Gelingt es Mercedes in Russland, auch das vierte Saisonrennen zu gewinnen und damit die blütenweiße Weste zu wahren, oder hat doch zum ersten Mal in diesem Jahr Ferrari die Nase vorne? Die Antwort darauf gibt es zwar erst am Sonntag, die Eindrücke der Trainings auf dem Sochi Autodrom zeigen jedoch eine klare Tendenz - und diese dürfte Fans der Scuderia nicht erfreuen.

Mercedes kann sich in Sochi wohl nur selbst schlagen, Foto: Sutton
Mercedes kann sich in Sochi wohl nur selbst schlagen, Foto: Sutton

Dass Mercedes über eine Runde das Maß der Dinge ist, bestätigte sich auch in Sochi. Bestzeit in Training eins für Nico Rosberg, Bestzeit in Training zwei für Lewis Hamilton. Sebastian Vettel als bester Ferrari-Pilot wies hingegen einen Rückstand von sechs Zehnteln bis eine Sekunde auf. Mit vollen Tanks bot sich ein ähnliches Bild - gegen Mercedes scheint in Sochi kein Kraut gewachsen.

Pirelli bringt die Reifen Medium, Soft und Supersoft nach Russland, tatsächlich zur Anwendung kommen werden im Rennen aber vermutlich nur letztere beide Mischungen, da die Strecke mit ihrem glatten Asphalt als reifenschonend gilt. Somit war es Kimi Räikkönen möglich, einen 15 Runden langen Stint mit den superweichen Pneus zu absolvieren, ohne dass die Zeiten merklich einbrachen.

Mercedes hängt Ferrari und Red Bull ab

So gut die Konstanz des Finnen auch war, was die reine Pace betrifft, konnte er mit den Mercedes-Piloten nicht annährend mithalten. Sowohl Hamilton als auch Rosberg fuhren rund eine Sekunde schneller als Räikkönen bei ihren Rennsimulationen, wenngleich das Gewicht - wie immer bei den Longruns - ein kleines Fragezeichen darstellt. Dass die Mercedes-Pace jedoch deutlich besser als jene von Ferrari ist, ist augenscheinlich.

Einen wirklichen Vergleich zwischen Rot und Silber auf den Soft-Reifen gibt es higegen nicht, weil Vettel nach dessen Technikdefekt im zweiten Training keine Volltanktests absolvieren konnte und sich Räikkönen eben auf die superweiche Mischung konzentrierte. Dafür liegt ein 20-Runden-Stint von Red-Bull-Mann Daniel Ricciardo vor, der zwar ausgesprochen konstant, aber auch wesentlich langsamer als Rosbergs Longrun war.

Hamilton absolvierte übrigens keine Rennsimulation auf den Soft-Reifen, da er sich mehrere Bremsplatten zugezogen hatte und daher Pneus für das Rennen sparen musste.

Mercedes streut Ferrari Rosen

Für Vettel war es ein Tag zum Vergessen, Foto: Sutton
Für Vettel war es ein Tag zum Vergessen, Foto: Sutton

Trotz der augenscheinlich guten Pace war man im Mercedes-Lager nach dem Training unisono bemüht, vor Ferrari zu warnen. "Wir müssen weiter hart arbeiten, wenn wir vor den Ferrari bleiben wollen. Es sieht so aus, als ob sie an diesem Wochenende einen Schritt näher dran zu sein scheinen", hielt Hamilton fest. Und Technikchef Paddy Lowe meinte: "Im Qualifying erwartet uns zweifelsohne ein sehr enges Duell mit Ferrari."

Etwas vorsichtiger äußerte sich indessen Vettel, der das zweite Training wegen eines Elektronikdefekts nach einer halben Stunde aufgeben musste. "Ich glaube auch, was wir bisher sehen konnten, hat gezeigt, dass Mercedes hier sehr stark ist", sieht der Heppenheimer Mercedes in der Favoritenrolle. Angesichts der gebotenen Leistungen am Freitag durchaus verständlich, zumal die Aufgabe im Rennen aufgrund einer Rückversetzung um fünf Startplätze wegen Getriebewechsels nicht einfacher wird.