David Coulthard darf mit stolzer Brust die aktuelle WM-Tabelle betrachten - neben dem Leader Fernando Alonso ist Coulthard der einzige Pilot, der in allen der drei bisherigen Saisonrennen in die Punkteränge fahren konnte. DC liegt mit neun Zählern auf Platz 4 der Fahrerwertung - das hätten vor Saisonbeginn wohl nur wenige gedacht - vor allem auch, weil der Schotte in dieser Saison nicht mehr in einem McLaren-Mercedes, sondern in einem Red Bull-Cosworth sitzt. Doch wie so oft im Leben kam eben alles anders...

Verändert dürfte sich bei dem 34jährigen, der nach Michael Schumacher der zweitälteste Fahrer im GP-Feld ist, einiges haben - vor allem mental. Hat DC früher mit seinen alljährlichen Titelankündigungen für Belustigung im Medienwald der Formel 1 gesorgt und mit seiner Feststellung, das vorliegende Jahr werde den besten Coulthard aller Zeiten erleben im Angesicht seiner ab 2001 jährlich abfallenden Endplatzierungen in der Formel 1-WM für viele Treppenwitze auf seine Kosten gesorgt, so übt sich Coulthard derzeit eher in der hohen Kunst des Understatements.

Während der vor dem Saisonstart von manchen wenig liebevoll als "ausrangierter Silberpfeil-Pilot" titulierte Schotte beim Saisonauftakt derart von seinem neuen Team beflügelt fuhr, dass er beinahe auf dem Siegerpodest landete und dafür viel mediales Lob erhielt, erklärte David Coulthard gegenüber dem Sunday Mirror: "Ich glaube nicht, dass ich in dieser Saison so toll gefahren bin. Es gab Perioden, in denen ich einen vernünftigen Job geliefert habe - aber ich spüre, dass ich es besser machen kann."

Was seine Vorstellung in Bahrain betrifft, wird Coulthard wohl oder übel die Zustimmung vieler Formel 1-Beobachter erhalten. Die Form des Schotten ist schwankend. In der Wüste von Sakhir wurde DC von seinem jungen Stallkollegen Christian Klien regelrecht vorgeführt, das Qualifying-Duell hat er gegen den Hohenemser ebenfalls verloren - das alte Stichwort "Einzelrundenschwäche" wird wieder hervorgekramt. Und weil die Formel 1 so schnell ist, bleibt zumeist das letzte Rennen in Erinnerung - der formidable Saisonauftakt scheint längst vergessen. Und so ist es kein Wunder, dass bereits wieder Gerüchte auftauchen konnten, Coulthard werde bei Red Bull Racing keine Vertragsverlängerung für 2006 erhalten.

Doch DC bleibt ruhig: "Ich weiß, wo ich stehen könnte und ich lebe einzig und allein dafür, dass ich etwas tun kann, was mir auch Spaß bereitet. Ich kann nicht mehr ändern, was in der Vergangenheit passiert ist. Meine Zugangsweise hat sich verändert und ich verweile nicht mehr in meinen Frustrationen, wenn die Dinge nicht so laufen, wie ich das möchte."