Bob, zwei Rennen, zwei Siege, so lautet die bisherige Bilanz für das Renault F1-Team – wie schätzen Sie den Saisonstart ein?

Bob Bell: Ehrlich gesagt glaube ich, dass wir uns keinen gelungeneren Start in die Saison hätten wünschen können. Das gesamte Team hat während des Winters fantastisch gearbeitet. Diese frühzeitigen Rennerfolge sind eine große Belohnung für die Zeit und die Anstrengungen, die wir im Winter investiert haben. Unsere Leute in Viry-Châtillon haben einen guten Job gemacht, indem sie einen V10-Motor für die Dauer von zwei Rennwochenenden entwickelt haben. Und im Workshop in Enstone hat die Aerodynamik-Abteilung hart an der Performance des Renault R25 gearbeitet. Zudem haben die Design- und Entwicklungsabteilung große Fortschritte erzielt, indem sie in möglichst kurzer Zeit ein verlässliches Fahrzeug entwickelt haben. Dass wir die beiden ersten Rennen gewonnen haben, war zwar eine große Überraschung, aber wir haben es wirklich verdient.

Mit Ihnen zusammen gewann auch Michelin zweimal. Zudem landeten in Malaysia ausschließlich Michelin-Partner auf dem Treppchen...

Bob Bell: Michelin hat als Reifen-Partner einen außergewöhnlich guten Job gemacht. Die Performance der Michelin-Pneus in Malaysia spricht für sich. Bereits zum Ende der vergangenen Saison konnte sich Michelin mit seinen neuen langlebigen Reifen an die Spitze setzen und das spiegelt sich auch zu Beginn der diesjährigen Saison wider. Gleichzeitig hat Michelin mit seinen Regenreifen einen großen Schritt nach vorne gemacht. Ich glaube, dass sie alles daransetzen werden, ihre Reifen im Verlauf der Saison stetig weiterzuentwickeln.

Der R25 hat bewiesen, dass er in einer fliegenden Runde beim Qualifying schnell ist und zudem konstant beim Renntempo mithalten kann. Gibt es ein Geheimnis, das diese beiden Qualitäten verbindet?

Bob Bell: Unser einziges Ziel ist es, ein schnelles Rennfahrzeug zu entwickeln – ein konstantes und schnelles Auto, das gut mit den Reifen umgeht. Wenn du unter Rennbedingungen ein gutes Fahrzeug hast, mündet dies in einer guten Performance über eine Runde. Ein anderer wichtiger Faktor ist das Vertrauen der Fahrer: Dieses Jahr, insbesondere am Sonntagmorgen, starten die Fahrer mit sehr wenig Informationen zu ihrer Qualifikationsrunde und wissen nicht, wie das Fahrzeug reagiert. In dieser Situation musst du dich im Umgang mit deinem Fahrzeug wohl fühlen. Unsere Piloten haben großes Vertrauen zu dem Auto am Limit. Dieses Gefühl hat keine messbaren Auswirkungen auf die Rundenzeiten, aber es ist klar, dass diese indirekt davon profitieren.

Wenn wir nach Bahrain schauen, welche Eigenschaften sind auf dieser Strecke von besonderer Bedeutung?

Bob Bell: Im vorigen Jahr kam es hauptsächlich auf die Bremsen an – und ich denke, dass wird auch in diesem Jahr der Fall sein. Wir mussten im vergangenen Jahr ihren Verschleiß während des Rennens behutsam managen und unsere Hitco Bremsscheiben haben eine gute Leistung abgeliefert. Der Bremsenverschleiß wird auch an diesem Rennwochenende eine entscheidende Rolle spielen. Bei den übrigen Anforderungen, die der Grand Prix-Kurs an die Teams stellt, kann ich keine einzelne hervorheben – das bedeutet, dass das Fahrzeug, in jedem Bereich gut sein muss: Traktion, Bremsstabilität, mechanischer Grip und Geschwindigkeit auf den Geraden.

Die Formel 1-Zuschauer scheinen der Überzeugung, dass an Renault F1 derzeit kein Weg vorbei führt – was meinen Sie dazu?

Bob Bell: Unser Erfolg in den ersten Rennen hat offensichtlich zu erhöhten Erwartungen geführt, aber wir nehmen nichts als gegeben hin. Sobald McLaren es schafft, ein Rennwochenende ohne Zwischenfälle zu absolvieren, glaube ich immer noch, dass dies unser härtester Mitbewerber unter den Michelin-Teams ist. Ferrari hatte im Malaysia Reifenprobleme, aber das ist kein Grund, sie abzuschreiben – zumal Ferrari am kommenden Wochenende ein neues Fahrzeug präsentieren wird. Williams ist in Malaysia einen Schritt weiter gewesen als in Australien und bei Toyota müssen wir schauen, ob sie ihren Speed beibehalten können. Vergessen Sie nicht, dass wir bislang nur zwei von neunzehn Rennen absolviert haben – wir versuchen also Schlussfolgerungen aus einer sehr kleinen Datenmenge zu ziehen. Ich denke, wir werden erst während der europäischen Grands Prix sehen, wie die Teams tatsächlich aufgestellt sind.