Als überholunfreundlich wurde das Autodromo Enzo e Dino Ferrari vor dem Rennen bezeichnet und eine weitere langweilige Prozessionsfahrt, deren Ausgang bereits beim Start festgelegt wurde, erwartet. Doch es sollte alles anders kommen...

Der Start Denn am Start gab es kaum Positionswechsel und alle Fahrer konnten geordnet in die erste Schikane einfahren. Entsprechend ging Pole-Mann Kimi Räkkönen auch unverändert vor Fernando Alonso in die erste Runde.

Die Zwischenfälle Besondere Zwischenfälle gab es in einem im letzten Renndrittel zum Thriller avancierenden Rennen nur zwei: Und beide Male waren Felipe Massa und David Coulthard beteiligt. So versuchte der heißblütige Brasilianer den Schotten in der Anfangsphase mit aller Gewalt zu überholen und fuhr er sich dabei einen Teil seines Frontflügels am RB1 von DC ab, was ihn einen zusätzlichen Boxenstopp einbrachte. Doch zur Rennmitte kam es zur Neuauflage des Duells und diesmal quetschte sich Massa, erneut mit Feindberührung, am Red Bull Piloten vorbei.

Die Ausfälle Nicht so glimpflich endete das Rennen für fünf Kollegen, die den Grand Prix aus diversen Gründen nicht beenden konnten. So fiel der Finne Kimi Räikkönen mit einem Antriebswellendefekt in Führung liegend aus und machte somit den Weg frei für Fernando Alonsos Sieg. Christijan Albers, Rubens Barrichello und Patrick Friesacher mussten ihre Boliden ebenfalls vorzeitig abstellen. Unsanft endete hingegen das Rennen von Giancarlo Fisichella, der als erster Ausfall in der Mauer landete.

Die Überholmanöver Neben dem Duell Massa gegen Coulthard faszinierte auch der Zweikampf zwischen Mark Webber und Takuma Sato, die sich je einmal überholten und damit der Überholfeindlichkeit des Kurses trotzten. Einen noch härter geführten Kampf lieferten sich zu Beginn des letzten Renndrittels Michael Schumacher und Jenson Button, wobei der Brite bei einer Überrundung von Mark Webber einen Fehler beging und den Deutschen passieren lassen musste. Das Schlussduell zwischen Alonso und Schumacher brachte hingegen kein Überholmanöver mehr hervor.

Die Boxenstopps Angesichts der wenigen Überholchancen spielten die Boxenstopps natürlich wieder eine entscheidende Rolle beim Rennausgang, wobei vor allem Michael Schumacher und Alex Wurz von ihren späten ersten Stopps profitierten. Denn erst dadurch kam der deutsche Serienweltmeister in die Situation Button und Alonso attackieren zu können.

Die Reifen Unterstützt wurde die grandiose Aufholjagd des nach Rennende frenetisch gefeierten Champions durch seine extrem konstanten und leistungsstarken Bridgestone-Gummis, die ihm teils bis zu zwei Sekunden schnellere Rundenzeiten als Button oder Alonso ermöglichten. Nach der Schlappe von Malaysia und Bahrain scheinen die Japaner in den kühleren europäischen Gefilden tatsächlich zurück zu sein. Entsprechend lobte auch Ross Brawn "die Superreifen" am F2005. "Wir wollen sicherstellen, dass sie auf allen Strecken so gut arbeiten. Dies ist ein Motivationsschub für alle." Und auch Michael Schumacher hatte nur lobende Worte für seine Gummiwalzen bereit: "Alle haben hart gearbeitet und das hat sich heute ausgezahlt. Ich muss besonders Bridgestone danken, da sie anfangs der Saison viele Prügel bezogen haben, was sich nun hoffentlich ändern wird."

Das Mittelfeld Keine WM-Punkte gab es diesmal für das Überraschungsteam der ersten Rennen: Red Bull Racing, die nur durch Felipe Massa getrennt auf den Rängen 13 und 11 ins Ziel kommen. Ebenfalls ohne Zähler reist BMW-Williams aus Imola ab. Webber und Heidfeld landete auf den undankbaren Rängen neun und zehn.

Die Punkteränge Der letzte Punkteplatz ging dennoch an einen Deutschen, nämlich Ralf Schumacher, der direkt hinter seinem Teamkollegen Jarno Trulli ins Ziel kam. Davor holte sich Jacques Villeneuve als starker Sechster die ersten WM-Punkte seit seinem Comeback und belegten Alex Wurz und Takuma Sato die Plätze vier und fünf.

Das Podium Satos Teampartner Jenson Button feierte hingegen am Ort seiner ersten Pole Position aus dem Vorjahr seine erste Podestplatzierung dieses Jahres. "Wir hatten einige harte Rennen in diesem Jahr und es war eine ähnliche Situation wie bei Ferrari: Wir haben hart gearbeitet und die Situation umgedreht." Entsprechend zuversichtlich geht JB auch an die nächsten Grand Prix heran: "Ich bin zuversichtlich, dass wir noch besser werden können. Ich bin auf dem Podium und hoffe, dass wir weiter aufs Podest fahren können."

Michael Schumacher, der von Platz 13 auf Rang zwei vorgefahren ist, saß hingegen mit gemischten Gefühlen in der Pressekonferenz. "Ich bin einerseits angesichts des Rennverlaufs zufrieden, denn es war ein Superrennen, aber andererseits bin ich auch etwas darüber enttäuscht, was mir heute Morgen passiert ist." Damit spielt der Champion natürlich auf seinen Fehler im 2. Qualifying an, welcher ihn rund zehn Startplätze kostete. "Wenn mir das nicht passiert wäre, wäre es ein perfekter Tag für uns gewesen. Wir haben eine verblüffende Leistungsfähigkeit und das nehmen wir von diesem Rennen mit."

"Es war ein fantastisches Rennen", pflichtete Ross Brawn bei. "Ich bin glücklich dass wir diese Pace zeigen konnten. Auf diese Leistung können wir aufbauen. Fernando ist gut gefahren, aber wir waren auch schnell. Bei einem normalen Qualifying wäre Michael vorne gewesen, aber dies ist auch ein gutes Ergebnis."

Der Sieger Ein noch besseres Ergebnis konnte nur Fernando Alonso erzielen, der damit zum dritten Mal in Folge auf dem obersten Podestplatz stand. "Es war einer der besten Kämpfe meiner Karriere", strahlte der Spanier nach seiner Klasseleistung im Duell gegen Michael Schumacher. Rundenlang hielt der WM-Spitzenreiter den Weltmeister hinter sich, obwohl sein Renault ganz klar langsamer war. "Ich wusste, dass Michael mehr als eine Sekunde schneller als ich war. Meine einzige Chance war ihn in der Mitte der kurve aufzuhalten und dann besser zu beschleunigen und auf der Geraden schneller zu sein. Es gab einige Kurven wo es wirklich sehr eng war. Aber ich habe alles gegeben."

Dabei spielte Alonso sogar mit den Überrundungen: "Ja, in den letzten zehn Runden habe ich einen Williams und einen Red Bull vor mir gesehen und habe gehofft, dass ich nicht auffahren musste. Ich habe in den langsamen Kurven mehr als normal gebremst um meine Hinterreifen zu schonen und den Abstand nach vorne zu halten." An den zweiten Platz verschwendete er jedoch keinen einzigen Gedanken. "Ich habe immer auf den Sieg geschaut und hatte nur einen Gedanken: Den Sieg. Ich wollte bis zur letzten Runde kämpfen."

Die WM-Wertung In der Fahrerwertung brachte der Sieg-Hattrick dem Spanier vor seinem Heimrennen in Barcelona einen 18 Punkte Vorsprung auf den zweitplatzierten Jarno Trulli ein. Dahinter liegt überraschend mit Ralf Schumacher noch ein Toyota auf dem dritten Rang der Fahrerwertung. Punktgleich mit Michael Schumacher und dem zum dritten Mal in Folge ausgefallenen Giancarlo Fisichella.

Die Teamwertung führt derweil Renault weiterhin überlegen vor Toyota und McLaren an. Ferrari pirscht sich jedoch langsam nach vorne und liegt mittlerweile auf Platz vier vor Williams und Red Bull. Dank der ersten doppelten Zielankunft des Jahres kämpfte sich auch British American Racing auf Platz sieben nach vorne, was Sauber auf acht zurückreichte.