Europa-Auftakt heißt in der Formel 1 immer auch Zwischenrechnung - nach den ersten drei Saisonrennen kann man bereits einige Rückschlüsse ziehen. Die großen Sieger der noch jungen Saison heißen eindeutig Renault und Fernando Alonso. Der Spanier gibt offen zu: "Ich denke, unser Team hat besser abgeschnitten als wir erwartet haben. Bei den Wintertests haben wir bereits gesehen, dass wir konkurrenzfähig sein könnten - aber alle drei Saisonrennen zu gewinnen, mit beiden Fahrern auf dem Siegerpodest und 26 WM-Punkte auf meinem Konto - da wurde einfach ein Traum zur Wirklichkeit."

Alonso spricht weise Worte aus: "Die große Herausforderung besteht darin, dieses Level zu halten und an der Spitze zu bleiben." Wegen der neuen Regeln müsse "der Magier" seinen aggressiven Fahrstil ändern, sagten einige Experten vor Saisonbeginn. Alonso winkt ab: "Ich persönlich habe nicht sehr viel ändern müssen im Vergleich zum letzten Jahr und es gibt auch keine Unterschiede darin, wie ich an ein Rennwochenende herangehe." Der Spanier räumt jedoch ein, dass man bei den Drehzahlen aufpassen müsse und auch bei den Reifen - obwohl die Haltbarkeit der Michelin-Pneus bewirkt hätte, dass "es nicht schwer war, die Reifen in guter Verfassung zu halten".

In Imola müsse man viel über die Kerbs fahren, dabei müsse man achtsam sein: "Es ist unmöglich, zu relaxen. Wenn du über die Kerbs fährst und dabei die falsche Linie erwischst, landest du im Kiesbett oder in der Barriere." Fernando Alonso ist überzeugt davon, dass der Renault R25 auch in Imola konkurrenzfähig sein wird.

Fisichella: Ich muss mehr Performance finden!

Giancarlo Fisichella glaubt das auch: "Ich denke, der Wagen wird auch in Imola sehr ruhig liegen - aus meiner persönlichen Sicht heraus betrachtet muss ich aber noch mehr Performance finden. Ich muss weiter daran arbeiten, eine perfekte Balance zu finden, sodass ich das Potential des Wagens umsetzen kann. Wir waren bislang sehr stark - von meiner Seite her muss noch aber mehr getan werden."

Wie schätzt "Fisico" seine Gegner ein? Der Melbourne-Sieger sagt: "Was die Michelin-Teams betrifft: Toyota war auf unterschiedlichen Strecken schnell, warum sollten sie es also nicht auch in Imola sein? Die andere große Sorge bereitet uns Ferrari - ich denke, sie werden sehr, sehr schnell sein. Wir sahen schon in Bahrain, wie knapp Michael Schumacher hinter Fernando lag..."

RS25B-Motor für Fisichella?

Der Technikdirektor im Motoren-Bereich, Bob White, erklärt: "Die Chassis- und Motoren-Techniker entscheiden in der Woche vor dem Grand Prix, wie viele Runden am GP-Weekend gefahren werden und unter welchen Konditionen das getan wird." Weil Giancarlo Fisichella in Bahrain einen Motorschaden hatte, darf er am kommenden Wochenende einen neuen Motor verwenden - und es wird vielleicht nicht nur ein neuer Motor, sondern auch eine neue Ausbaustufe sein - teamintern wird sie "B-Spezifikation" genannt.

Bob White: "Die neuen Regeln sollten auch die Entwicklung der Motoren verlangsamen - und das ist auch gelungen. Es ist jetzt viel schwieriger, neue Teile einzuführen und wir haben nur mehr eine begrenzte Anzahl an Möglichkeiten. Wir werden 2005 so genannte Pakete einsetzen - und die B-Spezifikation ist das erste dieser Packages. Nach dem Motorschaden von Giancarlo sahen wir die Möglichkeit, die Entwicklung zu beschleunigen. Aber die endgültige Entscheidung wird von den Prüfstandtests und den Analysen unseres letzten Tests in Le Castellet abhängen. Denn wir wollen keine unnötigen Risiken eingehen, wenn wir den RS25B schon in Imola anstatt in Barcelona einsetzen."