Österreich jubelt ausgelassen und Deutschland schüttelt ungläubig das Haupt. So könnte man das heutige Geschehen im Albert Park zu Melbourne treffend zusammenfassen.

Beginnen wir also mit unseren jubelnden Nachbarn: Während Patrick Friesacher bei seinem GP-Debüt das Minimalziel die schwarz-weiß karierte Flagge zu sehen erreichte, fuhr Christian Klien sogar in die Punkte!

"Das Auto war konstant und die Boxenstopps waren okay", so das Fazit des jungen Vorarlbergers. "Es war ein sehr positives Rennen für uns und es ist großartig beim ersten Saisonrennen Punkte geholt zu haben."

Landsmann Patrick Friesacher zeigte sich unterdessen trotz eines "schwierigen Rennens" damit "zufrieden", dass er sein erstes F1-Rennen beenden konnte. "Besonders da wir das Auto noch nie unter solchen Bedingungen getestet haben." Patrick bekam aber mit jeder Runde "mehr Vertrauen" in sein neues Arbeitsgerät.

Ähnlich erging es auch dem einzigen Deutschen, der die Zielflagge zu Gesicht bekam: Toyota-Mann Ralf Schumacher, der jedoch nach den Wetterkapriolen vom Samstag "einem großartigen Ergebnis" nachtrauert. "Ich musste wegen eines Problems mit dem Sicherheitsgurt einmal mehr in die Box kommen. Danach war das Rennen für mich vorbei, aber ich pushte weiter, da man bekanntlich nie wissen kann was in Melbourne passiert."

Unter diesem Motto stehen auch die Ereignisse der 42. Rennrunde, in welcher Michael Schumacher aus der Box kommend vor Nick Heidfeld einscherte und danach mit dem Williams des Mönchengladbacher kollidierte.

"Das ist kein optimaler Auftakt für uns Deutsche", bilanzierte ein ziemlich verärgerter Nick Heidfeld vollkommen richtig. "Zu dem Unfall mit Michael denke ich, dass mein Verhalten in Ordnung war. Er kam nach seinem Boxenstopp nicht sehr gut aus der ersten Schikane heraus, weil er nicht auf der Ideallinie war. Ich fuhr neben ihn und hätte ihn ausbremsen können, aber er ließ mir absolut keinen Platz und drängte mich auf das Gras, wo man natürlich nicht bremsen kann. Da kann sich jeder sein eigenes Bild machen."

Michael Schumachers Bild von der Situation zeigt derweil einen normalen Rennunfall: "Bei diesen Zwischenfällen gibt es immer unterschiedliche Meinungen und meine ist, dass es unmöglich ist einen von uns dafür zu beschuldigen", enthielt sich der Champion jeglicher Schuldzuweisungen. "Ich sah ihn als ich aus der Box kam nah hinter mir und ich machte klar, dass ich meine Position verteidige. Dann verlor ich plötzlich den Sichtkontakt in den Spiegeln und fuhr in die Kurve als ich getroffen wurde. Ich habe es schon im Fernsehen gesehen: Heidfeld war im Gras und hatte nicht die volle Kontrolle über sein Auto. Ich kann ihn nicht dafür beschuldigen, dass er versucht hat mich zu überholen. Das ist einfach dumm gelaufen. Mein Auto war danach leicht beschädigt, weswegen es keinen Sinn machte weiter zu fahren."

Dennoch nimmt der amtierende Weltmeister auch einige positive Lehren aus dem Australien-Wochenende mit in den Rest der Saison: "Wir waren konkurrenzfähig und das obwohl wir das letztjährige Auto eingesetzt haben", bilanzierte der zweifache Familienvater. "Das zeigt, dass unser Vorjahreswagen konkurrenzfähiger ist als ich dachte – und das ist eindeutig positiv für die nächsten Rennen..."