Unglaublich, aber wahr: Kimi Räikkönen startet in Bahrain zum ersten Mal seit fast zwei Jahren aus einer der ersten beiden Reihen. Zum letzten Mal gelang dem Finnen dieses Kunststück beim Deutschland GP 2013. "Es macht einem das Leben einfacher, so lange wir einen guten Start haben", freute sich Räikkönen über den nahezu ungewohnten Vorstoß auf Platz vier.

Dennoch war der Finne mit seiner Ausbeute nicht zufrieden, schließlich lag er am gesamten Wochenende vor seinem Teamkollegen Sebastian Vettel, der schlussendlich Zweiter wurde, nur im entscheidenden Q3 hatte er das teaminterne Nachsehen. "Es gab mehr Grip als ich erwartet habe. Ich hätte an manchen Stellen etwas härter pushen können", erklärte Räikkönen, was nicht optimal lief. Zwar erwischte er auch eine Kurve nicht ideal, doch das habe keine großen Auswirkungen gehabt. "Ich hätte einfach an manchen Stellen mehr pushen können, weil überraschend guter Grip war."

Entscheidender Start

Vettel gelang es, sich zwischen die beiden Mercedes zu schieben, was Räikkönen aus Ferrari-Sicht naturgemäß freute. "Das hängt von Strecke zu Strecke ab", meinte er hinsichtlich des Kräfteverhältnisses zwischen Rot und Silber. "Wir wissen, wo es uns auf sie noch immer fehlt. Manche Strecken liegen ihnen besser und manche uns. Der Abstand wird an manchen Orten kleiner, aber im Rennen sind wir für gewöhnlich knapper dran."

Trotzdem habe die Scuderia noch immer viel Arbeit vor sich. "Wir wollen immer an der Spitze sein - egal ob im Qualifying oder Rennen", formulierte Räikkönen den Anspruch von Ferrari. "Wir können nicht zufrieden sein, wo wir heute stehen, wir wollen weiter vorne sein und immer um die Top-Plätze kämpfen. Aber es war ein positiver Tag. Noch nicht ideal, aber es ist ein guter Startpunkt für morgen."

Was ist gegen Mercedes möglich?, Foto: Sutton
Was ist gegen Mercedes möglich?, Foto: Sutton

Räikkönen und Vettel wussten am Freitag mit bärenstarken Longruns zu überzeugen, die deutlich unter den Zeiten von Mercedes lagen. Gehen die Roten daher gar als Favorit ins Rennen? "Es hängt viel davon ab, was in der ersten Runde passiert", wollte sich Räikkönen auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com nicht in die Karten schauen lassen. "Hoffentlich gelingt uns ein guter Start, aber man weiß nie, was im Rennen passiert. Wir müssen das Beste geben."

An den Reifen sollte eine gute Anfangsphase jedenfalls nicht scheitern. Der Start erfolgt bekanntlich mit jenen Pneus, die auch in Q2 zum Einsatz kamen. "Wenn man einen großen Fehler macht und blockiert, kann man den Vorderreifen zerstören, aber sie sind absolut okay", beruhigte Räikkönen, der aber auch noch Luft nach oben sieht. "Der Reifenverschleiß ist gut, aber wir wollen ihn noch verbessern", erklärte der Routinier. "Das ganze Auto muss gut funktionieren, damit die Reifen so lange wie möglich halten, aber man trotzdem schnell ist. Es ist immer ein Kompromiss."

Nicht nur der Motor ist besser

Im Vorjahr erlebten Räikkönen und Ferrari in Bahrain das vielleicht schmerzvollste Rennen der Saison. Auf der Strecke mit ihren vier langen Geraden war man ob des Power-Defizits nicht annähernd konkurrenzfähig, was sich über den Winter allerdings grundlegend geändert hat. "Die Motorenleute und unser Team haben einen guten Job gemacht. Es gibt noch immer Dinge, die in diesem Bereich zu verbessern sind und sie wissen was sie tun, es geht also vorwärts", lobte Räikkönen, der aber in allen Bereichen deutliche Fortschritte ortete. "Das ganze Paket ist besser", strich er hervor. "Das ganze Team hat gut zusammengearbeitet, um dieses Auto zu bauen. Es ist eine Teamleistung."

Im Gegensatz zu Mercedes bringt Ferrari in Bahrain einen neuen Motor zum Einsatz. Die Silberpfeile setzen noch immer auf jene Power Unit, die auch beim Saisonauftakt im Auto steckte. "Wir mussten nicht wegen Problemen wechseln, sondern weil wir es so geplant hatten", erläuterte Räikkönen die Vorgehensweise von Ferrari. Ob das einen Vorteil gegenüber Mercedes bedeuten könnte, wollte der Iceman nicht abschließend beurteilen. "Unterschiedliche Teams haben unterschiedliche Pläne", hielt er fest. "Wir wissen nicht, wie ihr Motor ist."