Der Rechtsstreit zwischen Sauber und Giedo van der Garde überschattete den Saisonauftakt in Australien. Der Niederländer behauptete, er hätte für die Saison 2015 einen gültigen Fahrervertrag mit dem Schweizer Rennstall. Selbst unter der Androhung einer Zwangspfändung knickten Monisha Kaltenborn und ihr Team nicht ein und setzten Marcus Ericsson und Felipe Nasr wie geplant in die beiden Boliden.
Schätzungsweise 15 Millionen Euro musste Sauber auf das Konto des geschassten Ex-Piloten Van der Garde überweisen, um eine Einigung zu erzielen. "Es fühlte sich seltsam an", sagte der Niederländer dem Magazin Formule 1. Damit meinte er die Sitzanpassung in Melbourne, die ein Gericht angeordnet hatte.
"Es ist schwierig, zu beschreiben, was ich durchmachen musste - meine Freundin Denise kann das bestätigen", rekapitulierte Van der Garde. "Aber ich wusste, dass ich einfach cool bleiben muss. Ich muss einfach zum Team gehen und sagen 'Hallo, ich bin hier, um zu fahren.' Aber dann ging ich durch das Motorhome und niemand sagte etwas. All die Leute, mit denen ich zusammen gearbeitet habe, ignorierten mich."
Der Niederländer weiter: "Ich ging also zum Team-Manager Beat Zehnder und er zeigte mir den Rennanzug und die Schuhe und sagte nur 'Hier'. Ich zog mich vor der Sitzanpassung in der Garage um. Da merkte ich, dass die Pedale für Marcus Ericsson eingestellt waren. Nichts wurde geändert. Nur zwei Mechaniker waren da. Alle anderen wurden weg geschickt. Das war wirklich seltsam, denn normalerweise hätten sie ja in der Box arbeiten sollen."
Van der Garde wusste nicht, was den Mitarbeitern in der Box von der Teamleitung mitgeteilt worden war. "Aber ehrlich gesagt sollten sie sich eingestehen, dass sie ihre Gehälter nur wegen unserer frühen Zahlungen 2014 beziehen können. Und dann sind wir plötzlich Feinde, was natürlich Unsinn ist", redete sich der Niederländer den Frust von der Seele.
Er versteht, dass die Sauber-Mitarbeiter ihre Jobs gefährdet sahen. "Aber ich denke, wir hätten etwas mehr Anerkennung verdient gehabt", so Van der Garde. "Nur die Ingenieure verhielten sich normal und sagten zu mir: 'Wenn ich so behandelt worden wäre, würde ich auch für mein Recht einstehen.' Es ist schön, wenn einem solch Respekt entgegen gebracht wird, auch von vielen Fahrern und Teamchefs."
Der Streit ist für ihn nun abgehakt: "Alles in allem ging es gut aus. Klar, ich bin jetzt raus und mein Traum ist geträumt. Aber ich denke, das könnte die Formel 1 ändern." Diese Aussage kommt nicht von ungefähr: "Ich habe mit Alexander Wurz gesprochen, der ja der Fahrergewerkschaft GPDA vorsteht", sagte Van der Garde. "Und er besteht darauf, dass es in der Formel 1 fairer zugehen muss. Ich hoffe, er wird damit Erfolg haben. Denn so etwas darf nicht noch einmal passieren."
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