Selten wurde so eifrig über die Zukunft der Formel 1 diskutiert wie während der laufenden Saison. Ist die Königklasse überhaupt noch eine Königsklasse? Was ist gut? Was war mal besser? Wo - Motor, Reifen, aggressivere Optik - muss sich die Formel 1 unbedingt verbessern? So gut wie jeder redet mit - vom Fan bis Bernie Ecclestone. Für die FIA Anlass genug, einmal grundsätzlich zu diskutieren, was der Motorsport insgesamt leistet und vielleicht zusätzlich leisten kann und muss, um die Fans (weiterhin) zu begeistern.

Bei FIA-Präsident Todt und Bernie Ecclestone herrschte zuletzt Uneinigkeit, Foto: Sutton
Bei FIA-Präsident Todt und Bernie Ecclestone herrschte zuletzt Uneinigkeit, Foto: Sutton

Dies geschah nun bei der Sportkonferenz der FIA in Mexico City. In einer großen Diskussionsrunde zum Auftag der mehrtägigen Veranstaltung saßen eine Vielzahl bekannter Größen der Szene zusammen, darunter Juan Pablo Montoya (Meister der Indy 500), Gene Haas (Haas F1 Team), Alejandro Agag (Chef der Formel E), Mark Miles (IndyCar), Joie Chitwood (Präsident des Daytona International Speedway) und Carlos Slim Domit (Chef von Telmex).

Spannende Inhalte besser verfügbar machen

Der Tenor: Spannende, interessante Inhalte auf der einen Seite und eine bessere Verfügbarkeit dieser (gegenüber anderen Sportarten) für den Fan auf der anderen Seite seien essentiell für eine erfolgreiche Zukunft des Motorsports an sich in einer hart umkämpften Medienwelt. Dabei könnten die Voraussetzungen gerade in Sachen Inhalt kaum besser sein, so der Konsens. "Ich denke, wir haben den besten Inhalt aller Sportarten - mit Boxenfunk-Kommunikation, Kameras im Auto, Slow-Motions, Live-Timings und Scoring-Daten", sagte etwa Daytona-Chef Chitwood.

All das müsse nur zeitgemäß an den Fan gebracht werden, also aktuell den Ansprüchen des digitalen Zeitalters und der Sozialen Medien entsprechen. Hier machten die Experten durchaus noch einigen Nachholbedarf aus. Die TV-Übertragungen der Events seien beispielsweise zwar noch immer relevant, doch sei es längst nicht mehr genug sich einzig auf das Medium Fernsehen zu limitieren.

"Unter sozialen Gesichtspunkten muss der Content verfügbar sein, wo auch immer du sitzt - ob du im Flugzeug bist oder Zuhause", sagte Chitwood. Gleich mehrere Redner ergänzten, das Versorgungsmodell der Vergangenheit sei durch ein Besorgungsmodell abgelöst worden. Heute wolle der Fan selbst entscheiden, wann und wie er Motorsport in den Medien konsumiere. Daher sei es Pflicht weitere Kanäle zu erschließen, aus denen sich die Fans bedienen könnten, und die idealerweise neue Fangruppen locken.

Dass die Fans nah dran sein wollen, beweisen regelmäßig überfüllte Boxengassen bei den Pitwalks am Donnerstag vor den Rennen, Foto: Sutton
Dass die Fans nah dran sein wollen, beweisen regelmäßig überfüllte Boxengassen bei den Pitwalks am Donnerstag vor den Rennen, Foto: Sutton

Live-Events als Lockmittel

Das Live-Erlebnis stehe dabei wohl an erster Stelle. "Wenn ich daran denke, wie die Leute vom Motorsport angezogen werden, dann ist es normalerweise eine Live-Erfahrung. Wenn wir dich an die Strecke bekommen, ist die Chance groß, dass du ein Fans wirst, weil du niemals etwas wie das gesehen haben wirst. Das hat mit Emotionien zu tun. Es ist die Audio, es ist visuell, es ist etwas für alle deine Sinne. Und wenn jemand erstmal zum Fan verwandelt wurde, dann folgt er der Sache, schaut es im TV oder nimmt an anderen Events teil", beschrieb Chitwood. Besonders wichtig sei daher, dass die Live-Erfahrung einen Mehrwert bietet, den man auf dem Sofa so nicht bekommt.

"Was die Indycars sehr gut machen ist, dass du Kontakt mit den Fahrern hast, wenn du zu einem Rennen gehst. Wir machen Autogrammstunden, sie können zu den Boxen gehen, die Autos anschauen. Es ist wie für die Fans designt. Das ist eine ganz andere Mentalität", verglich der zweimalige Indy-Champion Juan Pablo Montoya mit anderen Serien.

Die Sozialen Medien dürfe man abseits dessen auch nicht vergessen, sagte der 1-Million-Twitter-Follower-Mann. "Ich nutze es nicht so viel für die Racing-Seite, aber um den Fans zu ermöglichen zu sehen, wer ich außerhalb der Rennen bin. Im Rennen kriegst du, was du siehst. Draußen bin ich jemand, der Mountainbikes liebt, Windsurfen, meine Familie und das Fliegen - das bin ich. Das trennt den "großen Star-Fahrer" von dem normalen Menschen", beschrieb Montoya sein Beispiel.