Die Dominanz-Debatte innerhalb der Formel 1 setzt sich in Malaysia nahtlos fort. Bei Mercedes herrscht weiter großes Unverständnis über Red Bulls und Christian Horners Forderung nach einer Motorenanpassung, um größere Chancengleichheit zu gewähren. So konnte sich Lewis Hamilton noch gut an die Jahre erinnern, als Sebastian Vettel die Formel 1 nach Belieben dominierte, während er mit Chrom- und Silberpfeilen hinterhergurkte. "Es ist lustig und interessant, dass diese Meinung von jemandem stammt, der so viel Erfolg hatte", sagte der Brite mit Bezug auf Red Bulls Teamchef Horner.

Vor allem der Zeitpunkt störte Hamilton, der damit in den Kanon von Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff einstimmte. Allgemeiner Tenor der Silberpfeile: Die Saison hat doch gerade erst begonnen. "Man muss bedenken, dass wir erst ein Rennen gefahren sind", sagte der amtierende Weltmeister. "Da finde ich es lustig, dass es jetzt schon solche Kommentare gibt." Allerdings knüpfte Mercedes beim Saisonauftakt dort an, wo das Team im vergangenen Jahr aufgehört hatte: mit absoluter Überlegenheit.

In Melbourne wurde Red Bull von Mercedes überrundet, Foto: Sutton
In Melbourne wurde Red Bull von Mercedes überrundet, Foto: Sutton

Rosberg: Unglaublich

Beim Doppelsieg der Silberpfeile in Australien lag die Konkurrenz am Ende etwa eine halbe Minute zurück. Das sorgte für reichlich Verstimmung, vor allem seitens Red Bull mit seinem schwächelnden Motorenpartner Renault. "Ich finde es unglaublich, dass Forderungen kommen, man müsse etwas egalisieren - besonders nach einem Rennen", hatte Nico Rosberg kein Verständnis für Christian Horners jüngste Aussagen.

Rosberg weiß seit der Saison 2014 wie sich eigene Dominanz anfühlt - er kennt aber auch die andere Seite der Medaille. "Ich bin von Anfang an hier dabei bei Mercedes und habe nur Dominanz der anderen erlebt", so Rosberg auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Teilweise habe ich ganz schön gelitten - also relativ gesehen. Ich habe harte Zeiten durchgemacht, in denen nichts möglich war. Ich kam zu Rennen und wusste, dass ich keine Chance habe und irgendwo hinten rumkurven muss."

Mercedes fuhr in Australien in seiner eigenen Liga, Foto: Sutton
Mercedes fuhr in Australien in seiner eigenen Liga, Foto: Sutton

Das coolste und schnellste Auto

Im Gegensatz zu Red Bull habe sich Mercedes allerdings nicht beschwert während der schwierigen Anfangsjahre des Werksteams, führte Hamilton aus. "Für mich persönlich war es ein großer Schritt zu einem Team zu gehen, das jahrelang eine solch schwache Performance gezeigt hat", sagte der Brite. "Sie hatten nicht den gleichen Erfolg wie die anderen Teams, haben sich aber nie beschwert, um sich zu rechtfertigen. Sie haben einfach hart gearbeitet. Wir haben gemeinsam Fortschritte gemacht und sind jetzt das beste Team."

Dabei hätte Mercedes in den vergangenen Jahren keinen Vorteil gegenüber der Konkurrenz genossen. Hamilton: "Wir haben das auf Grundlage der Regeln geschafft, die für alle gelten. Und das mit den gleichen Ressourcen wie die Top-Teams. Darauf können wir stolz sein und das zeigt wie toll dieses Team ist." In Rosbergs Worten klang das wie folgt: "Jetzt, nach langer und harter Arbeit, habe ich die Möglichkeit, mit einem richtig coolen Auto Rennen zu gewinnen. Mit dem schnellsten Auto! Das ist ein Riesenmoment."

Der Dominator der vergangenen Jahre, Sebastian Vettel, wollte sich nur bedingt zur angespannten Situation zwischen Red Bull und Mercedes äußern. "Ich bin nicht mehr dort. Deshalb kann ich nicht beurteilen, was da los ist", sagte der Ferrari-Pilot in Malaysia. "Es ist nie schön, wenn du deine Streitereien in der Öffentlichkeit austrägst. Ich weiß, dass beide Seiten sehr professionell sind, sowohl die Chassis-Seite in Milton Keynes, als auch die Motor-Seite in Viry-Chatillon. Ich bin sicher, dass sie wahrscheinlich nicht da sind, wo sie sein wollen. Aber sie sind ein starker Mitbewerber und sie werden zurückkommen."