Kimi Räikkönen befindet sich in einer ähnlichen Situation wie Felipe Massa vor einigen Jahren. Das Paddock diskutiert, ob er eine weitere Saison bei Ferrari verdient oder aufgrund seines Rückstands auf Teamkollege Sebastian Vettel sowie der jüngsten Fehler in Monaco und Baku ersetzt werden sollte. Auch Ex-Ferrari-Pilot Alain Prost hat sich darüber Gedanken gemacht und ist zu keiner einfachen Lösung gekommen.

Die Frage, ob Räikkönen nach wie vor der richtige Mann für die Scuderia sei, könne man nur schwerlich beantworten, meinte er auf der FIA Sport Conference in Turin. "Jeder kann das Positive und das Negative sehen. Ein positives Zeichen für einen Verbleib ist sein sehr gutes Verhältnis zu Vettel. Man hat eine Nummer eins und eine Nummer zwei - nicht auf dem Papier, aber faktisch schon", sagte er. Für das Betriebsklima sei das nicht schlecht.

Prost betonte, er werde Ferrari keine Vorwürfe machen und die Verantwortlichen kritisieren. "Sie werden sicherlich die richtige Entscheidung treffen." Das ist laut Prost nicht so einfach, wie es von außen wirkt, denn niemand kann mit Gewissheit sagen, wie sich ein anderer Fahrer bei einem so großen und traditionsreichen Team schlagen würde.

"Es gibt ein oder zwei Fahrer auf dem Markt, die recht gut für Ferrari sein könnten, vielleicht etwas schneller, aber man weiß es nicht. Eines muss man bedenken, nämlich den Druck, den man bei Ferrari hat", erklärte er. "Manchmal sehen wir gute Fahrer in einem durchschnittlichen Team und wenn sie dann in ein Topteam wechseln, bringen sie nicht mehr die gleiche Leistung."

Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene betonte nach dem Europa GP, dass es weder das Team noch Räikkönen eilig hat, die Zukunft zu klären. Er nahm Räikkönen in Schutz und unterstrich, dass dieser voll und ganz auf seinen Job konzentriert sei. Zudem habe er sich in Baku als Teamplayer erwiesen, als er Vettel, der auf frischeren Reifen unterwegs war, vorbeiließ.

Arrivabene kritisierte weder die 5-Sekunden-Strafe gegen Räikkönen, weil er in Baku die weiße Linie am Ende der Boxengasse überfahren hatte, noch seinen frühen Abflug in Monaco. "Jeder Fahrer, den ich in der Vergangenheit kennengelernt habe, hatte eine Strecke, die er nicht mochte und Kimi mag Monaco nicht, auch wenn er hier einmal gewonnen hat", sagte Arrivabene in Monaco. "Er pusht, um in der restlichen Saison immer sein Bestes zu geben."