Um die Formel 1 wieder spektakulärer zu machen und dem Publikumsschwund entgegenzuwirken, beschloss die Strategy Group im vergangenen Monat zahlreiche Maßnahmen. Dazu zählt auch die Wiedereinführung des Nachtankens, das vor einigen Jahren gestrichen wurde. In Stein gemeißelt ist diese weitreichende Regeländerung allerdings noch nicht, denn seitens der Teams gibt es einige Bedenken.

Momentan werden an der Box nur Reifen gewechselt, Foto: Sutton
Momentan werden an der Box nur Reifen gewechselt, Foto: Sutton

Aus diesem Grund findet am Wochenende im Rahmen des Kanada GP ein Meeting der Technikchefs statt, bei dem erörtert werden soll, ob das Comeback der Tankstopps tatsächlich positive Auswirkungen hätte. So wird etwa befürchtet, dass die Rennen in erster Linie durch Strategie an der Box entschieden werden könnten und nicht durch Überholmanöver auf der Strecke, was dem Ziel, die Königsklasse wieder spannender zu machen, widersprechen würde.

Zudem soll anhand von Berechnungen unter die Lupe genommen werden, ob das geringere Gewicht der Autos, das das Nachtanken mit sich bringen würde, nennenswerte Auswirkungen auf den Speed und den Verschleiß der Reifen hätte. Ist dies nicht der Fall, sprechen wenige Argumente für eine Rückkehr der Tankstopps. Die Formel 1 soll bis 2017 um rund sechs Sekunden schneller werden.

Skepsis bei den Teams

Hört man sich im Fahrerlager um, hält sich die Freude über die mögliche Regeländerung jedenfalls in Grenzen. "Ich persönlich bin gegen das Nachtanken, denn als wir es losgeworden sind, war dies aus sehr guten Gründen der Fall", erklärte Williams-Technikchef Pat Symonds. "Wir haben alle dasselbe getan und das Überholen fand nur mehr an den Boxen statt", erinnerte der Brite.

Symonds' Kollege bei Mercedes, Paddy Lowe, kann dieser Sicht der Dinge nur zustimmen. "Die Abschaffung des Nachtankens hatte zur Folge, die Anzahl der Überholmanöver zu steigern und hat zu mehr Strategien geführt."

Ein weiterer Aspekt, der gegen das Nachtanken spricht, sind die Kosten, die bekanntlich reduziert werden sollen, Tankstopps hätten allerdings den gegenteiligen Effekt und würden die Rennställe teuer zu stehen kommen. "Bei vier Equipments pro Team ist man schon eine ordentliche Stange Geld los. Dann muss man das Ganze auch noch um die Welt fliegen. Dazu braucht man wahrscheinlich mindestens vier Leute mehr, die an die Rennstrecke fliegen müssen und so weiter", verdeutlichte Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner.

Strategy Group hat das letzte Wort

Selbst wenn sich die Technikchefs in Montreal gegen das Nachtanken aussprechen sollten, liegt die finale Entscheidung bei der Strategy Group, die aus den Teamchefs der Top-Teams, der FIA und Bernie Ecclestone besteht. Erhält der Vorschlag grünes Licht, wäre als nächste Instanz die F1 Commission am Zug, ehe die Regeländerung vom World Motorsport Council ratifiziert werden müsste.