Wieder einmal geistert im deutschen Medienwald die nackte Angst umher – denn Dauerweltmeister Michael Schumacher und seine Scuderia Ferrari mussten bei den Wintertests mit dem Übergangsmodell F2004M bislang einen Rückstand von rund einer Sekunde hinnehmen. Da nützt es wenig, wenn die Ferrari-Verantwortlichen und auch Michael Schumacher beruhigende Worte in den Raum stellen und darauf verweisen, dass die Ferrari auch im letzten Jahr keine sensationellen Testzeiten in den winterlich kühlen Asphalt brannten….

Und so macht die Bild-Zeitung den F2004M zum "Pannen-Ferrari", wird auf deutschen Internetseiten von einem "roten Alarm" bei einer "der Konkurrenz hinterher hechelnden" Scuderia berichtet. Und wenn dann auch noch Bruder Ralf Schumacher in England erklärt, dass zurzeit "Renault und McLaren am stärksten" seien und "erst dann Ferrari kommt", ist sowieso der Hut am Brennen…

Natürlich haben die derart Besorgten nicht Unrecht, denn bei den Testfahrten erwiesen sich tatsächlich Renault und McLaren-Mercedes als die Schnellsten. Kimi Räikkönen sorgte für ehrfurchtvolles Staunen, als er mit dem neuen McLaren-Mercedes MP4-20 beinahe seinen eigenen Rundenrekord pulverisiert hätte, trotz der vom Regelwerk reduzierten Aerodynamik und der vorgeschriebenen Motorenlebensdauer von zwei Rennwochenenden.

Wie schon im Jahr 2003 wird Ferrari die ersten Rennen mit einem Übergangsmodell bestreiten. Der neue F2005 wird am 25. Februar vorgestellt und im Anschluss getestet werden. Laut Bild am Sonntag soll man in Maranello jetzt in Erwägung ziehen, den F2005 nicht in Spanien, sondern bereits in Imola einzusetzen. Da dies aber das vierte Saisonrennen wäre, die Motoren bekanntlich zwei Rennwochenenden über halten müssen und die Aggregate der beiden Modelle nicht kompatibel sein sollen, würde der Einsatz des F2005 in Imola einem Motorwechsel gleich kommen, müsste man also eine Rückversetzung um zehn Startplätze in Kauf nehmen…

Roter Alarm oder Panikmache? Wie so oft liegt die Wahrheit höchstwahrscheinlich irgendwo dazwischen. Und wie immer gilt: Erst in Melbourne wird man einen klaren Eindruck über die Kräfteverhältnisse erhalten. Sicher geben die Testzeiten aus Barcelona und Valencia eine Richtung an – doch jetzt von einer schweren Krise oder gar einem alarmierenden Rückstand der roten Renner zu sprechen, wäre verfrüht. Auf alle Fälle aber könnte man sagen: Für den Sport und dessen Spannungsgehalt wären ein Aufrücken der Konkurrenz respektive ein ausgeglichenes Kräfteparallelogramm allemal erfreulich...