Zwei Bestzeiten hat Sebastian Vettel Ferrari in Spielberg bereits gesichert. Sein Teamchef Maurizio Arrivabene schätzt ihn wegen seines Arbeitseifers, seiner präzisen Rückmeldungen und wegen seines Humors, wie er nun in einem Interview mit der FAZ verriet. "Sebastian ist so emotional, enthusiastisch, er tut uns gut. Ich bin beeindruckt davon, wie hart er arbeitet. Oft sitzt er bis nach Mitternacht da und sucht nach Lösungen für unsere Probleme."

Er habe bereits gewusst, dass er ein brillanter Fahrer ist. "Aber wie er im Cockpit agiert, mit wie vielen Details und Informationen er die Ingenieure versorgt und dabei gleichzeitig attackiert, sich verteidigt, das ist außergewöhnlich. Seine Rückmeldung über das Verhalten des Rennwagens ist ungemein präzise. Sebastian ist ein Profi, ein wahrer Weltmeister", schwärmt Arrivabene. "Und darüber hinaus ist er ein toller Mensch geblieben, er hat keine Allüren. Und er ist sehr lustig. Ich mag seinen Humor."

Zu Lachen hat Arrivabene nach eigener Aussage jedoch nicht viel. Spaß habe man im Urlaub oder auf einer Party. "Ich bin nicht hier, um Spaß zu haben", betont der Italiener. Dass er trotzdem Humor hat, beweist Arrivabene immer wieder mit markigen Sprüchen. So auch mit der Analyse des Rückstands auf Mercedes. "Natürlich schauen wir noch immer auf ihre Heckflügel, aber immerhin erkennen wir darauf schon die Schriftzüge der Sponsoren."

Das Mögliche schaffen, das Unmögliche anstreben

Als Rockstar sieht sich Arrivabene selbst nicht unbedingt, aber er hat eine klare Vorstellung davon, was einen Teamchef heutzutage ausmachen sollte. "Du musst vor allem ehrlich sein, ehrlich mit dir selbst und ehrlich zu den Fans da draußen. Als ich hier angefangen habe, sagte ich: Niemals werde ich lügen, eher sage ich einmal gar nichts", stellt er klar. "Dort draußen, hinter den Zäunen des Fahrerlagers, wächst eine Generation heran, die es nicht akzeptiert, wenn man ihnen etwas vormacht, wenn man ihnen Bullshit erzählt."

Arrivabene vergleicht seine Rolle als Teamchef bei Ferrari mit der eines Familienoberhaupts, das mal nett, mal gemein sein kann. Druck gehört für ihn zum Sport dazu, sobald man nicht mehr nur dabei sein will. "Wenn du alles willst, dann wächst dieser Druck manchmal bis in den Himmel, das ist normal. Alles, was dir bleibt, ist, fokussiert und konzentriert zu bleiben, das Mögliche zu schaffen und das Unmögliche anzustreben."