Der Auftakt zum Rennwochenende der Formel 1 in Austin ging noch bei trockenen Bedingungen über die Bühne. Doch am Donnerstag zeichnete sich in Form eines wolkenverhangenen Himmels und hoher Luftfeuchtigkeit von rund 80 Prozent bereits ab, dass beim US GP 2015 kaum mit typisch texanischen Verhältnissen zu rechnen ist. Die Wetterprognosen kündigen heftige Niederschläge mindestens für Freitag und Samstag sowie eine für Sonntag zumindest noch nennenswert vorhandene Regenwahrscheinlichkeit an.

Nach Japan und Russland droht also das nächste chaotische Rennwochenende für die Teams. Im Fahrerlager gehen die Meinungen darüber jedoch weit auseinander. Ganz entspannt gibt sich Sebastian Vettel. Der Ferrari-Pilot will sich erst mit dem Thema beschäftigen, wenn der Regen wirklich aufzieht. "Ich kenne den Wetterbericht für Sonntag nicht. Ich glaube, dass alles passieren kann, weil es hier sehr schnell geht mit Regen oder Sonnenschein. Gestern sollte es zum Beispiel den halben Tag regnen und es hat gar nicht geregnet", sagt Vettel.

Mit der Anzahl der Regenmischungen kann es bei drei Tagen schlechtem Wetter eng werden, Foto: Sutton
Mit der Anzahl der Regenmischungen kann es bei drei Tagen schlechtem Wetter eng werden, Foto: Sutton

Zu wenige Reifen für drei Tage Regen?

Entsprechend habe er sich nicht gezielt für ein Regenrennen gewappnet. "Die Vorbereitung war wie bei allen anderen Rennen auch. Ich war im Simulator und habe gewisse Szenarien durchgespielt. Natürlich spielt das Wetter eine große Rolle. Aber wenn es regnet und alles durcheinander schmeißt hat man einen Plan B und reagiert", sagt Vettel. Ein klassisches Regensetup gebe es in der Formel 1 heutzutage ohnehin nicht mehr. "Viel mehr, als ein paar Dinge anzupassen und Regenreifen aufzustecken gibt's da nicht", schildert Vettel.

Problematisch würde es allerdings, sollte es das gesamte Wochenende regnen. "Es ist kein großes Geheimnis, dass wir nicht so viele Regenreifen haben, dass wir fahren können ohne Ende", warnt Vettel. Ein neuerlich gähnend langweiliger Freitag mit wenigen Autos auf der Strecke ist also zu befürchten, sollte es gleich zum Auftakt ordentlich schütten.

Beim WEC-Rennen 2014 herrschte Aquaplaning, Foto: Adrenal Media
Beim WEC-Rennen 2014 herrschte Aquaplaning, Foto: Adrenal Media

Button warnt vor Pool-Bildung in Austin

Damit nicht genug der Risiken. Jenson Button schildert eine weitere Problematik. "Es sieht so aus, als würde ganz Texas unter Wasser stehen! Es könnte tricky werden und ich hoffe, dass es heute (Donnerstag) regnet, sodass ich gucken kann, wo die Pfützen sind. Auf dieser Strecke gibt es so viele Höhendifferenzen, dass sich regelrechte Pools von Wasser darauf bilden werden", beschreibt Button.

Bereits im vergangenen Jahr hatten die Boliden der WEC in Austin massiv mit Aquaplaning zu kämpfen. "Und diese Autos sind viel schwerer, also wird es für uns noch schlechter", warnt der Brite. Auch in puncto Performance hätte McLaren in diesem Jahr im Nassen nicht unbedingt überzeugt, ergänzt Button.

Toro Rosso hätte nichts gegen einen kräftigen Guss von oben, Foto: Sutton
Toro Rosso hätte nichts gegen einen kräftigen Guss von oben, Foto: Sutton

Toro Rosso: Regen ja, aber bitte richtig!

Ganz anders bei Toro Rosso. Dort sehnen die Piloten den Regen nahezu herbei. "Ich denke, dass es auch am Sonntag regnet. Ich hoffe auf ein bisschen Regen oder halb und halb. Dann geht es darum, beim Reifenwechsel die richtigen Entscheidungen zu treffen", sagt Verstappen zu Motorsport-Magazin.com. Teamkollege Carlos Sainz stimmt zu: "Ich bin mir sicher, dass wir besser wären als im Trockenen. Wie nah wir an den Top-5 dran wären - keine Ahnung. Aber mit Sicherheit wären wir näher dran als im Trockenen."

Geht es nach Verstappen soll es allerdings bitte nicht das gesamte Wochenende durchregnen. Der Rookie fürchtet in diesem Fall um einen Vorteil Toro Rossos. "Unser Auto ist generell im Nassen ziemlich einfach einzustellen. Vielleicht ist es für andere Team ein bisschen schwieriger. Aber wenn es das ganze Wochenende nass ist, bekommt es jeder hin. Wenn du so viel Zeit hast, die Strecke zu verstehen, sollte jeder auf dem Punkt sein", erklärt der Youngster.

Etwas zurückhaltender gibt sich Sainz. Es sei schon schwierig, das Auto richtig einzustellen, sagt der Spanier, bezieht sich dabei allerdings auf ein anderes Szenario: "Regen im Training und keiner im Rennen - das ist sehr schwer für die Ingenieure. Ich hätte nichts dagegen ein ganzes Wochenende Regen zu haben, wenn der Regen nicht zu stark ist - im Gegensatz zu wechselnden Bedingungen, vor allem für uns, wir haben etwas weniger Downforce als die anderen und das macht es schwer."

Nico Hülkenberg mag den Regen, Foto: Sutton
Nico Hülkenberg mag den Regen, Foto: Sutton

Wenig Training große Chance für kleine Teams?

Generell also eine Chance für kleinere Teams durch unvorhersehbare und wechselnde Bedingungen mit wenig Trainingszeit? "Regen ändert viel, da ist alles möglich. Aber das kann mit oder ohne passieren", sagt Sergio Perez, gefragt, ob im Nassen erneut ein Podium drin sei.

Nein, sagt Nico Hülkenberg. "Das kennen wir aus der Vergangenheit. Das ist relativ neutral. Es kommt darauf an, wie gut das Team mit dem Verständnis der Reifen ist. Das hat einen großen Einfluss. Ich glaube nicht, dass es den kleinen Teams mehr zugute kommt, als den großen", erklärt der Force-India-Pilot auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Trotzdem könne das Feld durcheinandergewürfelt werden. Persönlich sei er durchaus ein Freund von wenig Trainingszeit. "Ich mag das. Das rückt den Fahrer mehr in den Fokus, weil du nicht mehr so viel Zeit hast, an dir zu arbeiten. Und es macht auch Spaß, im Regen zu fahren. Du wirst mehr ins kalte Wasser geworfen und musst lernen, zu schwimmen", beschreibt Hülkenberg.