Vor kurzem erst mahnte Kimi Räikkönen an, dass die Formel 1 wieder aufregender und damit auch gefährlicher werden muss. "Die Formel 1 wird von Jahr zu Jahr langsamer und sicherer", beschwerte sich der Finne. Der Ferrari-Pilot zum Thema Risiko: "Wir wollen natürlich nicht, dass sich irgendwer verletzt, aber es macht die Dinge spannender. Der Sport muss ein wenig gefährlicher werden." Aber ist die Formel 1 wirklich nicht gefährlich? Und wollen die Fans tatsächlich Fahrer in Lebensgefahr sehen?

Unfall von Jules Bianchi: Formel 1 immer noch riskant

Dabei wurde erst kürzlich allen Fahrern, Teams und Fans wieder schmerzlich bewusst, dass die Formel 1 immer ein Spiel mit der Gefahr bleibt. Neun Monate nach seinem schweren Unfall in Suzuka erlag Jules Bianchi seinen Verletzungen und war damit seit Ayrton Senna 1994 der erste tote Fahrer in der Königsklasse. Auch wenn nach dem Unfall weitere Sicherheitsmaßnahmen beschlossen wurden, so zeigte er doch eines: Ein letztes Rest-Risiko kann bei Motorsport am Limit nie ausgeschlossen werden.

Bianchis Unfall erinnert an die Risiken im Motorsport, Foto: Sutton
Bianchis Unfall erinnert an die Risiken im Motorsport, Foto: Sutton

Ist nun etwa die MotoGP so viel riskanter als die Formel 1? Wenn man sich die blanke Statistik ansieht, gibt es auch in der Königsklasse auf zwei Rädern nicht viel mehr tödliche Unfälle als in der Formel 1. Die letzten beiden Piloten, die bei Rennen ums Leben kamen, waren 2011 Marco Simoncelli und 2003 Daijiro Kato. Es kommt allerdings häufiger zu Unfällen, die zum Glück meist glimpflich oder mit kleineren Blessuren ausgehen.

Wollen die Motorsport-Fans Unfälle sehen?

Es ist ein Vorwurf, den viele Motorsport-Fans direkt oder indirekt immer wieder hören - der Sport werde nur durch Unfälle interessant. Tatsächlich steigen bei schweren und besonders bei tödlichen Unfällen die Zuschauerzahlen sprunghaft an. Das liegt allerdings hauptsächlich an der stärkeren Präsenz in den Mainstream-Medien und dem Informationsbedürfnis der Menschen. Wenn jemand auf tragische Weise umkommt, möchte die Öffentlichkeit wissen, was passiert ist und warum.

Motorsport-Fans sind nicht per se kleine Voyeure, die gerne andere Menschen verunfallen sehen. Im Gegenteil, gerade nach schweren Unfällen wird vielen Fans das Risiko für die Sportler erst wieder bewusst. Spannung aber wird nicht durch das Potential für spektakuläre Crashes erzeugt, sondern durch Rennen auf höchstem Niveau, mit emotionsgeladenen Duellen und zahlreichen Überholmanövern bis zur letzten Kurve.

Mehr Tote in kleineren Serien

Gefährlicher als Formel 1 und MotoGP: TT auf der Isle of Man, Foto: Toni Börner
Gefährlicher als Formel 1 und MotoGP: TT auf der Isle of Man, Foto: Toni Börner

Tatsächlich ist es so, dass kleinere Rennserien wesentlich mehr Risiken aufweisen als die "Großen", Formel 1 und MotoGP. Da wäre zum Beispiel das Road Racing in Großbritannien und Irland, wo jährlich mehrere Tote zu beklagen sind. Während diese Serien sicherlich auch enthusiastische Fans haben und zum Teil, wie auf der Isle of Man, auch die Massen mobilisieren, sind sie doch weit von der Popularität der Königsklassen entfernt. Läge das Interesse der Menschen nun rein an den Gefahren, so müsste ja theoretisch der Straßenrennsport weitaus mehr Zuschauer haben als Rennen auf speziellen Rennstrecken. Demnach ist die Folgerung "Mehr Gefahr - mehr Spannung - mehr Zuschauerinteresse" sicherlich ein Trugschluss.

Es ist wohl schon so, dass das Fehlen von absoluter Sicherheit einen gewissen Nervenkitzel verursacht. Bis zu einem gewissen Grad macht die Gefahr vielleicht wirklich einen der vielen Reize des Motorsports aus. Aber den Sport rein darauf zu reduzieren, dass über höheres Risiko und schwieriger zu beherrschende Fahrzeuge mehr Spannung erzeugt werden sollte, ist auf jeden Fall zu kurz gedacht.