Während Sieger Fernando Alonso vollkommen am Ende seiner Kräfte auf dem obersten Podiumstreppchen niedersinkt und ein trauriger Jarno Trulli auf dem zweithöchsten Treppchen seinem verstorbenen Freund gedenkt, strahlt auf dem dritten Podestrang ein topfit wirkender Nick Heidfeld in die weite Formel 1 Welt hinaus. Der Mönchengladbacher hat es bereits in seinem zweiten Rennen für BMW-Williams, bei einer Hitzeschlacht im Glutofen von Sepang, geschafft auf's Podest zu fahren und seine bislang beste F1-Platzierung zu egalisieren.

Und obwohl der sympathische Williams-Neuzugang die anderen beiden Überseerennen in Australien und Bahrain aufgrund eines Unfalls sowie eines Motorschadens nicht beenden konnte, fällt seine bisherige weiß-blaue Saisonbilanz positiv aus. Warum dies so ist und was er sonst noch von den Entwicklungen der ersten drei Saisonläufe hält, verriet er exklusiv im Gespräch mit motorsport-magazin.com-Chefredakteur Stephan Heublein.

Nick, wie sind Deine Testfahrten in der letzten Woche in Barcelona verlaufen?

Nick Heidfeld: Die Tests verliefen durchaus positiv. Wir haben uns hauptsächlich auf Reifentests für die kommenden Rennen konzentriert. Am dritten Testtag bin ich weitergefahren, da ich für Mark [Webber, d. Red.] einspringen musste, der wieder ein paar Probleme mit seinen Rippen hatte. An diesem dritten Tag hat es leider fast den ganzen Tag geregnet. Wir haben es zwar geschafft ein paar Regenreifentests zu unternehmen, aber es wäre sicherlich wesentlich produktiver gewesen, wenn es nicht geregnet hätte.

Wie sind die Aussichten für das nächste Rennen in Imola?

Nick Heidfeld: Ich hoffe, dass wir das Auto einfach weiter verbessern können. Beim letzten Rennen waren wir von den Rundenzeiten her nicht ganz so stark wie in Malaysia. Aber ich hoffe, dass wir in Imola wieder aufschließen können.

Insgesamt ist der Saisonstart aber ziemlich gut verlaufen...

Nick Heidfeld: Es lief auf jeden Fall besser als nach den ersten Wintertests erwartet. Natürlich haben wir vor der Präsentation des neuen Autos auf noch mehr gehofft, nämlich dass wir direkt ganz vorne mitfahren können, aber nachdem die ersten Tests nicht gut verliefen sind wir mit den ersten Rennen auf jeden Fall recht zufrieden. Denn wir hatten ja erwartet, dass wir nicht ganz vorne mitfahren können.

Hattet Ihr damit gerechnet, dass Renault so stark sein würde?

Nick Heidfeld: Da ist es eigentlich ähnlich: Vor den Wintertests nicht. Aber bei den Wintertestfahrten war es schon abzusehen. Denn hier war Renault in meinen Augen das schnellste Team. Ich dachte allerdings, dass sie nicht ganz so standfest sind. Aber bislang sind sie nur einmal wegen eines technischen Defekts nicht ins Ziel gekommen.

Du bekommst in Imola wieder einen neuen Motor und bist in einem anderen Zyklus als die anderen Fahrer unterwegs. Ist diese Regelung nicht etwas seltsam für die Fahrer?

Nick Heidfeld: Auch wenn der Motor nicht hochgegangen wäre, hätten wir ihn natürlich gewechselt, da es sein zweites Rennen war. Die Situation ist dennoch ungewohnt. Es ist einfach ein neues Reglement für dieses Jahr und wir müssen einfach abwarten wie das ausgeht. Im Moment bin ich fast der einzige der in einem anderen Zyklus ist, aber ich glaube, dass im Laufe der Saison noch der ein oder andere Motor hochgehen und sich das ganze etwas verteilen wird. Es ist klar, dass der Motor beim zweiten Rennen ein bisschen an Leistung verliert, aber das gleicht sich ja dann letztlich auch wieder aus. Also hatte ich in Malaysia etwas mehr und in Bahrain etwas weniger Power, aber letztendlich sind das keine großen Unterschiede.

Ebenfalls neu ist in diesem Jahr das Qualifying-System. Was hältst Du davon?

Nick Heidfeld: Hier gibt es in meinen Augen vor und Nachteile. Es ist sehr, sehr ungewohnt die Zeiten zusammenzählen zu müssen. Dies ist glaube ich auch nicht so ganz einfach für die Zuschauer verständlich. Aus meiner Sicht ist aber wichtiger und positiver, dass man wenigstens am Samstag einmal ohne Sprit fährt. So dass man wirklich weiß: Hier ist dieses Auto, mit diesem Fahrer unter diesen Bedingungen am schnellsten. Und nicht so wie im letzten Jahr, wo man nie wusste wer wie viel Sprit an Bord hatte.

Viel schlimmer für die Zuschauer ist jedoch, dass am Freitag und Samstag im freien Training fast gar nicht gefahren wird...

Nick Heidfeld: Ja, das ist nicht einfach. Obwohl es für alle gleich ist, ist es für die Neueinsteiger sehr viel problematischer. Denn für die Neulinge ist es durch die begrenzten Runden mittlerweile wirklich schwierig. Früher konnte man praktisch so viel fahren wie man wollte und heute werden Kilometer gespart, wenig Runden gefahren und die Motoren geschont. Wenn man sich dennoch an neue Strecken gewöhnen soll, ist dies für die Newcomer auf alle Fälle schwierig.

Ähnlich schwierig ist die Situation bei Ferrari. Werden die Italiener schon in Imola wieder dabei sein?

Nick Heidfeld: Davon gehe ich aus. Sie haben ja schon in Bahrain eine starke Leistung gezeigt, mit welcher ich ehrlich gesagt in dieser Form nicht gerechnet hätte. Ich hatte damit gerechnet, dass sie sich verbessern und über das Jahr gesehen auch definitiv wieder an die Spitze kommen, aber dass sie nur ein Rennen nach Malaysia, wo sie wirklich im Mittelfeld herum gefahren sind, schon wieder so weit an die Spitze heranrücken würden, hätte ich nicht erwartet. Zumal ich davon ausging, dass die hohen Temperaturen ihnen nicht so entgegen kommen. Zumindest in Bahrain hat sich das nicht bestätigt. Und es gibt genügend Leute die vermuten, dass der Ferrari mit den Bridgestone-Reifen bei kühleren Temperaturen besser wird und das sind genau jene Bedingungen, wie wir sie wohl in Imola und bei den nächsten Rennen antreffen werden. Also kann man schon davon ausgehen, dass sie dann wieder vorne dabei sind.

Bislang waren Eure Michelin-Reifen auf jeden Fall sehr konkurrenzfähig, um nicht zu sagen: Besser als Bridgestones.

Nick Heidfeld: Das ist immer ganz schwierig einzuschätzen, weil man ja nicht beide Reifen zur Verfügung hat, aber ich bin auf jeden Fall sehr zufrieden mit der Arbeit die Michelin geleistet hat. Sie haben bisher alle Rennen gewonnen und alle Pole Positions geholt. Und auch in den Rennen haben die Reifen sehr gut gehalten. Da die Entwicklung ebenso weiter geht, denke ich, dass wir auf der guten Seite sind.

Nach den ersten Tests in diesem Jahr habt Ihr sicherlich nicht damit gerechnet, dass mit Toyota ein neuer Konkurrent für Williams auftauchen würde...

Nick Heidfeld: Nein, dass war wirklich überraschend - selbst nach den Wintertests, nach denen ich zumindest Renault vorne erwartet hatte. Aber mit Toyota habe ich nicht so weit vorne gerechnet. Das war für mich definitiv sehr überraschend. Nach Malaysia hatte man noch gehofft oder gedacht, dass es vielleicht nur einmal perfekt gepasst hätte, aber in Bahrain haben sie ihre Leistung offensichtlich bestätigt und Jarno wurde zum zweiten Mal recht souverän Zweiter, was für mich eine große Überraschung ist.

Jetzt werden sie ab Imola bestätigen müssen, ob sie diese Leistungen auch wiederholen können, wenn es nicht mehr so heiß wie in Malaysia oder Bahrain ist.

Nick Heidfeld: Das werden wir sehen und dies ist eine wichtige Komponente, die sowohl die Reifen als auch die Autos betrifft. Entsprechend kann es schon sein, dass in Imola noch einmal alles ein bisschen durcheinander gewürfelt wird. Aber den Speed, den sie bei den letzten Rennen gezeigt haben, werden sie jetzt nicht auf einmal komplett verlieren, weswegen sie auch weiterhin vorne dabei sein werden.