Pro: Sicherheit steht über allem
Wenn der Unfall von Jules Bianchi eines gelehrt hat, dann das: Formel-1-Cockpits brauchen eine Haube oder eine Kuppel. Nur eine solche Vorrichtung schützt Piloten vor schweren Kopfverletzungen bei Crashs wie im Falle des verstorbenen Franzosen. Er war damals in Suzuka unter einen Bergungskran gerutscht. Ein geschlossenes Fahrzeug hätte den Aufprall deutlich abgemildert.
Doch Bianchis Fall ist nicht der einzige so gelagerte. Man muss nicht einmal die neun Monate bis zu seinem Unfall zurückgehen. Beim Österreich-GP in Spielberg im Juni dieses Jahres schob sich Fernando Alonsos Auto auf Kimi Räikkönens Ferrari und verfehlte den Finnen nur um Zentimeter. Der Crash hätte auch viel schlimmer ausgehen können - es sei denn, das Fahrzeug wäre mit einer Haube ausgestattet gewesen.
Gleiches gilt für fliegende Teile vom eigenen oder von anderen Autos, wie bei Felipe Massas Unfall in Ungarn 2009, als ihn eine Fahrzeug-Feder am Kopf traf. Eine Kuppel ist der richtige Schutz. Da hilft es auch nicht, die Seitenwände weiter hoch zu ziehen. Es muss sich um eine vollständige Abdeckung handeln.
Natürlich kann man mit der Optik argumentieren oder mit der Tradition der Formel 1, die sich eben durch ihre offenen Fahrzeuge von anderen Rennserien unterscheidet. Doch müssen nicht das Aussehen und die Historie - und sei sie noch so stolz und groß - hinter der Sicherheit der Fahrer zurückstehen?
Contra: Cockpithauben schaffen neue Probleme
Eine Cockpithaube ist nicht die praktikabelste und einfachste Lösung, um die Formel 1 sicherer zu machen. Sinnvoller wäre, das Chassis rund um den Fahrer noch besser zu polstern - die Wissenschaft steht bei der Entwicklung hochleistungsfähiger Schaumstoffe schließlich nicht still. Zudem könnte das Cockpit zumindest seitlich, wo es die Sicht und Bewegungsfreiheit nicht einschränkt, noch höher gezogen werden.
Auch eine kleine Windschutzscheibe, die in der Geschichte der Formel 1 schon mehrfach eingesetzt wurde, könnte Trümmerteile vom Kopf des Fahrers fernhalten. Seit Felipe Massas Kopfverletzung in Ungarn 2009 wird zudem umso emsiger an neuen Helmen entwickelt, die immer höheren Belastungen standhalten. Auch hier ist sicherlich noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht.
Eine Cockpithaube mag einige Probleme lösen, aber sie bringt auch neue mit sich. So ist es essentiell, dass sich ein Fahrer schnellstmöglich aus seinem Cockpit befreien kann. Dafür müsste gewährleistet sein, dass sich die Cockpithaube in jedem Fall öffnen lässt - also auch nach eventuellen Verformungen durch einen Unfall oder Feuer.
Auch das Thema Regen wirft Fragen auf. Müssen die Cockpithauben mit einem Scheibenwischer versehen werden? Was wenn dieser nicht funktioniert? Entsteht dann ein Risiko durch mangelnde Sicht? Nicht zuletzt stellt sich auch die Frage, ob es sich dann noch um einen Formel-1-Boliden im Sinne des Erfinders handelt oder um einen Le-Mans-Prototypen mit freistehenden Rädern? Bei aller Berechtigung des Strebens nach maximaler Sicherheit, sollte nicht die DNA des Sports geopfert werden.
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