Sie ist die vermutlich schönste und gleichzeitig diskutabelste Dame im Fahrerlager: Carmen Jorda. Den einen oder anderen männlichen Fan dürfte es freuen: Die Spanierin ist auch 2016 wieder großformatig im Fernsehen zu sehen. Sie behält ihren Job als Entwicklungsfahrerin auch beim jetzigen Werksteam von Renault und wird vermutlich mit an die Strecke reisen.

Über ihre genaue Rolle in der Königsklasse machte sich der eine oder andere Fahrer hinter vorgehaltener Hand lustig. Marco Sörensen ging jetzt sogar öffentlich in die Offensive. "Sie war 12 Sekunden langsamer als ich im Simulator. Trotzdem hat sie all die Belohnungen erhalten", sagte der ehemalige Lotus-Testfahrer gegenüber dem dänischen Ekstra Bladet.

Macht eine gute Figur auf dem Laufsteg: Carmen Jorda, Entwicklungsfahrerin Renault, Foto: Sutton
Macht eine gute Figur auf dem Laufsteg: Carmen Jorda, Entwicklungsfahrerin Renault, Foto: Sutton

Sörensen chancenlos

Während Jorda nach der Komplettübernahme von Renault weiter an Bord bleibt, ist das Kapitel Formel 1 für Sörensen erst einmal wieder beendet. Zunächst wurde vermutet, dass er gehen musste, weil sein Sponsor sich nicht mehr engagierte. Sörensen selbst sagte nun allerdings, dass er die Lotus/Renault-Truppe aus eigenem Antrieb verlassen habe.

Als Grund gab der 25-Jährige Frust über seine Situation auf der Ersatzbank des Teams an. Sörensen: "In den vergangenen zwei Jahren habe ich mindestens 60 Tage im Simulator verbracht, das ist ungefähr so viel wie Kevin (Magnussen;d.Red.) bei McLaren. Das hat mich so sehr gestört, dass es zu einem Zeitpunkt zu viel wurde und ich aufhören musste." Sprich: Während Landsmann Magnussen sogar als Renault-Stammfahrer engagiert wurde und Jorda ebenfalls mit durfte, sah Sörensen für sich keine Chance auf eine erfolgreiche Zukunft.

Ganz rechts: Marco Sörensens unspektakuläre Vorstellung 2014, Foto: Sutton
Ganz rechts: Marco Sörensens unspektakuläre Vorstellung 2014, Foto: Sutton

Hatte keine sieben Millionen

Sörensen und Magnussen kennen sich bereits aus gemeinsamen Zeiten im Kartsport. Zumindest gönnte er Magnussen eine zweite Chance in der Formel 1, nachdem das McLaren-Projekt gescheitert war. "Ich hatte eben keine sieben Millionen Euro. Das ist das Startkapital, das du für einen Formel-1-Sitz brauchst, habe ich gehört", sagte Sörensen. Eine ähnliche Summe soll Magnussen zusammengekratzt haben, um als Stammfahrer in die F1 zurückzukehren.

Sörensen war sicher, dass Magnussen gute Chancen besitzt, sich bei Renault den Status des Nr. 1-Fahrers zu sichern. Dessen Gegner: Jolyon Palmer, der nach zahlreichen Anläufen zuletzt die Meisterschaft in der GP2-Serie gewann. "Es wird eng. Ich denke aber, dass Kevin über mehr Talent verfügt als Palmer", meinte Sörensen. Er selbst geht dieses Jahr für Aston Martin in der WEC an den Start. Für die Briten hatte der Däne 2015 bereits die 24 Stunden von Le Mans bestritten.

Marco Sörensens Karriere im Motorsport

In der Formel 1 hatte Sörensen kaum Möglichkeiten, sich auf großer Bühne zu präsentieren. Deutschen Motorsport-Fans dürfte er allerdings seit langem bekannt sein. Im Jahr 2008 trat Sörensen im ADAC Formel Masters an und sicherte sich auf Anhieb den vierten Gesamtrang - obwohl er nur bei der Hälfte aller Rennen antrat. Bei acht Starts überquerte er die Ziellinie vier Mal als Erster und überzeugte auch bei einigen Renneinsätzen in der Britischen Formel Ford.

Renault nahm ihn 2009 in seinen Förderkader auf - ein wichtiger Schritt, auch wenn das Programm wegen finanzieller Probleme zwischenzeitlich eingestellt wurde. Das Team Motopark aus Oschersleben wurde auf den Youngster aufmerksam und verpflichtete ihn für die Formel Renault 2.0. In der Saison 2010 hatte Sörensen in Folge der Einstellung des Renault-Förderkaders zu kämpfen und stand zeitweise ohne Cockpit da.

Sörensen 2011 im F3 Cup, Foto: Formel 3 Cup
Sörensen 2011 im F3 Cup, Foto: Formel 3 Cup

Beim bayerischen Team Brandl Motorsport fand Sörensen schließlich doch noch ein Cockpit in der deutschen Formel 3. Nach ein paar sporadischen Einsätzen startete er im Folgejahr mit Brandl für die komplette Saison - das Vertrauen zahlte sich aus, Sörensen holte mit zwei Siegen die Vizemeisterschaft hinter Richie Stanaway, der ebenfalls von Renault gefördert wurde. Außerdem bestritt Sörensen 2011 einen kurzen Gasteinsatz bei Mücke Motorsport in der Formel 3 Euro Serie.

2012 hatte Sörensen Glück, von Lotus (dem Sportwagenhersteller) eine Einladung zu einem Test in der Formel Renault 3.5 zu erhalten - er überzeugte und startete für Lotus' Feeder-Team Gravity-Charouz in der Topklasse der Renault-Meisterschaft. Teamkollege war sein ehemaliger Titelrivale Stanaway.

Spektakulärer Unfall 2013 in der Formel Renault 3.5, Foto: WS by Renault
Spektakulärer Unfall 2013 in der Formel Renault 3.5, Foto: WS by Renault

Sörensen beendete die qualitativ stark besetzte Saison mit einem Sieg und drei Podiumsplatzierungen auf dem sechsten Platz. 2013 erhielt Sörensen eine weitere Einsatzchance bei Lotus und schloss die Saison mit zwei Siegen am Red Bull Ring als Gesamtsiebter ab. Meister wurde sein jüngerer Landsmann Kevin Magnussen.

Zwar hatte Sörensen nicht selten Pech - mehrmals schied er in Führung liegend aus - doch immer wieder offenbarte sich seine größte Schwäche: Zwar fuhr er in seiner bisherigen Karriere häufig und konstant in die Punkte, doch für Siege reichte es zu selten. Zweiter Nachteil: Motorsport ist in Dänemark schon nicht allzu populär, und Sörensen steht seit einigen Jahren in Magnussens Schatten. Die beiden fuhren seit 2008 fast jedes Jahr in der gleichen Serie - doch am Ende hatte Magnussen immer die Nase vorn. So wie auch jetzt wieder bei Renault.