Liebe motorsport-magazin.com Leserinnen und Leser,

Bahrain war eine sehr schöne Erfahrung für mich. Die Strecke hat mir sehr gefallen und ähnelt ein bisschen dem A1-Ring in Österreich, allerdings ist sie größer und hat längere Geraden. Auch die vielen harten Bremszonen waren sehr gut, denn der Unterschied im Bremsen mit einem F1-Auto im Vergleich zu einem Rennwagen aus einer anderen Rennserie ist schon gewaltig. Für mich war es ganz wichtig das zu lernen und sehr spät zu bremsen. Im zweiten freien Training konnte ich dann schon richtig ans Limit gehen, was sich auch an den Zeiten sehen lassen konnte: Mit gleichem Setup war ich schneller als Baumgartner und 0,2 Sekunden langsamer als Gianmaria Bruni. Das war sehr positiv. Aber ich muss mich noch weiter verbessern. Mein Nachteil ist natürlich, dass ich noch nicht so viel mit einem F1-Auto gefahren bin.

Nach Bahrain habe ich viel trainiert. Ich habe zwar keine physischen Probleme, aber ich habe keine Ahnung, wie es ist, wenn man auch am Samstag und Sonntag fährt. Deshalb möchte ich sichergehen, dass ich 100 Prozent fit für einen GP bin. Das beste Training ist natürlich in einem F1-Auto zu fahren.

Ich bin jeden Tag um 7 Uhr morgens aufgestanden, was aber auch daran liegt, dass ich zwei Kinder habe, die früh wach sind. Ich habe viel Zeit im Kraftraum verbracht, kardiologisches Training gemacht und bin gelaufen. Meinen Trainer habe ich seit sechs Jahren. Er arbeitet auch mit Christijan Albers zusammen. Was wir auch trainiert haben, sind die Schultern wegen des HANS-Systems. Das drückt, aber man gewöhnt sich dran.

In Imola bin ich dreimal in der F3000 gefahren. Meine Resultate waren allerdings nicht so gut. Die Strecke ist ganz anders als die bisherigen und vor allem die Kerbs sind ganz wichtig. Diese muss man sauber absorbieren, was in der F3000 nicht so einfach war. Hoffentlich klappt dies mit einem F1-Auto besser.

Minardi hat nach Bahrain eine Woche im Windkanal neue Teile getestet. Vielleicht werde ich ein paar Teile in Imola testen. Auf meinem Programm stehen auch Setup und Reifen, aber Bridgestone hatte uns bisher immer einen Reifen empfohlen, der sich nach der Evaluierung auch als der bessere herausstellte. Vielleicht werden wir also keine Reifenvergleiche fahren. Hoffentlich kann ich mal mit weniger Benzin fahren. Das ist nicht das wichtigste, aber ich möchte wissen, wie sich ein Auto mit wenig Sprit anfühlt.

Was meine Sponsoren betrifft, so haben wir viel im Hinblick auf den Belgien GP gearbeitet. In Imola wird vielleicht ein Logo auf meinem Auto drauf sein, aber ohnehin kümmert sich mein Manager darum.

Minardi ist ein Team, welches sehr gute Leute hat. Wir sind aber limitiert im Budget und fahren einen Cosworth-Motor, der zwei bis drei Jahre alt ist. Unsere Augen sind auf Jordan und Jaguar gerichtet. Aber wir haben nicht so viel Geld für Neuentwicklungen oder Windkanaltests. Wenn wir das Budget von einem Top-Team wie McLaren hätten, würden wir vielleicht doch nicht Weltmeister werden, aber Podestplätze und Punkte wären drin.

Paul Stoddart ist ein wirklich guter Business-Mann. Er sagt immer was er denkt. Wenn was nicht gut ist, dann sagt er das. Das finde ich sehr gut. Wenn er nicht zufrieden ist, sagt er es auch. Er sagt immer was er denkt. Im Sport muss man so eine Mentalität haben.

Was Ferrari betrifft, so ist deren Schlüssel zum Erfolg die Konstanz. Schon seit vielen Jahren arbeiten die gleichen Leute mit Schumacher zusammen – auch damals bei Benetton. Das Auto wird natürlich auch immer besser, aber der große Unterschied zu den anderen ist, dass sie eingespielt sind. Alle kennen sich sehr gut. Der eine braucht den anderen nur anzuschauen und der weiß schon was zu tun ist. Dazu ist Schumacher ein Fahrer mit viel technischem Verständnis. Er redet sehr viel und alles ist bei Ferrari rund um den Fahrer gebaut. Der muss sich wie zu Hause fühlen und mit 200 Prozent dabei sein. Das ist ganz wichtig. Bei McLaren sagte man nach dem Weggang von Senna, dass man auch mit anderen Fahrern die WM gewinnen kann und dass das Auto im Mittelpunkt stehen soll. Allerdings macht ein Fahrer sehr viel für ein Team aus. Er ist nicht nur eine kleine Komponente.

In Richtung Imola werde ich am Donnerstagmorgen abreisen. Zunächst gibt es dann einige Gespräche mit meinen Ingenieuren und dann werde ich die Strecke ein bis zweimal zu Fuß abgehen. Ich kenne sie zwar schon, aber es gibt immer kleine Änderungen und die muss man sehen.