Die Formel 1 verabschiedete sich mit einem gehörigen Knall in die Sommerpause. Mercedes erlebte auf dem Hungaroring die schwerste Niederlage seit dem Anbeginn der Hybrid-Ära und brachte erstmals seit 28 Rennen keinen Piloten auf das Podium, während Sebastian Vettel die Gunst der turbulenten Stunde nutzte und seinen zweiten Saisonsieg feierte.

Der Ferrari-Pilot konnte seinen Rückstand auf WM-Leader Lewis Hamilton damit auf 42 Punkte verkürzen, was für den Briten zwar noch immer ein relativ beruhigender Polster ist, zumal Mercedes weiterhin über das beste Auto im Feld verfügt, doch Nico Rosberg liegt nur mehr 21 Zähler voran. Im Lager von Ferrari wittert man daher Morgenluft. "Wir werden versuchen, das Unmögliche möglich zu machen", versicherte Vettel nach seinem Erfolg in Ungarn.

Hochstimmung bei Ferrari, Foto: Sutton
Hochstimmung bei Ferrari, Foto: Sutton

Noch viele Punkte auf dem Spiel

Mika Häkkinen, ein erfahrener Beobachter der Szene, billigt dem Heppenheimer ebenfalls durchaus Titelchancen zu. "Vettel ist eine Gefahr, da die Saison erst halb zu Ende ist, und es steht noch eine große Zahl von Punkten auf dem Spiel", erklärt der zweifache Weltmeister gegenüber Hermes. "Vettel fährt derzeit äußerst überzeugend. Seine Leistungen sind Spitzenklasse", schwärmt Häkkinen vom Heppenheimer.

Dass Vettel den Sieg davontragen konnte, war nicht zuletzt einem schwachen Start der Mercedes-Piloten geschuldet. Und zu allem Überfluss kam Lewis Hamilton in der ersten Runde von der Strecke ab und fiel weit zurück, was auf dem überholfeindlichen Hungaroring bereits eine Vorentscheidung zu Ungunsten des Briten darstellte.

"Die Stelle, an der Lewis auf den Rasen geriet, ist wirklich schwierig, insbesondere am Anfang des Rennens. Der Bremspunkt liegt in der ersten Runde etwas anders, was mit der Hektik der ersten Runde zu tun hat", analysiert Häkkinen die Vorstellung des Mercedes-Piloten. "Er fuhr mehrmals am Anschlag, und es kam auch zu Berührungen. Es ist ein Wunder, dass er es ins Ziel geschafft hat."

Ernüchterung bei Mercedes, Foto: Sutton
Ernüchterung bei Mercedes, Foto: Sutton

Ricciardo unter Druck

Spektakel gab es auch im Mittelfeld - ganz zum Leidwesen von Valtteri Bottas, der von Häkkinen gemanagt wird. Max Verstappen schlitzte den Hinterreifen des Finnen auf, sodass dieser ohne Punkte blieb. "Dafür kann man keinem der beiden Fahrer die Schuld geben. Der hinten liegende Fahrer muss in dieser Situation sehr präzise sein, da der vor ihm fahrende in seinem Spiegel keinen besonders großen Bereich sieht", beurteilt Häkkinen die haarige Situation. "Vier Autos waren dort ziemlich eng beieinander. Es gab nicht viel Platz, da kann so etwas schon passieren."

Red Bull schaffte in Ungarn zum ersten Mal in dieser Saison den Sprung auf das Podium - allerdings in der etwas ungewöhnlichen Reihenfolge Daniil Kvyat vor Daniel Ricciardo, der mit Nico Rosberg kollidierte. Für Häkkinen durchaus ein Fingerzeig in Richtung des Australiers. "Teamkollege Daniil Kvyat gelingt es derzeit, Ricciardo unter Druck zu setzen, und deshalb gerät der Australier in Situationen, wie man es in Ungarn gesehen hat", so der Finne. "Ricciardo ist ein angesehener und guter Fahrer, aber er steht jetzt eindeutig unter Leistungsdruck."