Es ist Tag eins nach dem Geburtstag des Urgesteins, wenn die Scuderia Ferrari die letzte Weiche in Richtung einer neuen Erfolgsära stellen will. Am Donnerstag, dem 18. Februar 2016, wäre Enzo Ferrari, Gründer der italienischen Mythos-Marke, 118 Jahre alt geworden. Einen Tag später präsentiert das Team via Stream im Netz (ab ca. 14 Uhr) sein neues Auto für die Formel-1-Saison 2016.

Ein Auto, das dem Urvater alle Ehre machen soll. Ein Auto, auf das die Scuderia so große Hoffnungen setzt wie lange nicht. Nun gut - Hoffnung gab es vielleicht immer. Doch diesmal ist diese Hoffnung mehr. Kein blasser Schimmer, sondern berechtigt, realistisch, greifbar.

Noch vor Jahresfrist war das anders. Nach dem desaströsen Hybrid-Debütjahr 2014 und großen Umbrüchen in der Teamstruktur im folgenden Winter, erwartete niemand von der Mannschaft aus Maranello, gleich 2015 wieder um den Titel zu kämpfen. Doch Ferrari schlug sich besser als gedacht. Mit dem neu verpflichteten Sebastian Vettel siegten die Roten sogar - dreifach.

"Ferrari hat zu alter Stärke zurück gefunden", sagt Niki Lauda. Das liege vor allem an Vettel. Der Deutsche giere nach Erfolgen, genau das mache ihn so gefährlich. Einzig zum WM-Coup reichte es 2015 nicht. Noch nicht, geht es nach Sergio Marchionne. Für den Ferrari-Präsidenten ist klar: 2016 sieht die Welt ganz anders aus. "Wir haben alle dazu nötigen Investitionen getätigt. Wir wollen uns in Australien als jenes Team präsentieren, das es zu schlagen gilt, um Ferrari wieder zum WM-Titel zu führen. 2016 soll für uns das Jahr sein, in dem wir an die Spitze zurückkehren", fordert der Italo-Kanadier forsch.

Mit Teamplay, harter Arbeit & purer Speed an die Spitze

Ähnlich zuversichtlich äußert sich ein alter Wegbegleiter Vettels. "Sebastian hält das ganze Team zusammen und schafft es immer, Schwächen auszumerzen. Er ist außergewöhnlich in diesen Dingen. Er ist spitze, wenn es darum geht ein Team nach vorne zu bringen. Ich denke, das wird ihm mit Ferrari auch bald gelingen", sagt Mark Webber, ehemaliger Teamkollege aus Red-Bull-Zeiten.

Doch seien es nicht nur Vettels Fähigkeiten als Teamplayer und Arbeiter, die ihn so stark machen - und Vettel nebenbei in der Ferrari-internen Wahrnehmung bereits vielfach Parallelen zu Michael Schumacher einbrachten -, sondern genauso dessen brillante Fahrweise. "Wenn ich einen wählen müsste, dann wäre es Sebastian", sagt Webber über sein persönliches F1-Top-Trio Hamilton, Vettel und Alonso.

Mercedes warnt, Hamilton bleibt cool

Die Konkurrenz lässt sich von alldem kaum beeindrucken. Zwar respektiert Mercedes das aufstrebende Ferrari und warnt in Person von Niki Lauda und auch Toto Wolff vor dem schärfsten Verfolger. Doch der amtierende Champion selbst erwartet keine Trendwende. "Es wird mindestens ein weiteres solches Jahr geben mit dieser Stärke", sagt Lewis Hamilton voller Überzeugung von seinem Arbeitsgerät.

Mit Recht, erweist sich der Silberpfeil seit nunmehr zwei Jahren als das Nonplusultra der Königsklasse. Doch einen vielleicht entscheidenden Faktor vergisst der Weltmeister - oder blendet ihn bewusst aus: Nico Rosberg. Der Deutsche erwies sich im letzten Saisondrittel des Vorjahres als mindestens gleichwertig, sammelte sechs Poles und drei Siege in Serie und will diesen Schwung nun mit in die neue Saison nehmen. Wird das interne Duell bei den Silberpfeilen 2016 also wieder Fahrt aufnehmen? Wird es wieder enger - und härter - zugehen wie 2014?

Toto Wolff fürchtet es. Nicht, weil er keine Lust auf neue Vermittlung und Schlichtung zwischen Streithähnen hätte. Sondern, weil es ihm vor einem Abstauber graut. Ein neuerlicher Krieg der Sterne als Nachteil im WM-Kampf also. "Wir haben die Sorge, dass Vettel und Co. davon profitieren könnten", gesteht Wolff.

Was macht Kimi Räikkönen?

Füllt man dieses 'und Co.' mit Inhalt, so fällt einem obendrein unweigerlich Vettels Teamkollege ein. Immerhin war es Kimi Räikkönen, der 2007 den bis dato letzten Ferrari-Titel einfuhr. Währenddessen zerfleischten sich ein gewisser Hamilton und ein Alonso bei McLaren-Mercedes gegenseitig.

Wiederholt sich die Geschichte? Gut möglich. Auch den Iceman darf man nicht abschreiben. Immerhin steigert Räikkönen sein eigenes Potential traditionell synchron mit dem seines Boliden. Entsprechend könnte uns 2016 sowohl ein Zweikampf Ferrari vs. Mercedes als auch ein Vierkampf ihrer Fahrer erwarten.

Jetzt ist eure Meinung gefragt: Knackt Ferrari Mercedes? Profitiert Vettel vom Teamzwist bei den Silberpfeilen? Oder bekommt er selbst ordentlich Druck von Räikkönen? Wir freuen uns auf rege Diskussionen in den Kommentaren unter dem Artikel.