Herr Berger, wie sehen Sie das Ergebnis des Meetings der Strategiegruppe, das am Freitag veröffentlich wurde?

Gerhard Berger: Im Grunde wurde nichts entschieden, was aber auch nicht weiter verwunderlich ist. So geht das ja schon lange. Die Leute, die in dieser Gruppe sitzen, verstehen genug vom Motorsport. Wenn die so entscheiden, dann empfinden sie Änderungen für nicht notwendig. Somit bleibt im Grunde alles beim Alten.

Ist es überhaupt je möglich in einer Gruppe, in der Vertreter von Ferrari, Mercedes und Red Bull sitzen, zu einem konkreten Ergebnis zu kommen?

Gerhard Berger: Der Konflikt der verschiedenen Interessen ist jedes Mal vorprogrammiert. Trotzdem sind das die wichtigen Leute, die die Fäden in der Hand halten und man kann davon ausgehen, dass sie ihre Gründe dafür haben, eben nichts zu entscheiden.

Zumindest zu kleinen Entscheidungen konnte man sich durchringen. Etwa bei der freien Reifenwahl ab 2016 oder dem Comeback der Tankstopps ab 2017. Sind aber nicht gerade das Maßnahmen, die die Zuschauer nur noch mehr verwirren und die Sache undurchsichtiger machen?

Gerhard Berger: Die Ideen der Vordenker in dieser Gruppe werden schon ihren Sinn haben. Aber natürlich stellt man fest, dass sich alles ein wenig im Kreis bewegt in den letzten Jahren. Einmal sind Tankstopps erlaubt, dann wieder nicht, mit den Reifen verhält sich das ähnlich. Wir können nur hoffen, dass diese getroffenen Entscheidungen sich als richtig erweisen.

Auf eine Regelung zu einer möglichen Budgetobergrenze konnte man sich wieder nicht einigen. Wie wichtig wäre aber genau diese angesichts der finanziellen Engpässe vieler Teams?

Gerhard Berger: Ich bin mir nicht sicher, ob eine Budgetobergrenze tatsächlich der richtige Weg wäre. Klar ist aber, dass die grundsätzliche Budgetproblematik eines der größten Probleme der Formel 1 ist. Die Teams mit den nötigen Budgets fahren vorne weg und die anderen verhungern. Da ist nicht genügend Balance drin. Ich glaube, eine Budgetobergrenze ist schwer zu kontrollieren und da stehen sich auch zu viele Interessen gegenüber. Die einen wollen so etwas, die anderen nicht.

Was wäre für Sie ein gangbarer Weg aus dieser Finanz-Misere?

Gerhard Berger: Das lässt sich leider nicht so einfach beantworten. Es arbeiten einige Leute an Lösungsansätzen. Das muss genügen.

Auch über mögliche neue Rennformate wurde diskutiert, letztlich aber nichts entschieden. Finden Sie das klassische Rennformat mit einem zweistündigen Grand Prix noch attraktiv genug für die Zuseher?

Gerhard Berger: Ich bin grundsätzlich dafür, das Basisformat beizubehalten. Alle Änderungen sind nicht zielführend. Ich vergleiche die Situation gerne mit Fußball. Dort wird auch so gut wie nie etwas verändert. Elf Spieler, ein Ball, zwei Tore, 90 Minuten - das ist einfach und jeder versteht es. So eine Stabilität bringt für einen Sport sehr viel.