Für Fernando Alonso war das Rennen in Österreich moralisch schon vor dem Start gelaufen, faktisch nach zwei Kurven. Der Unfall mit Kimi Räikkönen beendete nicht nur den Sonntag, sondern zerstörte nebenbei einige neue Teile, wodurch McLaren für die Testfahrten nach dem Wochenende umdisponieren musste. Viel schlimmer jedoch: der neu-eingesetzte Motor ist bei dem Unfall kaputt gegangen. Eigentlich müsste es in Silverstone also erneut eine Strafe geben. Doch der Spanier hofft auf Gnade.

"Es gab einige Gespräche mit der FIA und dem Team. Ich hoffe, dass wir da zu einer Lösung kommen. Ich bin zuversichtlich. Ich hoffe, der Motor, mit dem wir dieses Wochenende fahren, ist in Ordnung", so Alonso. Möglicherweise spielte er bereits auf die Änderungen an, die die Strategy Group auf den Weg gebracht hat. "Wenn wir dieses Wochenende gut hinbekommen - wir machen vielleicht nicht so viele Runden, lieber qualitativ hochwertige - dann haben wir ein gutes Wochenende", schätzt er die Situation aus seiner Sicht ein.

Der zweimalige Weltmeister hatte zuletzt mehrfach erklärt, dass die aktuelle Saison vorrangig ein Testjahr für 2016 ist. Probleme in der Vorbereitung sieht er trotz der vielen Schwierigkeiten nicht. "Wir müssen testen. Ich hoffe, wir können am Freitag so viel wie möglich testen und Samstag und Sonntag in Qualifying und Rennen so viele nützliche Informationen wie möglich bekommen. Das Team ist jung, viele neue Leute, besonders in Sachen Motor", verweist Alonso auf die üblichen Kinderkrankheiten, bevor er in philosophische Gedanken abtaucht. "Momentan ist es hart, aber in harten Momenten zeigt sich, wer die Besten sind und dann lernt man mehr. Manchmal gewinnt man vielleicht zu leicht und dann lehnt man sich zurück. Wenn man schwierige Momente erlebt, lernt man schneller und das werden wir tun", gibt er sich optimistisch.

104 Runden während der Testfahrten

Bei den Testfahrten in Spielberg fuhr Alonso am Mittwoch 104 Runden. Ein stattliches Programm, doch den Spanier verleitet das nicht zu Euphorie. "Beim Testen hat man immer noch Zeit, etwas zu verändern, wenn es ein Problem gibt. Im Rennen wäre man da raus", stellt er fest. "Wir haben aber natürlich in Spielberg Probleme identifizieren können, die wir schnell lösen wollen. Wir sind noch nicht 100 Prozent sicher bei der Verlässlichkeit des Autos, aber es ist schon besser", analysierte er.

Die Testfahrten sollen ein paar Verbesserungen gebracht haben, Foto: Sutton
Die Testfahrten sollen ein paar Verbesserungen gebracht haben, Foto: Sutton

Auch das Team sei seit seinem ersten Engagement in Woking deutlich besser geworden. Seinem Teamchef Ron Dennis, der zuletzt das aktuelle McLaren-Team als das beste aller Zeiten adelte, pflichtet der 33-Jährige daher bei. " Ja, ich denke schon. Vor allem im Vergleich mit 2007. Von den Technikern her haben wir einige der besten Leute in der Formel 1. Honda ist neu in der Formel 1, da ist es ein bisschen schwer. Leider hat man in der Formel 1 keine Zeit, etwas zu entwickeln. Alles muss sofort klappen", so Alonso.

Für die Zukunft der Königsklasse hat er seine ganz eigenen Vorstellungen. "Jeder hat da seine eigene Meinung. Es ist vor allem wichtig, auf die Fans zu hören. Am Ende kommt es auf sie an, also sollten wir nicht die Lösungen vorgeben", meint er. Um diesem einen Schritt näher zu kommen, führte die GPDA eine Umfrage unter den Zuschauern der Formel 1 durch. Alonso befindet sich dabei unter den drei beliebtesten Fahrern. Er gibt jedoch nicht allzu viel darauf. "Mir wäre es lieber, am Sonntag auf dem Podest zu stehen. Diesbezüglich sind die Ergebnisse vielleicht nicht ganz repräsentativ", so Alonso.