Erzähl mal von deinem Wochenende in Montreal?
Romain Grosjean: Wir haben für den Großteil des Wochenendes gut abgeliefert. Das Qualifying war recht zufriedenstellend und das Auto fühlte sich am Freitag und Samstag gut an. Im Rennen wartete dann mehr Arbeit und es hatte den Anschein als hätten wir nicht mehr die gleiche Pace wie am Samstag zur Verfügung gehabt. Sobald wir allerdings auf die weiche Reifenmischung wechselten, hatten wir wieder gute Rundenzeiten. Es sah recht gut für ein anständiges Ergebnis aus, aber dann kam es zur Berührung mit einem Manor und wir hatten Glück, dass wir uns noch in die Top-10 zurückkämpfen konnten.

Was passierte genau bei dem Überrundungsmanöver?
Romain Grosjean: Es ist immer schwierig, Autos zu passieren, die eine Runde zurückliegen. Du holst schnell auf, kannst dann aber nicht sicher sein, ob sie die blauen Flaggen gesehen haben und wann und wo sie dich passieren lassen. Ich dachte, dass der Performance-Unterschied auf diesem Streckenabschnitt, auf dem ich Will Stevens passiert habe, größer wäre, als er letztlich war. Ich dachte, ich wäre locker vorbei und konzentrierte mich auf den Eingang der nächsten Kurve. Ich war von dem Kontakt wirklich überrascht und dachte, er wäre hinten auf mich draufgefahren. Sobald ich nach dem Rennen die Videoaufnahmen sah, erkannte ich, dass es mein Fehler war. Ich entschuldigte mich sofort beim Team, denn sie hatten so viel Anstrengung in das Auto gesteckt. Ich habe Will direkt nach dem Rennen nicht gesehen, aber ich werde in Österreich noch persönlich mit ihm sprechen. Das ist aber sicher ein Fehler, der mir kein zweites Mal unterlaufen wird.

Romain Grosjean nimmt den Unfall mit Will Stevens klar auf seine Kappe, Foto: Sutton
Romain Grosjean nimmt den Unfall mit Will Stevens klar auf seine Kappe, Foto: Sutton

Gut, blicken wir auf Österreich voraus. Wie gefällt dir der Grand Prix?
Romain Grosjean: Die Location ist fantastisch und der Kurs ist großartig. Die Berge und die frische Luft erinnern mich ein bisschen an die Schweiz und der Kurs ist aufregend. Die Runde selbst ist nicht lang, verfügt aber über einen tollen Charakter. Die Start/Zielgerade ist recht akzeptabel und dann die Bergauf-Passage, bei der wir auf die volle Power des Autos beschleunigen. Das Anbremsen für die zweite Kurve ist spaßig, da es bergauf ist, damit kann man später als normal bremsen. Es gibt eine zweite DRS-Zone und einige Medium-Geschwindigkeitskurven und schon bist du zurück auf der Start/Zielgeraden. Sicherlich hatten wir vergangenes Jahr zu kämpfen, aber in diesem Jahr ist das Auto deutlich besser und ich freue mich schon darauf, das ganze Wochenende ans Limit zu gehen.

Wie du ansprichst, war Österreich 2014 ein sehr schwieriges Wochenende für Lotus. Wo siehst du in diesem Jahr die Verbesserungen?
Romain Grosjean: Wir haben deutlich mehr Potential in diesem Jahr. 2014 war die Formel 1 zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt wieder auf dem Kurs. Wir hatten bezüglich der Strecke eine Menge zu lernen - gleiches gilt für das Setup. Zudem hatten wir zu dieser Zeit mit einigen Schwierigkeiten an unserem Auto zu kämpfen. Wir bekamen die Reifen nicht in den Griff und das Paket für unsere Bremsen war nicht das richtige. Entsprechend war das Wochenende frustrierend - einige Zuverlässigkeitsprobleme oben drauf noch nicht einmal erwähnt. Dieses Jahr sollten wir deutlich besser aufgestellt sein.

Romain Grosjean freut sich auf kurze Flüge und lange Familienzeit, Foto: Sutton
Romain Grosjean freut sich auf kurze Flüge und lange Familienzeit, Foto: Sutton

Wie groß ist deine Vorfreude auf die restlichen Europa-Rennen in dieser Saison?
Romain Grosjean: Uns stehen ein paar großartige Rennen bevor und es ist nett, für eine Weile in Europa zu sein. Es ist kein Geheimnis, dass ich kein Freund von Jetlag bin. Es hat auch ein bisschen gedauert, bis ich mich nach dem Kanadatrip wieder akklimatisiert hatte. Durch die kürzeren Anreisen zu den nächsten fünf Rennen kann ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen und auch mehr Zeit in der Fabrik. Ohne die langen Flüge und unterschiedlichen Zeitzonen fühlt man sich auch frischer. Abgesehen davon sollten die kommenden fünf Rennen dem Auto gut liegen.

An diesem Wochenende steht mit dem 24h von Le Mans ein besonderes Highlight im Motorsport an. Wirst du es dir ansehen?
Romain Grosjean: Dieses Rennen habe ich schon sehr oft besucht, auch wenn ich lediglich 2010 selbst teilgenommen habe. Ich fuhr einen Ford GT und wir qualifizierten uns als Dritte unserer Klasse. Nach 171 Runden mussten wir aber leider aufgeben. Zu irgendeinem Zeitpunkt in der Zukunft würde ich es gerne nochmals versuchen. Es ist ein großartiges Event und das Interesse in Frankreich und dem Rest der Welt ist enorm. Ich verbringe das Wochenende mit meiner Familie, werde das Rennen aber sicherlich aus der Ferne betrachten.