"Für den ORF tu' ich doch alles", sagt McLaren-Tester Alex Wurz. Ob das stimmt, sei dahingestellt. Jedenfalls war jener Alex Wurz, der am Freitag noch in Bahrain mit einer eindrucksvollen Bestzeit geglänzt hatte und auch am Samstag noch im Fahrerlager von Sakhir gesichtet wurde, am Sonntag Abend in Wien, um dort als Gast der ORF-Sendung "Sport am Sonntag" das Publikum mit seinem sonnigen Gemüt zu erfreuen.

Und weil das Beamen, der Materietransport von Menschen durch Lichtstrahlen, laut den Drehbuchschreibern von "Star Trek" erst in zweihundert Jahren erfunden wird, musste Alex den Flieger nehmen. Unbequem - aber nicht ganz so unbequem wie in seinem McLaren-Mercedes MP4-20. Als Wurz die Einspielung seiner Superrunde - aus der Cockpit-Perspektive - sieht, sagt er gleich: "Da sieht man sofort, wie eng es da ist. Wie wenig Platz meine Ellbogen hatten. Es ging ja am Freitagmorgen nicht um die Frage, ob es bequem oder unbequem sein wird, sondern ob es möglich oder unmöglich sein wird."

Die Freitags-Bestzeit: Da bin ich schon stolz darauf!

Möglich war es dann - und seine Bestzeit, sagenhafte 1,2 Sekunden vor dem Rest der Welt, hat viele Formel 1-Fans beeindruckt - zuvor kannte Wurz den MP4-20 und den Bahrain International Circuit nur vom Sehen. Wurz: "Und es war ja auch noch Sprit an Bord. Da bin ich schon sehr stolz darauf."

Der Interviewer fragt: "War das deine Visitenkarte an die Teamchefs der Formel 1 - unter dem Motto: Hier kommt Alex?" Wurz antwortet: "Ja." Schweigen. Kurze Pause. Und dann lacht Wurz: "Das war eine gute Frage - und eine kurze Antwort." Ob er noch Rennen fahren wolle? Wurz: "Ich könnte meinen Job nicht machen, wenn ich nicht Rennen fahren wollen würde."

Rennen fahren. Das GP-Comeback versucht Wurz seit Jahren, nie ist es gelungen. Und ausgerechnet jetzt, nachdem sich Montoya bei einem Tennisunfall, oder wie manche behaupten, einem Motorradunfall aus dem Verkehr gezogen hat, passte Wurz nicht in das enge Cockpit des 20. Ob seine 186 Zentimeter eine schlechte Ausgangslage sind? Wurz: "Im Augenblick schon. Aber ich kann nie komfortabel sitzen, das war schon bei Benetton so. Ich muss auch immer spezielle Dehnungsübungen machen, damit mir im Wagen keine Körperteile einschlafen." Zu dem neuen McLaren wollte Alex nur sagen, dass "es eine komplizierte Situation" sei, es würde um das "Cockpit-Layout" gehen, er wolle aber "nicht ins Detail gehen"...

Prüller: Mehr Härte, Alex!

Ob Montoya in Imola fahren kann, würde "keiner wirklich wissen", sagt Wurz. Klarerweise würde er hoffen, dort fahren zu können. Das müsse noch besprochen, Tests abgehalten werden. Näher geht der Niederösterreicher nicht auf diese Frage ein. In der Sonntags-Kronen Zeitung schrieb Heinz Prüller: "Mehr Härte, Alex!" Wurz müsse seinen Anspruch auf das Montoya-Cockpit heftiger zum Ausdruck bringen, findet der "Mister Formel 1" der Alpenrepublik. Zu nett für die knochenharte Formel 1?

Pedro kann gut Auto fahren, aber ich glaube, das kann ich auch!

Zu der beeindruckenden Vorstellung von Pedro de la Rosa, der heute wie ein mit dem Messer zwischen den Zähnen bewaffneter Löwe gefahren ist, sagt Wurz: "Pedro kann sicher schnell Auto fahren - aber ich glaube, das kann ich auch. Aber Hut ab vor seiner Leistung." Es kommt eine Einspielung: De la Rosa - im Eiltempo gehend, die Kamera und der Reporter hecheln hinterher - sagt: "Kann sein, dass Alex auch mal fahren wird. Alex würde es sicher verdienen." Und Mercedes-Rennleiter Norbert Haug spendet die Worte: "Alex ist sicher ein besserer Rennfahrer geworden." Nur - was in Imola passieren würde, sei "noch nicht fix"...

Weg vom eigenen Pech - was sagt Wurz zu jenem von Christian Klien? Wurz diplomatisch: "Ich kann es hier nicht so sagen, wie ich es gern zum Ausdruck bringen würde. Aber es ist bitter." Ein Elektrikdefekt war es. Kann so etwas passieren, fragt der Interviewer. Wurz: "Sicher kann so etwas passieren." Würde er Klien austauschen gegen Liuzzi? Wurz: "Nein, ich würde die Paarung nicht ändern. Christian hatte David Coulthard das ganze Wochenende über im Griff. Wenn man Klien austauschen würde, könnte ich das nicht verstehen. Der DC hat einen sicheren Vertrag und einen guten Anwalt, das kann ich sagen, weil den kenne ich nämlich. Ich würde Christian auf jeden Fall im Auto lassen. Der Liuzzi kann sich derweilen als Freitagsfahrer in Ruhe die Strecken ansehen."

Auch wenn mich die Ferrari-Fans ausbuhen werden...

Ein Bild aus 1997 wird eingeblendet - Wurz und Flavio Briatore, eng umschlungen, in bester Laune. Wurz: "Ein schönes Bild, damals haben wir noch gelacht..." Fährt Alonso wie ein Weltmeister, wird Wurz gefragt. "Ja. Er fährt so lang voll, bis er alles im Griff hat. Es wird schwierig werden für Fisichella", denkt Wurz an seinen früheren Teamkollegen.

Das Rennen hat Alex Wurz im TV gesehen. Zu dem Ferrari-Debakel sagt er keck: "Seit 2001 hat Michael Schumacher keinen technischen Defekt mehr erlitten, hab ich zumindest im Fernsehen von Heinz Prüller erfahren. Für die Formel 1 ist das Ganze wirklich gut, auch wenn mich jetzt die Ferrari-Fans ausbuhen werden..." Doch um Alex Wurz auszubuhen - dafür ist er einfach viel zu nett...