern auch seine Sieg- und WM-Hoffnungen.

In der Heimat der Scuderia versuchte man den "Tiefpunkt" und "bittersten Tag" (Il Secolo XIX) derweil nicht nur auf die Reifen zu reduzieren. So schreibt die Gazzetta dello Sport: "Noch ein Knüppelschlag für Ferrari. Raikkönen-Show - Ferrari in der Krise. Eine eiskalte Dusche für Ferrari. Die Aufholjagd scheint in weiter Ferne. Das Problem sind nicht nur die Reifen - leider!"

Der Corriere della Sera sah Ferrari in Spanien sogar "in Schutt und Asche", weswegen "die schönen Zeiten vorbei" wären. Um diesen "tiefen Sturz" in die "Krise" zu überwinden und Ferraris und Schumachers "Leidensweg" zu bezwingen, sieht La Repubblica nur einen Ausweg: "Ist es wirklich nur die Schuld der Reifen? Jetzt muss eine Task Force her, um zu verstehen, was wirklich los ist."

Auf der grünen Insel lobt der Daily Mirror unterdessen das tadellose Verhalten der roten Führung in Krisenzeiten. "Nach ihrer kaiserlichen Herrschaft in den letzten fünf Jahren, haben Schumacher und Ferrari-Boss Jean Todt in Spanien bewiesen, dass sie ebenso in Würde verlieren können, wie stilgerecht gewinnen. Es gab kein Jammern oder Wehklagen, nur das Versprechen, härter zu arbeiten und von diesem Desaster zurückzuschlagen."

Zuvor müsse sich Schumacher laut der Independent jedoch fragen, warum "seine beiden ernsthaftesten Herausforderer an ihm vorbeigeschossen sind" und "was um Himmels Willen mit der märchenhaften Herrschaft seines roten Rosses passiert ist, vor allem nach der außerordentlichen Geschwindigkeit von Imola".

Die Sun feiert hingegen den eiskalten Spielverderber der Alonso-Mania: "Kimi kommt. Räikkönen zerstörte Alonsos geplante Siegfeier vor den heimischen Fans - und versprach dann, dessen Titelhoffnungen auch zu ruinieren."

Der spanische Periódico de Catalunya titelt dennoch, dass Barcelona "die Farben wechselt": "An Stelle von Schumachers Rot regiert jetzt das Blau von Fernando Alonso." Und die Kollegen von Sport sehen nach sechs Siegen des Champions auf dem Circuit de Catalunya das Ende von "Schumis Idylle in Monmelo" gekommen.

Die Marca geht sogar noch einen Schritt weiter und ernennt den Volkshelden aus Oviedo sogar zum neuen König: "König Juan Carlos I. - Fernando Alonso II."

Entsprechend besteht für As "kein Zweifel": "Alonso riecht bereits nach Weltmeister. In Barcelona setzte er sein Werk der Zerstörung des Bunkers von Schumi und Ferrari fort."

In Frankreich stand wieder der finnische Ice Man im Mittelpunkt. So titelte die France Soir: "Die Jugend an die Macht. Der Kleine Prinz, der aus der Kälte kam, ist wieder da." Der Parisien betonte hingegen noch einmal, dass "Räikkönen das spanische Fest verdorben" habe.

Von der Libération gibt es dafür eine deutliche Abreibung: "Räikkönen, das spanische Kaltblut. Das finnische Eis ist im Heizkessel des katalanischen Rings nicht geschmolzen. Pole Position, Sieg, Glückwunsch seiner Chefs, heftiger Applaus der Techniker von McLaren-Mercedes, Champagnerdusche auf dem Podium, Glückwünsche des spanischen Königs, Schulterklopfen seiner Bewunderer. Nichts hilft: Kimi Räikkönen hat nicht das kleinste Lächeln gezeigt und kein Wort lauter gesagt als das andere."