Mit neuen Regeln für Motor, Reifen und Aerodynamik startete die Formel 1 in die Saison 2005. Nach Ansicht von Christian Danner haben die Änderungen entgegen vieler Bedenken zu einer besseren Performance und interessanteren Rennen geführt. "Die Neuerungen", so der Formel-1-Experte in seiner Zwischenbilanz vor dem Grand Prix von Spanien, "haben die erhoffte Wirkung erzielt."

Als die Gesetzeshüter der Fédération Internationale de l´Automobile nach endlosen Diskussionen das neue Reglement für die Saison 2005 beschlossen, zielten sie damit in zwei Richtungen: Erstens sollten für die in der Formel 1 engagierten Hersteller und Teams die Kosten gesenkt werden, zweitens sollte im Interesse der Sicherheit die Leistungsexplosion der letzten Jahre mit immer höheren Geschwindigkeiten eingedämmt werden. Nach den ersten vier Saisonrennen nimmt Christian Danner die Auswirkungen der neuen Regeln kritisch unter die Lupe.

Motor: In dieser Saison muss ein Motor zwei aufeinander folgende Grand-Prix-Wochenenden halten und damit doppelt so lange wie noch im Vorjahr. Die Rechnung der FIA: Weniger Motoren bedeuten niedrigere Kosten und weniger Leistung führt in letzter Konsequenz auch zu einem Plus an Sicherheit. Christian Danner sieht die neue Motorenregel in der Tat als "riesige Kostenersparnis, weil die Teams definitiv nur noch halb so viele Motoren brauchen", weist aber auf die negativen Auswirkungen für die Zuschauer hin, für die am Freitag auf der Strecke kaum noch was passiert. "Da fahren natürlich alle nur noch das absolute Minimum, und wenn sie herausgefunden haben, mit welchen Reifen sie das Rennen fahren wollen, hören sie auf, um den Motor zu schonen." Nicht gut findet er auch, dass im Rennen, wenn irgendwann die Positionen bezogen sind, zur Entlastung der Motoren die Drehzahlen reduziert werden. Zudem muss bedacht werden, dass die erhöhten Entwicklungskosten der Zwei-Wochenend-Triebwerke sich nicht im kommenden Jahr rechnen werden, da dann schon die neuen V8-Aggregate neuerlich Entwicklungskosten verschlingen.

Reifen: Jedem Fahrer stehen in dieser Saison weniger Reifen zur Verfügung. Die Qualifyings am Samstag und Sonntag sowie das Rennen muss er mit ein und demselben Reifensatz bestreiten. Gewechselt werden darf ein Reifen während des Rennens nur noch dann, wenn er beschädigt ist. "Diese Regel ist generell gut", findet Christian Danner, "weil sie dafür gesorgt hat, dass wir bessere Rennen erleben." Die Kostenersparnis hält er für vernachlässigbar, nicht aber das Plus an Sicherheit, das sich daraus ergibt, dass die härteren Reifen nicht so hohe Kurvengeschwindigkeiten zulassen und die Fahrer generell besser auf ihre Reifen aufpassen müssen. "Wenn du über eine gesamte Renndistanz mit einem Reifen haushalten musst", so der ehemalige Formel-1-Pilot, "fährst du weniger kompromisslos, du kannst nicht immer nur draufhalten und so tun, als wäre nix." Der Wegfall der Reifenstopps durch die neue Regel ist für ihn kein Minuspunkt, im Gegenteil: "Die Performance ist auch so gut. Von mir aus könnten es noch weniger Boxenstopps werden, ich denke, einer würde völlig reichen. Viele Stopps bringen nur Verwirrung ins Renngeschehen." Bei Rennen wie in Imola, wo man schon streckenbedingt nicht überholen kann, nennt sich die 'Verwirrung' dann 'passive Positionswechsel'.

Aerodynamik: Nachdem die Kurvengeschwindigkeiten in den letzten Jahren immer höher wurden, wollte die FIA mit Einschränkungen in der Aerodynamik, zum Beispiel mit einem höher liegenden Frontflügel, den Abtrieb der Boliden um 25 Prozent senken. Dieses Ziel wurde nur auf dem Papier erreicht – auf der Rennstrecke fahren die Autos schon wieder genau so schnell wie vorher. Aber: "Hätte man diese Einschränkungen nicht beschlossen", wertet Christian Danner die neue Regel dennoch als positiv, "hätten die Autos jetzt dermaßen viel Abtrieb, da wüssten die Techniker ja schon gar nicht mehr, wohin damit." Die Leistungsexplosion der letzten Jahre wurde dadurch erst einmal gebremst, was ja auch die Absicht war, wobei seiner Meinung nach noch viel mehr passieren müsste: "Eigentlich müsste man noch viel radikaler durchgreifen, denn die Autos haben wirklich irrsinnig viel Abtrieb." Den neuen Aerodynamikregeln ist es auch zu verdanken, dass das Feld näher zusammengerückt ist und die Rennen dadurch interessanter wurden. "Das Feld wurde durch die Beschränkungen etwas gleicher gemacht", sagt er, "denn irgendwann kommen alle Aerodynamiker ans selbe Limit, und da geht´s halt nicht mehr weiter."

Fazit: Für den RTL-Co-Kommentator wurden durch die neuen Regeln die Kosten reduziert, was gut für die Teams sei. Parallel dazu soll die Eskalation der Leistung eingedämmt worden sein, was einen Zugewinn an Sicherheit bedeutet. Damit hat die FIA nach Ansicht von Christian Danner die mit der Regeländerung verbundenen Ziele erreicht. Manch anderer Experte würde zumindest im Bezug auf die Kosten eine andere Bilanz ziehen...

Wussten Sie schon...

...dass das Technische Reglement der FIA für die Formel 1 genau 50 Seiten umfasst? In 22 Artikeln mit 138 Punkten ist bis ins kleinste Detail festlegt, wie die Autos auszusehen haben. Das Sportliche Reglement regelt auf 35 Seiten mit 161 Punkten den Ablauf eines Grand Prix. Zum Vergleich: Die vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) herausgegebenen Fußball-Regeln umfassen 94 Seiten mit 17 Artikeln und 89 Punkten sowie 133 zusätzlichen Anweisungen zur Regelauslegung.