Lange Zeit bestimmten andere Hersteller das Geschehen in der Königsklasse. Mitten in der Turbo-Ära stieg der bayrische Motorenhersteller im Jahr 1980 in die Formel 1 ein. Nach acht Jahren verabschiedete man sich zunächst. 2000 folgte die F1-Rückkehr für zwölf Jahre. Das Abenteuer Formel 1 dauerte für BMW insgesamt 20 Jahre. 2016 feiern die Münchner 100-jähriges Unternehmens-Jubiläum. Motorsport-Magazin.com blickt auf die Formel-1-Karriere von BMW zurück.

1982: BMW stürzt sich in das Abenteuer Formel 1

Im April 1980 sorgen die Bayern für eine Sensation: BMW hat sich dazu entschlossen, in die Formel 1 einzusteigen. Zwar sollte der erste Renneinsatz noch zwei Jahre an sich warten, doch die Meldung an sich sorgte für Begeisterung in der Königsklasse. 1982 wurde das F1-Debüt allerdings überschattet von zwei tragischen Todesfällen: Ferrari-Pilot Gilles Villeneuve verunglückt beim Großen Preis von Belgien auf dem Circuit Zolder tödlich. Nach einem Startunfall beim Großen Preis von Kanada erliegt zudem Riccardo Paletti seinen Verletzungen.

Der Einstieg an sich verläuft für BMW schleppend. Man konnte sich mit Bernie Ecclestone einigen, sein Brabham-Team mit Motoren auszurüsten. Während der 14-tägigen Vorsaison-Tests im französischen Le Castellet kommt es zu insgesamt neun Motorschäden. Die Konsequenz: Brabham ging wie schon im Vorjahr mit Ford-Motoren an den Start. Und das trotz bestehenden Vertrages mit BMW. Vor dem fünften Rennen, dem Großen Preis von Belgien, platzt den Bayern der Kragen. Entweder Brabham würde mit BMW-Aggregaten an den Start gehen oder man sehe sich nach einem anderen Team um. Ecclestone reagiert und Nelson Piquet fährt die ersten zwei WM-Punkte für BMW ein.

1982: BMWs F1-Debüt schwierig, Foto: Sutton
1982: BMWs F1-Debüt schwierig, Foto: Sutton

Im nächsten Rennen der erste Triumph: Piquets Teamkollege Riccardo Patrese gewinnt den Großen Preis von Monaco. Doch bis auf den Doppelsieg in Kanada und einen Podestplatz in den Niederlanden sieht die Bilanz der Bayern mau aus: In zwölf Rennen fällt der Brabham-BMW 15 Mal aus. Im Endklassement belegen Patrese und Piquet die Plätze 10 und 11.

Im zweiten Jahr folgt die große Trendwende. Zwar gewinnt Nelson Piquet nur drei der 15 WM-Läufe. Doch mit fünf weiteren Podestplätzen und lediglich vier Ausfällen beschert der Brasilianer BMW den ersten WM-Titel - der erste Titelgewinn eines Turbomotors. Während der Brasilianer im siebten Himmel schwebt, erlebt Patrese eine Saison voller Pleiten, Pech und Pannen. Elf Ausfälle in 15 Rennen, darunter neun in Folge, sorgen dafür, dass Brabham-BMW trotz des Fahrertitels nicht über Rang drei in der Konstrukteurswertung hinaus kommt.

Piquet holt 1983 WM-Titel für BMW, Foto: Sutton
Piquet holt 1983 WM-Titel für BMW, Foto: Sutton

1984 weitet BMW das Engagement in der Formel 1 aus. Neben Brabham stattet der bayrische Motorenhersteller nun auch ATS und Arrows mit Triebwerken aus. Allerdings mit mäßigem Erfolg. Piquet kann seinen WM-Titel nicht verteidigen und belegt Platz fünf in der Fahrerwertung. Sein neuer Teamkollege Teo Fabi wird Zwölfter, die beiden Arrows-Piloten Thierry Boutsen und Marc Surer landen unter ferner liefen auf den Plätzen 14 und 20.

Die Abwärtsspirale setzt sich auch 1985 fort. Während Piquet im Vorjahr wenigstens noch zwei Rennen gewinnen konnte, gelingt ihm dieses Kunststück 1985 nur mehr einmal. Im Endklassement rutscht der Brasilianer weiter ab. Piquet wird Achter, Neu-Teamkollege Marc Surer 13. Das Arrows-Duo Boutsen und Gerhard Berger belegen die Plätze elf und 17. 1986 sollte für BMW der Schrecken endlich ein Ende nehmen. Der Beschluss ist gefasst: Ende 1986 ist Schicht im Schacht - das Projekt Formel 1 sollte ein Ende nehmen. Doch auf Druck von Bernie Ecclestone entscheidet man sich nach einem weiteren erfolglosen Jahr, ein weiteres anzuhängen. Zwischenzeitlich versorgt man Benetton mit Antrieben. Doch dieser Deal wird für das Abschiedsjahr 1987 nicht mehr verlängert. Lediglich Ecclestones Brabham-Team kommt in den Genuss bayrischer PS.

2000: BMW-Comeback mit Ralf Schumacher und Jenson Button

Der Entschluss ist gefasst, BMW kehrt 2000 als Motorenpartner von Williams zurück in die Formel 1. Mit dem Fahrerduo Ralf Schumacher und Rookie Jenson Button will man an das glorreiche WM-Jahr 1983 anknüpfen. Während Michael Schumacher seinen ersten Titel für Ferrari einfährt, wird sein kleiner Bruder WM-Fünfter. Jenson Button sorgt in seinem ersten Jahr in der Königsklasse mit Platz für Aufmerksamkeit. Das Duo erkämpft Platz drei in der Konstrukteurswertung. Ein Achtungserfolg für BMW im Comeback-Jahr.

2000: Achtungserfolg bei F1-Comeback von BMW, Foto: Sutton
2000: Achtungserfolg bei F1-Comeback von BMW, Foto: Sutton

2001 ersetzt Williams-BMW Button durch einen anderen Rookie. Juan Pablo Montoya heißt der neue Teamkollege von Ralf Schumacher. Beide holen für den britisch-deutschen Rennstall vier Siege und vier weitere Podestplätze. Mittlerweile kämpft man mit Ferrari und McLaren um Positionen. Schumacher wird erneut Vierter und kann damit sogar den zweifachen Weltmeister Mika Häkkinen in Schach halten. Montoya wird starker Sechster. In der Endabrechnung belegt Williams-BMW den dritten Konstrukteursrang - der Abstand zu McLaren (22 Punkte) ist wesentlich geringer als noch im Vorjahr.

Im Folgejahr schafft das Fahrerduo zwar nur einen Sieg durch Ralf Schumacher in Malaysia. Doch das Fahrerduo sammelt fleißig Punkte. Montoya landet zwölfmal in den Punkten, klettert dabei viermal als Dritter aufs Podest. Für Schumacher reicht es neben seinem Rennsieg nur zu einem weiteren Stockerlplatz. In der Endabrechnung bedeutet dies den dritten WM-Rang für den Kolumbianer - knapp vor seinem Teamkollegen. Weltmeister ist man zwar nicht geworden, aber immerhin konnte man McLaren in der Konstrukteurswertung überholen.

2003 ist Montoya mit BMW-Power im Heck erstmalig einer der Big Player. Über den gesamten Saisonverlauf kämpft er mit Kimi Räikkönen und Michael Schumacher um den WM-Titel. Zwar hat der Kolumbianer beim Saisonfinale keine Chance mehr auf den Gewinn der Weltmeisterschaft, könnte dem Iceman aber noch den zweiten Rang streitig machen. Mit dem Ausfall in Japan platzen allerdings die Träume. Montoya wird Dritter. Für Ralf Schumacher reicht es indes nur zu Platz fünf. Immerhin kann das Williams-BMW-Fahrerduo Platz zwei bei den Konstrukteuren behaupten.

Unmut zwischen BMW und Williams wächst, Foto: Sutton
Unmut zwischen BMW und Williams wächst, Foto: Sutton

Ein Jahr später folgt die Ernüchterung. Während Montoya im Vorjahr noch um die WM kämpfte, wird er 2004 nur Fünfter. Teamkollege Schumacher schafft mit Rang neun gerade noch den Sprung in die Top-10. Der Unmut bei BMW gegenüber Williams steigt indes weiter. Das BMW-Aggregat ist das leistungsstärkste im Feld, doch Erfolge bleiben aus. Der Schuldige ist ausgemacht, denn Williams lässt sich bei der Chassis-Produktion nicht reinreden. Daher zieht man in München die Konsequenz und entscheidet sich dazu, ab 2006 als Werksteam an den Start zu gehen.

2006 bis 2009: Die BMW-Sauber-Jahre

Ein Chassis innerhalb kürzester Zeit aus dem Boden zu stampfen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Deswegen lag es nahe, die Mehrheit am finanziell arg gebeutelten Sauber-Rennstall zu erwerben. Im ersten Jahr als Werksteam engagiert BMW Sauber das Duo Nick Heidfeld und Jaques Villeneuve. Der Kanadier wird nach dem Großen Preis von Deutschland vor die Tür gesetzt und durch den Polen Robert Kubica ersetzt. 2006 reicht es für das Team zu Rang fünf in der Konstrukteurswertung, Heidfeld wird Neunter und Kubica 16. in der Fahrer-WM.

2007 läuft es wesentlich besser. Heidfeld und Kubica sammeln fleißig Punkte. Ein schwerer Unfall in Kanada wirft den Polen zwar aus der Bahn. Allerdings kann er bereits im übernächsten Rennen wieder ins Steuer greifen, während ihn zwischenzeitig Sebastian Vettel beim US Grand Prix würdig vertritt. Heidfeld belegt am Ende der Saison direkt vor seinem Teamkollegen den fünften Rang. In der Konstrukteurswertung springt ein respektabler zweiter Platz heraus, wenn auch mit weniger als die Hälfte der Punkte von Ferrari.

Doch einem zweiten WM-Sieg hechelt man immer noch hinterher. 2008 baut das Team ab. Nachdem 2009 lediglich der sechste Platz in der Konstrukteursmeisterschaft herausspringt, entscheidet man sich, den zweiten Anlauf in der Königsklasse zu beenden. Peter Sauber kauft seine Anteile am Team zurück und BMW verabschiedet sich aus der Formel 1.