McLaren, die vierte Kraft in der Formel 1? Das hatten einige Gegner nach den zuletzt starken Auftritten der Chrompfeile in den Qualifyings befürchtet. Seit dem Österreich-Wochenende hatte stets mindestens einer der beiden McLarens das Q3 erreicht. Und jetzt in Hockenheim? Böser Rückfall in alte Zeiten von Fernando Alonso und Jenson Button. Für beide war nach der zweiten Runde Schluss, mehr als die Positionen 12 und 14 nicht drin.

"Wir haben nicht die richtige Balance gefunden", räumte Renndirektor Eric Boullier ein. "Wir haben schon das gesamte Wochenende Probleme. Ein paar Zehntel Rückstand kosten hier gleich vier bis fünf Positionen. Wir konnten das Potenzial des Autos nicht ausschöpfen." Stattdessen verwiesen Williams, Force India und Co. den britischen Rennstall einmal mehr ins Niemandsland der Startaufstellung.

Blindgänger Button

Besonders Button erlebt bislang ein unschönes Wochenende beim Deutschland Grand Prix. Am Freitag musste er wegen eines Karbon-Splitters im Auge das Krankenhaus aufsuchen. Die leichte Verletzung war am Samstagmorgen nicht komplett ausgeheilt. Zudem kämpfte der Brite im 3. Training mit den Bremsen seines Autos. So konnte er bis zum Qualifying nicht eine einzige Runde auf den Supersoft-Reifen zurücklegen.

"Mir fehlt Zeit im Auto und das hier ist eine harte Strecke, wenn du nicht genügend Kilometer drauf hast", sagte Button, der das Qualifying quasi im Blindflug ansteuern musste. "Zwar ist es schön, vor dem Teamkollegen zu liegen. Aber mit der Balance des Autos stimmt es noch nicht. Selbst wenn wir alles zusammengebracht und die Williams geschlagen hätten - es wäre ohnehin knifflig geworden, in die Top-10 zu kommen."

Wo ist der Powerknopf?

Alonso war unterdessen sicher, dass Hockenheim nicht gerade zu den Paradestrecken für McLaren zählt. Er behielt durchaus Recht. Und dann war da noch der ominöse Power-Knopf, den Teams wie Mercedes pünktlich zum Qualifying drücken, um noch mehr Leistung aus den Autos herauszuholen. "Wir haben nur eine Power", witzelte Alonso bereits am Freitag nach den Trainings.

Der Rückstand auf die Konkurrenz beim Zeittraining war dann tatsächlich deutlich zu sehen. "Wir wissen, dass manche unserer Gegner im Qualifying den Motor ein bisschen aufdrehen", sagte der Spanier. "Das kostet uns an Performance im Vergleich zu den Trainings. Verglichen mit Ungarn sind wir hier weniger konkurrenzfähig. Da hatten die anderen ein, zwei Zehntel Vorsprung, nachdem sie den Motor aufgedreht haben. Hier ist es wegen der Geraden etwas mehr."