Zuerst hat man das aus dem Fußball-Sport bekannte "Ersatzbankprinzip" in der Formel 1 eingeführt - und jetzt hat Red Bull gleich einen ganzen Fußball-Klub gekauft. Seit Mittwoch ist der Energy Drink-Konzern der neue Besitzer des österreichischen Bundesliga-Klubs SV Salzburg.

Red Bull-Boss Dietrich Mateschitz erklärte: "Selten haben wir eine Entscheidung länger und genauer geprüft als jene, in das österreichische beziehungsweise in das internationale Fußballgeschehen einzusteigen. Damit hat Red Bull neben der Formel 1 ein zweites Standbein in seinem Sportengagement mit internationaler Reichweite."

Wie beim Jaguar-Kauf: Erst die Analyse, dann die Reformarbeit...

Wie beim Kauf des Jaguar-Rennstalls wird Red Bull zuerst eine umfangreiche Analyse anfertigen, bevor konkrete Reformarbeit geleistet wird. Der SV Salzburg liegt derzeit nur an der vorletzten Stelle der österreichischen Bundesliga, theoretisch könnte dem Traditionsklub auch der Abstieg drohen, doch davon gehe man nicht aus, sagt Mateschitz. Im Gegenteil: "Die sportlichen Ziele müssen natürlich sein, mittelfristig in den europäischen Wettbewerben mitzuspielen, was wiederum eine Spitzenposition in der österreichischen Meisterschaft voraussetzt."

Der Multimillionär, mit rund 1,5 Milliarden Euro der viertreichste Österreicher, holt niemand geringeren als den deutschen "Fußball-Kaiser", Franz Beckenbauer, als Berater ins Team. Dem legendären Langzeit-Präsidenten des Klubs, Rudolf Quehenberger, der den Deal eingefädelt hat, wird der Titel des "Ehrenpräsidenten" angeboten. Als Erstmaßnahme wird Mateschitz das Budget des Klubs anheben. 17 Spieler-Verträge laufen aus, man werde versuchen, "auf österreichische Spieler zurückzugreifen, sofern diese ausreichend zur Verfügung stehen", versicherte Mateschitz.

Rund sieben Millionen Euro soll die Übernahme gekostet haben. Red Bull wird damit auch ein eigenes Fußball-Stadion innehaben, es könnte "Red Bull Arena" heißen - Mateschitz: "Dass die 'Roten Bullen' in einem Red-Bull-Stadion spielen, wäre durchaus stimmig und richtig."

Keine Motorsportakademie - kommt die Fußballakademie?

Und wie in der Formel 1 respektive im Motorsport wird Red Bull auch im Fußballsport großen Wert auf die Nachwuchsförderung legen. Die große Vision einer Motorsportakademie in Spielberg konnte leider nicht verwirklicht werden - im Fußballsport scheint das weniger kompliziert zu sein, nur der Name für die geplante Nachwuchsoffensive ist noch ungeklärt: "Dass das Thema Nachwuchs und Jugend ein vordringliches sein wird, ist selbstverständlich. Ob es den Namen Fußballakademie bekommen wird, steht noch in Frage."

Mit dem Einstieg von Mateschitz erhält Multimillionär Frank Stronach Konkurrenz - der kanadische Magna-Boss ist der Besitzer der Austria Wien, übt als Präsident der Bundesliga großen Einfluss auf das Fußballgeschehen der Alpenrepublik aus. Stronach begrüßte den Einstieg der roten Bullen, der Kandier soll umgekehrt bei Midland F1 an Bord geholt werden, seine Leidenschaft gilt jedoch nur dem Fußball und dem Pferdesport. Doch wenn es um Marketing geht, werden persönliche Vorlieben hintangestellt - noch vor rund einem Jahr erklärte Mateschitz: "Der Stellenwert des österreichischen Fußballs ist nicht so hoch, als dass es richtig wäre, sich werblich zu engagieren."

Klien auf der Ersatzbank: Im Schatten der Fußball-Offensive

Was das Ersatzbankprinzip in der Formel 1 betrifft, so wird Red Bull-Pilot Christian Klien bekanntlich die nächsten drei Rennen auf dieser Bank oder besser auf der Kommandobrücke der roten Bullen Platz nehmen müssen, als Freitagspilot kommt er bekanntlich nicht in Frage. Die Übernahme des Fußballklubs überschattet diese Entscheidung in den österreichischen Medien, man hat beinahe den Eindruck, die Entscheidung wurde nicht nur stoisch zur Kenntnis genommen, sondern mancherorts sogar begrüßt. In einer Umfrage der Tageszeitung Der Standard halten 53,7 Prozent der Leserschaft die Entscheidung, Liuzzi eine Chance zu geben, für eine "gute Idee". Nur 46,3 Prozent sind dagegen.