Die FIA Formel E bestreitet an diesem Wochenende das Finale der Premierensaison. Anfangs belächelt, entwickelte sich die Elektroserie zu einem vielbeachteten Projekt. Die Beteiligten gehen sogar davon aus, dass die erste Saison nur der Startschuss für eine rosige Zukunft war. Einer davon ist Richard Branson, der mit dem Virgin-Team einen eigenen Rennstall in der Formel E besitzt. Der Milliardär war auch in der Formel 1 aktiv; 2010 stieg er mit dem heutigen Manor Marussia-Team ein, zog sich aber bald wieder zurück.

Branson glaubt, dass die Formel E die Formel 1 mittelfristig überholen wird. "Ich denke, es gibt schon Platz für die Formel 1 in den nächsten paar Jahren", so Branson, der die Elektroserie für die Zuschauer jedoch als attraktiver einstuft. "Mit der Formel E kannst du immer noch die Autos hören, wenn sie durch die Kurve fahren. Aber wenigstens kannst du dich unterhalten und etwas trinken, während du es verfolgst, was du bei der Formel 1 nicht kannst", meint Branson. Daher schlussfolgert er: "Ich glaube, in den nächsten vier, fünf Jahren wird die Formel E die Formel 1 überholen, was das Zuschauerinteresse betrifft und auch Unternehmen, die auf saubere Energie setzen, werden andere Unternehmen überholen."

Etwas anders sieht es FIA-Präsident Jean Todt. Der Franzose hält nichts von einem Zweikampf der beiden Serien. "Wir müssen uns zuerst darauf konzentrieren, das Beste aus der Formel 1 zu machen und das Beste aus der Formel E zu machen. Die Frage macht für mich keinen Sinn. Wir wollen, dass beide Serien wachsen. Man sollte nicht verschiedene Serien miteinander vergleichen, das wäre Unsinn", formulierte es Todt deutlich. Insgesamt seien die beiden Serien zu verschieden, um sie zu vergleichen. "Das sind zwei verschiedene Shows. Auf der einen Seite haben Sie kurze Rennen, die in der City stattfinden, auf der anderen Seite haben Sie ganz andere Autos und Budgets. Wollen Sie ernsthaft die Budgets in der Formel E mit denen in der Formel 1 vergleichen?", fragt Todt.

Aktuell müssen die Fahrer noch das Auto wechseln, Foto: FIA Formel E
Aktuell müssen die Fahrer noch das Auto wechseln, Foto: FIA Formel E

Richard Branson zieht dennoch ein positives Fazit nach dem ersten Jahr Formel E. "Ich denke, es war ein unglaublicher Start. Es wird die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregen für die nächsten zwei, drei Jahre. Ich denke, es kann sehr schnell wachsen. In den nächsten 20 Jahren kann sich einiges ändern", prophezeit der Brite einen Kurswechsel in der gesamten Autoindustrie. "Die aktuelle Fahrzeug-Technologie ist veraltet und wird in den nächsten 20 Jahren verschwinden. Alles wird sauber sein. Autos mit Benzinmotoren sind kompliziert und veraltet. Elektroautos sind die Zukunft und Unternehmen, die in diesem Bereich entwickeln, werden den Markt dominieren", ist er sich sicher.

Zeitnah soll es nur noch ein Auto pro Rennen geben

Die Serie sieht Branson dabei in einer ähnlichen Vorreiterrolle wie die Formel 1 über die vergangenen Jahrzehnte. "Die Autos die heute auf den Straßen fahren sind besser und besser und besser und immer effizienter", lobt er die Errungenschaften der Königsklasse. Ein großer Makel der Formel E ist die geringe Haltbarkeit der Batterien, so dass die Fahrer in den Rennen ihre Autos tauschen müssen. Auch im Straßenverkehr ist die Reichweite der Elektrobatterien das Problem. Hierbei soll die Formel E helfen. "Es ist uns wichtig, Autos zu entwickeln, die ein ganzes Rennen Vollgas fahren können. Es gibt viele Leute, die daran arbeiten, dass man das Auto nicht wechseln muss. Das ist Formel E, dass Technologien sich weiterentwickeln", so Branson.

In fünf Jahren soll es soweit sein, dann sollen die Formel-E-Rennen nur in einem Auto bestritten werden. Jean Todt ist das jedoch zu lang. "Eine Menge Leute werden gefeuert werden, wenn es fünf Jahre dauert", lachte er. "Ernsthaft: Wir brauchen hier einen Zeitraum von weniger als drei Jahren, aber ich gebe keine Garantie, dass das klappt", so Todt.