Mario Andretti feiert am 28. Februar 2016 seinen 76. Geburtstag. Der Formel-1-Weltmeister von 1978 wurde 1940 im italienischen Montona geboren, das heute zu Kroatien gehört. Bereits als 19-Jähriger emigrierte er mit seinen Eltern in die USA, wo er gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Aldo bei Rennen in den kompakten Midget-Cars seine Karriere im Motorsport begann.

Andretti brachte es später bei 128 Rennstarts in der Königsklasse auf zwölf Siege und 18 Pole Positions. Auch bei den legendären Indianapolis 500 triumphierte er 1969. Zudem gewann er 1984 die US-amerikanische IndyCar-Meisterschaft. Andretti gilt somit als einer der vielseitigsten Piloten im Motorsport.

Die Geschichte von Mario Andretti ist auch die des Amerikanischen Traumes. "Wir wollten reich werden und mit zwanzig wieder in Italien sein", erklärte der Rennfahrer viele Jahre später mit Blick auf den Weg des Zwillingspaares. Doch wie es das Schicksal wollte, machte der gebürtige Europäer Mario Andretti eine ganz andere, typisch amerikanische Karriere. "Der beste Vertrag meines Lebens war 1964 die Einbürgerung", scherzte er einmal - wohl wissend, wovon er sprach. Das Land mit den scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten hatte ihm eine eindrucksvolle Weltkarriere ermöglicht.

Mario Andretti 1970 beim Großbritannien GP der Formel 1 im March-Ford, Foto: Sutton
Mario Andretti 1970 beim Großbritannien GP der Formel 1 im March-Ford, Foto: Sutton

Im Alter von 29 Jahren war sein Sieg 1969 in Indianapolis dabei der Grundstein für alles, was folgen sollte. Dass das Naturtalent Andretti schnell war, hatte es jedoch schon ein Jahr vor dieser Initialzündung demonstriert. Beim Großen Preis der USA versuchte Andretti sich in Watkins Glen erstmals für ein Formel-1-Rennen zu qualifizieren. Es wurde ein Sensationserfolg ohnegleichen: Pole-Position im Lotus-Ford! Wenngleich Andretti im Rennen am folgenden Tag ausschied, hatte er in der Vollgasbranche seine Visitenkarte hinterlegt - und das mehr als eindrucksvoll.

Bei vereinzelten F1-Einsätzen für Lotus sah Andretti 1969 zwar nie die Zielflagge, im Jahr darauf bestritt er im March-Ford jedoch immerhin fünf Rennen. Bereits beim zweiten Saisonauftritt in Spanien konnte er mit Platz drei seine erste Podestplatzierung holen, bei den folgenden Läufen des Jahres fiel er jedoch erneut aus. Die nächste Zielankunft des Italo-Amerikaners hatte es dafür wieder in sich: Zum Auftakt der Weltmeisterschaftssaison 1971 sicherte Andretti sich in Südafrika vor Jackie Stewart und Clay Regazzoni seinen ersten Grand-Prix-Sieg - und das ausgerechnet in seinem allerersten Rennen für Ferrari. Die Heimkehr des verlorenen italienischen Sohnes war somit in gewisser Weise perfekt.

Andretti (rechts) 1970 beim Österreich GP, Foto: Sutton
Andretti (rechts) 1970 beim Österreich GP, Foto: Sutton

Da Andretti aufgrund seines parallel laufenden Engagements in Amerika und bei diversen Sportwagenrennen jedoch nie die komplette F1-Saison bestritt, reichte es am Ende des Jahres nur zu Platz acht. 1972 sprang sogar nur der zwölfte Rang heraus. Immerhin erzielte Andretti in jenem Jahr auf der Langstrecke beachtliche Erfolge und gewann unter anderem in Daytona. Außerdem fuhr er einen seiner insgesamt drei Sebring-Siege ein. 1973 trat er erst gar nicht in der Königsklasse an und im Folgejahr lediglich bei den beiden Rennen in Kanada und den USA.

Es schien bereits so, als werde seine Formel-1-Karriere enden und der Sieg beim Südafrika-GP 1971 sein einziger bleiben. Doch 1975 kehrte Andretti nach Europa zurück, um sich erstmals eine komplette Saison lang auf das Oberhaus des Motorsports zu konzentrieren. Für das Team Parnelli erlebte er im hinteren Feld zwar ein frustrierendes Jahr und holte lediglich zwei Punktplatzierungen. 1976 wechselte er jedoch zurück zu Lotus und krönte seinen neuerlichen Aufschwung am Saisonende mit zwei dritten Plätzen. Beim legendären Finale in Japan sicherte sich Andretti sogar seinen ersten Sieg seit 1971. Er profitierte dabei auf der Strecke in Fuji auch von den sintflutartigen Regenfällen, die Niki Lauda aufgeben ließen und James Hunt zum Champion machten.

Mario Andretti trotzt beim Saisonfinale 1976 dem Regen und gewinnt, Foto: Phipps/Sutton
Mario Andretti trotzt beim Saisonfinale 1976 dem Regen und gewinnt, Foto: Phipps/Sutton

1977 meldete sich Andretti dann endgültig in der Weltelite zurück. Mit vier Saisonsiegen wurde er am Ende der Saison starker Dritter im Klassement. Ein Jahr später setzte er sich dann die Krone der Formel 1 auf. Der Lotus-Bolide erwies sich als das Maß der Dinge und Andretti konnte die Läufe in Argentinien, Belgien, Spanien, Frankreich, Deutschland den Niederlanden gewinnen. Ausgerechnet bei seinem zweiten "Heimrennen" in Monza fiel dann auch die Titelentscheidung. Teamkollege und Titelrivale Ronnie Peterson verunglückte beim Start schwer und erlag am folgenden Tag seinen Verletzungen. Andretti war der Titel so nicht mehr zu nehmen - wenn auch auf die denkbar traurigste Weise.

Sportlich lief nach dem großen Karrierehöhepunkt jedoch nicht mehr viel zusammen. Weder Andretti noch das legendäre Lotus-Team schienen sich gut von den tragischen Ereignissen des Vorjahres erholt zu haben. Mit lediglich einem mageren dritten Platz in Spanien schloss der Titelverteidiger die Saison 1979 auf einem enttäuschenden zwölften Gesamtrang ab.

Mario Andretti bei den Daytona 500 1967, Foto: NASCAR
Mario Andretti bei den Daytona 500 1967, Foto: NASCAR

1980 verschlimmerte sich die Lotus-Krise sogar noch. Andretti wurde im Gesamtklassement 20. und holte nur bei seinem Heimrennen in den USA als Sechster einen WM-Punkt. 1981 wechselte der damals bereits 41-Jährige zu Alfa-Romeo. Erfolg wollte sich jedoch auch dort nicht einstellen. Zu Beginn der Saison 1982 schien die F1-Karriere Andrettis einmal mehr beendet - erst recht, als ein einmaliger Auftritt für Williams beim USA GP in Long Beach im April floppte.

1982: Noch einmal Ferrari

Doch seine Geschichte in der Königsklasse nahm erneut eine Wendung - und dies hatte wieder einen tragischen Hintergrund. Im Mai verunglückte Ferrari-Star Gilles Villeneuves in Belgien tödlich. Drei Monate später hatte auch dessen Teamkollege Didier Pironi einen schweren Unfall und musste die Saison beenden. Daraufhin bat Enzo Ferrari Altmeister Andretti, ihm auszuhelfen. Gesagt, getan: Der Italo-Amerikaner stellte das rote Auto bei seinem Comeback im Königlichen Park zu Monza auf die Pole Position - und die Tifosi flippten völlig aus.

Es war ein weiterer dieser Momente, die zur großen Magie der Scuderia beitrugen, zumal es im Rennen überdies zu Rang drei reichte. Zum Finale der Saison 1982 beendete Andretti mit dem Rennen auf dem Caesars-Palace-Parkplatz in Las Vegas dann endgültig seine F1-Karriere. Im Anschluss konzentrierte er sich ganz auf seine Auftritte in der amerikanischen Formelszene, in der er fast noch erfolgreicher war als in der Königsklasse.

Andretti begeisterte die Ferrari-Fans mit seinem Auftritt in Monza 1982, Foto: Sutton
Andretti begeisterte die Ferrari-Fans mit seinem Auftritt in Monza 1982, Foto: Sutton

Neben seinem Titelgewinn 1984 konnte er sich in der IndyCar-Serie zweimal als Meisterschaftsdritter feiern lassen. Über zehn Jahre lang fuhr er dabei auf höchstem Niveau und erreichte am Saisonende immer eine Top-10-Platzierung. Ende 1994 hörte Andretti zwar im Monoposto auf - Sportwagen fuhr er aber noch weiter. Achtmal startete er bei den legendären 24 Stunden von Le Mans, wo er 1983 und 1995 mit einem dritten und einem zweiten Rang sogar aufs Podium fahren konnte. Dank seiner Söhne Michael und Jeff sowie seines Enkels Marco sind die Andrettis eine der größten amerikanischen Motorsport-Dynastien.